Das Haus Friedrich-Rottra-Strasse 31 sieht nicht so aus, aber tatsächlich ist dies die erste Synagoge Kirchens.
Bis Ostern 1789 hatte die jüdische Gemeinde einen Raum im bzw. einen Anbau am Haus Basler Strasse 45, der für Gottesdienste und als Gemeindezentrum diente. Nun brauchte aber Julius Bloch diesen Raum selbst, und eine Alternative musste her.
Der Gemeindevorsteher Moses Samuel bittet also um die Erlaubnis, dass die jüdische Gemeinde eine eigene Synagoge errichten darf. 1795 ist diese gebaut; bis 1831 schlägt hier das religiöse Herz der Gemeinde. 1803 ist (mal wieder) eine Sondersteuer für (mal wieder) die Bezahlung von Kriegskosten fällig, und selbstredend werden auch die jüdischen Einwohner Kirchens zur Kasse gebeten. Gut für Historiker: so erfahren wir die Namen aller Haushaltsvorstände. Auch die "Judenschule", die Synagoge, zahlt. Auf 600 Gulden wird der Wert des Hauses dafür taxiert.
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wird es in der Synagoge eng - zu eng, ein Neubau entsteht. Das Gebäude Friedrich-Rottra-Strasse wird zum Armenhaus bzw. Wohnhaus für mittellose Angehörige der jüdischen Gemeinde umgewandelt. 1871 wird das Haus verkauft und danach als normales Wohnhaus genutzt.
(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)