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Kleinkems, ehem. Fähranleger

Die Kleinkemser Fähre 1840
Die Route der Rheinüberfahrt zwischen Klein- und Großkembs 1840. Karte: Carte Cours du Rhin 1840, Blatt F02, Detail. Grafik: MASEK / MS.
Zufahrt zur Kleinkemser Fähre 1777
Karte: Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe H Blansingen 6. Verkleinerte Kopie (1840, Feldmesser G. Schorb) einer Karte von 1777 (Geometer J. Garny). http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1683611. Veröffentlichungs- + Vervielfältigungsrechte: Landesarchiv B-W.

Beschreibung

Von der Rheinfähre zwischen Kleinkems und (Gross)Kembs erfahren wir erstmalig 1341 ("navigio, vulgariter dicto far"). Diese ´Fahr´ ist geteilt - "das halb Var, uf dem Rhin zu Kembs, dem mann spricht daß halb bündt" heißt es 1530. Wer wann aus welcher Hälfte Einnahmen kassiert (und im Gegenzug für den Betrieb zuständig ist, und wie das in der Praxis aussah) ist nicht zu klären. Der Bischof von Basel, die Klöster St. Alban, St. Georgen, Murbach? Ab 1413 ist für die Kleinkemser Hälfte das Kloster St. Blasien zuständig, das Fährrecht gehört nun zum klösterlichen Dinghof unten im Ort.

Um 1768 streiten sich die Schiffer von Groß- und von Kleinkems um die Rheinüberfahrt. Im 19. Jahrhundert ist es dann Kleinkems, das die Fähre betreibt bzw. verpachtet. 1869 verzichtet Kleinkems zugunsten des Großherzogtums Baden auf sein Recht zum Fährbetrieb - gegen eine Einmalzahlung von 340 fl., zahlbar bar aus der Staatskasse in Lörrach.

Während die Fähre auf der Rheinlauf-Karte von 1852 noch eingetragen ist, fehlt sie in der nächsten Auflage von 1872. Der Fährbetrieb war eingestellt. Die Rheinbaumaßnahmen haben dieser Fähre den Garaus gemacht.

Im 18. und 19. Jh. hat man mehrfach die Landestelle verlegt. Auch die Route des übersetzenden Schiffleins war immer wieder anders - mal halbwegs gerade über den Fluss, mal im Zickzack zwischen Kiesbänken und Inseln hindurch.

´Fahr´ (´Far´, ´Var´) haben wir hier mit Fähre übersetzt, und die Überfahrt-im-Zickzack nicht extra unterschieden. Das mittelalterliche ´Far´ kann jedoch auch Furt bedeuten. Das nächstgelegene ´Fahr´ flussab verband Rheinweiler mit Niffer (= ´Neu-Far´), flussauf gab es eine gefährliche Furt bei Istein und seit dem 13. Jh. in Basel eine Rheinbrücke. Während der verschiedenen Kriegszüge des 17. und 18. Jahrhunderts schlugen die Truppen verschiedene Behelfs- und Schiffsbrücken über den Fluss.

Im späten 19. Jahrhundert werden Drahtseilfähren und Schiffbrücken errichtet, u.a. bei Istein und bei Kirchen. 1924 ist die Zeit der Drahtseilfähren am südlichen Oberrhein schon wieder vorbei - sie mußten dem Binnenschiffsverkehr weichen.

 

(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)