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Huttingen - jüdische Familien 1575

Mosse, Marx und Mosse - Huttingen 1576
Archives de l"ancien Évêché de Bâle Porrentruy B 216 Blatt 51: Aufstellung der jüdischen Haushalte in Huttingen, 1576. Permalink: https://archives-aaeb.jura.ch/detail.aspx?ID=77543. Veröffentlichungs- + Vervielfältigungsrechte: AAEB Porrentruy. Textmarkierung: MS.
Huttingen 1768
Eher Signatur als Ortsplan - Huttingen auf einer Karte von 1768. Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe H Efringen 4, 1768 / Geometer Enckerlin. Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1700082. Veröffentlichungs- + Vervielfältigungsrechte: Landesarchiv B-W.
Huttingen 1777
Huttingen (eher summarisch) samt Nikolauskapelle, 1777. Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe H Istein 5, 1777 / Geometer M. Gürtler. Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1717416. Veröffentlichungs- + Vervielfältigungsrechte: Landesarchiv B-W.
Huttingen, im Dorf
Foto: Museum in der ‘Alten Schule’ / Maren Siegmann.

Beschreibung

Irgendwo in Huttingen haben sie gewohnt, im Jahr 1575: "Mosse, Judt zu Huttingen", und "Marx, vnd Mosse, Juden daselbsten". Wir wissen nicht, wo. Der Standort hier ist willkürlich gewählt!

 

Zwei jüdische Familien. Drei Männer, samt Ehefrauen (zwei? drei?), Kindern, unverheirateten Verwandten und/oder Dienstboten. Wir wissen nichts über diese Menschen - leider. Nur, dass sie im März bzw. Mai 1575 eine Wohnerlaubnis für Huttingen erhalten haben, befristet auf 5 Jahre.

Weitere jüdische Familien lebten in Istein, in Weil an der Wiese, in Kandern, in Altingen (ein verschwundenes Dorf bei Schliengen), Mauchen, Steinenstadt, in Bad Krozingen, Teningen, Wolfenweiler. Größere jüdische Ansiedlungen gab es in Sulzburg und in Schliengen.

Die Geschichte jüdischer Familien im Markgräflerland des 16. Jahrhunderts ist kurz. Die Nachrichten beginnen mit David (und seiner Familie) in Grenzach 1534, und sie enden 1580/81 mit dem Wegzug der letzten jüdischen Einwohner von Schliengen.


Die Stadt Basel hatte ihre jüdischen Einwohner schon 1542/43 vertrieben. Allerdings dürfen jüdische Händler und Gewerbetreibende als Pendler (gegen saftige Gebühren) die Stadt tagsüber betreten. Vielleicht hat Schmol Jud, den wir 1544 in Weil an der Wiese antreffen, zuvor in Basel gelebt? Er zahlt jedes Jahr 40 Gulden in bar sowie 24 Ellen Samt-Stoff an die markgräfliche Verwaltung.

Die meisten Ex-Basler jüdischen Glaubens werden aber nicht irgendwo im Hinterland auf das Dorf gezogen sein - das funktioniert nur, wenn er/sie zuvor schon dorthin Kontakte hatte, und er/sie von dort aus die Geschäfte problemlos weiterführen kann. "Echte" Stadtmenschen mit städtischem Geschäftsmodell wandern aus; für die meisten Basler Juden vermutet man, dass sie ab 1543 im Gewimmel italienischer Metropolen zu finden waren.

1577 starb Markgraf Karl II. Damit verloren alle von ihm ausgestellten Schutzbriefe ihre Gültigkeit. Man beschließt, alle Juden nach dem regulären Ablauf ihres Schutzbriefes aus sämtlichen Territorien auszuweisen. Spätestens 1582 hat es keine jüdischen Familien in Baden-Durlach mehr gegeben.

Die christlichen Einwohner Schliengens hatten schon von Bischof Melchior verlangt, er möge die Juden aus Schliengen ausschaffen. 1575 wird Christoph Blarer von Wartensee zum Bischof von Basel gewählt. Blarer hatte sich (um gewählt zu werden) verpflichtet, die in seinen rechtsrheinischen Dörfern ansässigen Juden zu vertreiben. Die Betroffenen konnten dies bis 1579 hinauszögern. Ab 1580/81 jedoch sind Schliengen, Altingen, Mauchen, Steinenstadt, Istein und Huttingen ´judenfrei´.

Allerdings: in den linksrheinischen Herrschaftsbereichen des Fürstbischofs wohnen die jüdischen Einwohner unbehelligt (bis 1694), und in Zwingen wird kurz von 1581 ein jüdischer Friedhof neu eingerichtet. Was hoffen lässt, dass sich die aus dem Amt Birseck/Schliengen Vertriebenen in und um Zwingen niederlassen durften.

 

(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)