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Efringen

Efringen im Jahr 1894
Historische Fotographie von Efringen (Vordergrund) und Kirchen (Hintergrund) aus dem Jahr 1894. Museum in der "Alten Schule", Inv.-Nr. 1991/0533.
Efringen - Ortsimpression
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.
Efringen - Ortsimpression
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.
Efringen - Ortsimpression
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.
Efringen - Ortsimpression
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.
Efringen - Ortsimpression
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.

Beschreibung

Efringen ist ein Ortsteil von Efringen-Kirchen.

Efringen ist die nördliche Hälfte des heutigen Zentralortes der Gemeinde. Efringen liegt teils auf der oberen Schotterterrasse des Rheintals, teils am Hang des Schafbergs.


Geschichtliches

Eher zufällig ist Efringen der älteste Ortsteil von Efringen-Kirchen: vor 1900 entdeckte man "in den Widmen" ein Grab, das Grab eines Mädchens. Ihre Familie hatte ihr eine Perlenkette umgelegt, aus farbenfrohen Glasperlen - top-modisches Accessoire des frühen bis mittleren 7. Jahrhunderts.

Unansehnlich und spektakulär zugleich ist der Rest eines Frauenschuhs aus der Hutgasse. Der Lederschuh wurde in den Jahrzehnten um 700 getragen, und er ist ein absolutes Unikat: er hatte eine genagelte Sohle. Schuhe von unten her mit Nägeln zu spicken, war in römischer Zeit üblich und den geschotterten Straßen geschuldet. Mit dem Ende des Römischen Reiches kam auch das Ende des genagelten Schuhs. Eigentlich.

Über die Zeit bis ca. 1100 wissen wir über das Dorf und seine Bewohner nichts. Bis 2013 galt eine Schenkung des Walcho von Waldeck als die älteste Nennung des Ortes in einer Urkunde. St. Blasien bekam aber schon zuvor Güter in Efringen übereignet. An dem komplizierten Tauschgeschäft beteiligt war Bischof Burkhart von Basel. Dieser starb am 12.04.1007, die Urkunde selbst trägt leider kein Datum.

St. Blasien hatte in Efringen einen Dinghof. Das machten alle Grundherren gleichermaßen: zu versuchen, Besitz und Ansprüche zu konzentrieren, mit einem "Verwaltungssitz" möglichst in der Mitte. Da viele Klöster hier Besitztümer, Rechte und Leute hatten, gibt es viele Ding- und Meierhöfen, mancherorts gleich mehrere verschiedener Herren. Im Dinghof werden die Abgaben gesammelt, Frondienste organisiert, kleinere Vergehen der zugehörigen Leute geahndet. Rechte und Pflichten des Meiers, des Grundherren, der zinspflichtigen Bauern, der Leibeigenen sind vertraglich fixiert - die älteste (bekannte) Dinghofordnung von Efringen wurde kurz nach 1352 verfasst.

Efringen teilt als Winzer- und Bauerndorf in den folgenden Jahrhunderten das Schicksal seiner Nachbarn, mit allen Höhen und Tiefen.


Europaweit bekannt wird Efringen - anders als die meisten Nachbarorte - in den 1840er-Jahren. Durch den Eisenbahnbau.

Selbst im hintersten Winkel Niederösterreichs liest man in der Zeitung vom neuen Touristenziel Efringen: die Arbeiten an der Bahntrasse zwischen Schliengen und Efringen sind ein must-see! Selbst als 1848 die Badische Staatsbahn die (vorläufige) Endstation Efringen erreicht, ist es en vogue, den Zug schon in Schliengen zu verlassen und zu Fuß bis Efringen zu gehen. Vermutlich auf den Bahngeleisen, heutzutage keinesfalls empfehlenswert. Als Bahn-End-Station taucht Efringen in der Berichterstattung zur Revolution 1848 und 1849 regelmäßig auf. Und dann verschwinden 1849 und 1852 auch noch Fässer voller Geld. Nicht zugestellt durch die Speditions-Station Efringen ...

Durch die Eisenbahn und die damit zusammenhängende Neu-Ansiedlung vieler Behörden und Betriebe überflügelt Efringen das bis dahin bedeutendere Kirchen. Ein herber Schlag für die Kirchener. Es kam noch schlimmer. 1845 bat Efringen um "Errichtung einer Anhalt-Station an der Eisenbahn in hiesigem Ort", und natürlich stand dann "Efringen" auf dem Schild. Erst 1877 konnten Kirchener Bürger eine Umbenennung in "Efringen-Kirchen" erreichen.

 

(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)