Mitten im Ort lag die 2. Synagoge von Kirchen, zwischen Abbruchkante des Bergrain und der Landstrasse nach Eimeldingen. Lag, sie existiert nicht mehr. Synagoge mit Lehrerwohnung, daran angebaut die Mikwe, dem Frauenbad, im Keller, darüber die Schule. Gegenüber das Schachthaus.
Die Synagoge sei Totalschaden, und werde auch nicht wieder aufgebaut - so schreibt die Neubauleitung Wiederaufbau am 17.07.1941. Wie das "Gelände, auf dem die ehemalige Synagoge stand" zukünftig genutzt werde, sei noch nicht entschieden.
Es gibt viele Fotos, die die Beschuß-Schäden des Kriegs-Jahres 1940 dokumentieren. Darunter nicht eines, welches die kaputte Synagoge zeigt. Dem Museum in der ´Alten Schule´ ist bislang nur ein einziges Schadens-Foto mit Synagoge untergekommen: abgebildet eher zufällig im Hintergrund, Beschädigungen an ihr sind nicht erkennbar.
Selbstredend war auch die Kirchener Synagoge Angriffs-Ziel während der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938. Sie wurde geschändet und verwüstet; die Juden von Kirchen wurden zusammengetrieben und mußten zuschauen; am Tag danach wurde die 8. Volksschulklasse dorthin geführt; die Mehrzahl der jüdischen Männer wurde verhaftet und mehrere Wochen in Dachau interniert.
Eingeweiht wurde die Synagoge im Jahr 1831. Schon ab 1822, verstärkt ab 1823, regten sich Stimmen, die für Kirchen einen Synagogen-Neubau wünschten. 1828 sind alle bürokratischen Hürden überwunden. Ein erster (zu aufwendiger) Entwurf wird vom Directorium des Dreysamkreises abgelehnt. Ein zweiter (sehr schlichter) Entwurf fällt bei der Gemeinde Kirchen durch. Schlußendlich entsteht ein repräsentatives Gebäude in ägyptischem Stil, erbaut von Zimmermeister Fingerlin aus Haltingen.
Sparen-am-falschen-Platz (und wohl auch Pfusch-am-Bau) trüben die Freude am Neubau ab 1846; immer wieder sind Reparaturen notwendig. Größere Renovierungen finden 1879 (Mikwe) und 1895 (Synagoge) statt.
Die Inschrift über dem Portal lautete (Psalm 118,20):
"Dies ist das Tor zum HERRN, Gerechte ziehen durch es hinein".
(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)