775 oder 778 schenkt Atta der Kirche des Hl. Gallus, die gebaut ist in dem Dorf genannt Agurincas, zwei Hörige (Adalrich und Waltrud). Von dieser ersten Kirche steht nichts mehr. Überregional bekannt ist die Egringer Kirche trotzdem: wegen einer Goldschmiedearbeit von 1487. Ein Kelch aus vergoldetem Silber, geschaffen wohl von Georg Schonhauer. Schonhauer - ein Colmarer Goldschmied - wirkte einige Jahre in Basel, es existieren sogar noch einige der für den Egringer Kelch genutzten Bleimodel. Gearbeitet wurde der Kelch vermutlich für ein Dominikanerkloster (Colmar?), er ist auf unbekannt-verschlungenen Wegen mindestens einmal überarbeitet nach Egringen gekommen.
"AIs man zalt von Christi unseres hern gepurt tusend vierhundert subentzig und dri jor, uff den nechsten Suntag vor sant laurencien tag, ist der chor und fronaltar der pfarrkyrchen zu Egringen durch den wuerdigen herrn herr Niclausen von Gottes und des heiligen stulsz zu Rom gnade wyhebischoff zu Basel und von sundern erloben und bevehlen des hochwuerdigen fuersten und herrn herr Herman von Gottes gnaden bischoff zu Constantz gewyhet worden. Und ist der obgemeldt altar gewyhet in der ere der heiligen und unteilberlichen Dryfaltigkeit, der hochgelopten jungfrouwen und maget Marien, sant Jacobs des mereren und sant Gallen."
Weihe des Chors und Fronaltars am 08.08.1473 durch den Bischof von Basel (in Vertretung des eigentlich zuständigen Bischofs von Konstanz). Dies muß ein Großereignis gewesen sein!
Der Weihe vorausgegangen waren umfangreiche Bau-/Reparaturmaßnahmen. Irgendwann zuvor - wohl im 13. Jh. - hatte die Galluskirche ihren ersten Turm bekommen. Die nächste Großbaumaßnahme: Versetzung der Außenwände des Langhauses nach außen und Erhöhung des Langhauses. Die neuen Wände bemalte man mit Weihekreuzen - vor der Einführung der Reformation 1556. 1556 oder in den folgenden Jahren muß es auch in Egringen einen Bildersturm gegeben haben - Heiligenstatuen wurden ihre Attribute und Gesichter und dem spätgotischen Chorgestühl die geschnitzten Skulpturen abgeschlagen.
Die nächsten Jahrhunderte bringen für die Kirche einen steten Wechsel von Zerfall und Reparatur. Ebenfalls im steten Wechsel: die Baupflicht, sprich, wer ist zuständig für die Instandhaltung von was? Eigentlich zahlen die Gläubigen des Dorfes genau dafür Zehnte und Quarten, und eigentlich ist klar geregelt, wer für Reparaturen sorgen und aufkommen muß. Uneigentlich sind die Verhältnisse spätestens seit der Reformationszeit verworren, und der Schwarze Peter der Baupflicht geht wie eine heiße Kartoffel von Hand zu Hand. Das ist eigentlich in jedem Ort so.
Allein von den Gläubigen bezahlt waren 1749 die vier Glocken. Eine große Glocke von 18 Zentnern hatte es hier einmal gegeben - diese war aber 1749 lange umgeschmolzen in drei kleinere Glocken.
Zerfall 1723, Teilreparatur 1754, Zerfall 1768, Teilreparatur 1769, Zerfall 1819, Zerfall 1869, Reparatur 1929, Zerfall 1974. Am 14. Mai 1975 - dem offiziell gefeierten 1200jährigen Jubiläumsjahr der Kirche! - beschließt der Gemeinderat deren Schließung.
Vor der Reparatur gab es noch eine archäologische Ausgrabung. Nein, die karolingische Kirche fand man nicht. Aber die Saalkirche aus dem 13. Jahrhundert, 17m lang und 6m breit.