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Kirchen - jüdischer Friedhof

Jüdischer Friedhof
Foto: Museum in der ‘Alten Schule’ / Maren Siegmann.
Jüdischer Friedhof
Den Schlüssel zum Friedhof erhält man im Rathaus Efringen-Kirchen. Foto: Museum in der ‘Alten Schule’ / Maren Siegmann.
Jüdischer Friedhof
Foto: Museum in der ‘Alten Schule’ / Maren Siegmann.
Jüdischer Friedhof
Foto: Museum in der ‘Alten Schule’ / Maren Siegmann.

Beschreibung

Zwischen Gewerbegebiet, der alten Bahntrasse der 1840er-Jahre und der neuen Bahntrasse in den Katzenbergtunnel hinein liegt der Friedhof der jüdischen Gemeinde von Kirchen.

Der Friedhof ist seit 1939 aufgelassen. Er hat die Zeit des Nationalsozialismus und den Krieg halbwegs gut überstanden. Friedhofsschändungen 1965, 1973, 1977, 2003 haben jedoch schwere Schäden hinterlassen: mindestens 70 Steine umgestoßen, zahlreiche Inschriften unwiederbringlich zerstört.

Deshalb ist das Friedhofstor abgeschlossen. Der Friedhof kann und darf besucht werden - den Schlüssel bekommt man im Rathaus Efringen-Kirchen, Hauptstrasse 26.


Im Jahr 1865 hat die jüdische Gemeinde Kirchen ihren eigenen Friedhof angelegt. Bis dahin hat man Verstorbene aus Kirchen nach Lörrach gebracht, ein langer und mühsamer Weg. Dazu kamen organisatorische Querelen und Kabbeleien um die fälligen Begräbnisgebühren. Bis 1878 lagen Lörrach und Kirchen im Streit - elf Jahre nach der Anlage des ersten Grabes in Kirchen.

Den (alten) jüdischen Friedhof in Lörrach hatte man 1670 als Begräbnisstätte für alle Schutzjuden in der Herrschaft Rötteln angelegt. Ein Gulden Begräbnisgeld für jeden jungen, zwei Gulden für jeden alten Juden waren an die herrschaftliche Kasse zu zahlen, und landesfremde Juden kosteten das doppelte.

Eigentlich sehen die religiösen Vorschriften vor, einen Verstorbenen umgehend zu beerdigen. Die langen Wege ebenso wie bürokratische Vorgaben machten dies aber i.d.R. unmöglich.


Ewige Totenruhe. Niemand wird wieder ausgegraben. Das unterscheidet jüdische von christlichen Friedhöfen; die Verweildauer im christlichen Grab ist endlich. Nach dem Ablauf der (bezahlten) Liegezeit verschwindet hier auch der Grabstein. Jüdische Gräber sind angelegt für die Ewigkeit. Und so bleiben auch die Grabsteine stehen, bis sie irgendwann aus dem Lot geraten, sich neigen und schlußendlich umfallen. Sind jüdische Friedhöfe zu klein, und können sie nicht erweitert werden, hilft zur letzten Not, den Friedhof dick mit Erde zu überdecken und "neu" anzufangen. Alte und lang genutzte jüdische Friedhöfe wachsen so in die Höhe, und die Toten liegen in mehreren Lagen übereinander.

Keine Blumen. Alle Gräber ohne Blumenschmuck, keine Kerzen, kein Krimskrams. Der Boden mit Schotter bedeckt, ggf. kleinere Steine auf dem Grabstein. Der Toten wird anders gedacht.


Die älteren Grabsteine (hinten links) sind sehr schlicht gestaltet. Die jüngeren Grabsteine (rechts) wurden nach den gleichen Vorlagen geschaffen, wie die Grabsteine für christliche Verstorbene. Den Grabstellen die Namen der Verstorbenen zurückzugeben, hat 1978 Axel Huettner getan.

Ab 1990 hat das Landesdenkmalamt alle jüdischen Friedhöfe in ganz Baden-Württemberg erfasst und jeden einzelnen Stein dokumentiert, fotografiert und dessen Inschrift (so vorhanden) transkribiert und übersetzt. Diese Mammutaufgabe sollte 2004 abgeschlossen sein (das hat fast geklappt). Bei dieser Bestandsaufnahme 1992 waren auf dem Kirchener Friedhof noch 107 Grabsteine vorhanden, der älteste gesetzt 1867, der jüngste aus dem Jahr 1926.

 

(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)