Burkhard Widemer zu Egringen und Sohn verkaufen Lehngüter zu Egringen an Ulrich, Leutpriester zu St. Martin in Basel. Das war am 23. Oktober 1329. Die Urkunde - schön geschrieben auf Pergament - gibt es noch, und eines der verkauften Grundstücke liegt in der Flur genannt "Judenacker". Der "Judenacker" wird noch im ausgehenden 17. Jahrhundert in Zinsverzeichnissen genannt.
"Item fünff Jucharten ackher und Matten an ein ander gelegen, im Judenackher. Einseits gegen Hanß Hemmers reben von Egringen, anderseits neben Martin Schopferer, stoßen gegen maugenhard auf Hanß Linders reben, von Egringen, gegen Mappach aufff Hanß Hemmer, und erst gedachts Linders seligen erben von Egringen und geht der weg von Mappach gen maugenhardt dardurch." (1570)
Nach den Beschreibungen muß der "Judenacker" in etwa dort gelegen haben, wo in neueren Karten das "Judenholz" eingetragen ist, ein Fleckchen Erde bei Maugenhard, das mal zu Mappach, mal zu Egringen gehört hat.
"Jude" im Flur-/Gemarkungs-Namen steht für Taugt-Nix, ist Mies und Minderwertig. Das gilt für Flurnamen aus dem 19. und 18. Jahrhundert, egal, ob heute noch in Gebrauch, oder von der Landkarte verschwunden. Aber 1329? Nein, 1329 hat ein Judenacker seinen Namen anderswoher. Und, nein, woher der Namen kommt, wissen wir nicht.
In Basel stirbt 1300 ein Herr, Berthold genannt "Der Jude". Um 1300 wird für Matten Zins gezahlt, die auf Schliengener Gemarkung liegen, und zwar "Nebend Hans iuden". Manche Leute tragen zu dieser Zeit ´"Jud" als Beinamen (bzw. man hat ihnen diesen Spitznamen verpasst). Wieder andere haben "Jud" als Familienname. War einer von ihnen Besitzer oder Pächter des Ackers? War der Acker an einen ´richtigen´ Juden verpfändet? Haben Basler (oder andere) Juden dort (koscheren) Wein angebaut oder anbauen lassen?
Wissen wir nicht, leider.
(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)