Ein Schulpalast! Etwas neidisch war man schon, in den Nachbardörfern, auf das neue Schulhaus in Efringen. Das war 1912. In die Zeitung hat es die Eröffnung des Schulhauses leider nicht geschafft - die Schlagzeilen gehörten einem niegelnagelneuen Luxus-Dampfer und einem Eisberg.
Der Neubau war lange überfällig. Bis dahin teilten sich Rathaus und Schulhaus das Gebäude, alles viel zu eng, Aufsichtsbehörden und Schulärzte hatten schon lange Alarm geschlagen.
1904 drängen sich 95 Kinder im Schulraum, 1909 gar 103. Alarmstufe Rot - es muß etwas geschehen! Die Gemeinde wiegelt ab, kommt aber um einen Neubau nicht herum. In der Zwischenzeit bekommt Efringen einen eigens ausgearbeiteten Stundenplan für einen Unterricht im Mehr-Schicht-Betrieb auf Lehrer-Überstunden-Basis.
Der Neubau hatte ein Vermögen (65.000 Mark) gekostet. Zwei Schulräume, eine großzügige Lehrerwohnung, ein Zimmer für die Unterlehrer. Ein Prachtportal aus Sandstein. Und - Wunder der Technik! - eine Centralheizung im Keller.
Zuvor diverser Streit (droht Gefahr durch den nahen Friedhof? darf das Schulhaus höher sein als das Kirchenschiff?), und - vermutlich - die Zerstörung von archäologischen Fundstellen (römische Siedlung, bronzezeitliche Urnengräber). Hinter dem Schulhaus der Lehrerische Gemüsegarten, und dazwischen der Abort (mit Lehrer-Abteil zwischen Jungs und Mädchen).
Die ´Alte Schule´ diente als Schulhaus bis in die frühen 1960er-Jahre - der Schulbetrieb zieht um in ein neues, modernes Schulzentrum. Sie wird später (Baby-Boom) kurzzeitig als Schule re-aktiviert. Danach wurde das Gebäude verkauft und zu Wohnzwecken umgebaut. Dabei hat die ´Alte Schule´ wohl das Sandstein-Portal verloren.
In Efringen-Kirchen wird derweil der Wunsch nach einem eigenen Museum laut, spätestens ab 1981 ist man eifrig am Sammeln. 1985 kauft die Gemeinde die ´Alte Schule´ zurück (für 750.00 DM), in den folgenden Jahren wird das Gebäude aufwendig saniert. Ein Kultur- und Vereinshaus soll daraus werden. 1988 schließen sich Interessiert zu einem Museums-Förderkreis zusammen. 1990 schließlich stellt die Gemeinde Efringen-Kirchen Dr. Verena Alborino ein - die gesammelten Objekte werden erstmals professionell gesichtet, ein Konzept wird erstellt, und schlußendlich im 1. Obergeschoss des Gebäudes die Dauerausstellung des Museums in der ´Alten Schule´ eingerichtet. In Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim entstand der Museumsgarten - eine Streuobstwiese, z.T. mit altem Baumbestand, z.T. mit ausgewählten heimischen, vom Aussterben bedrohten Obstsorten neu bestückt.
Anfang 1991 startet die neue Institution durch - mit Sonderausstellungen und Veranstaltungen, und mit der Eröffnung der Dauerausstellung am Internationalen Museumstag 1991.
Bis 2023 fanden in der ´Alten Schule´, im Museumsgarten, im Foyer des Rathauses und (bis 2016) im Schaufenster der Pfalz-Apotheke zahlreiche Sonderausstellungen und mehrere hundert Sonderveranstaltungen statt. Im Februar 2024 wurden aus brandschutztechnischen Gründen der sehr große Sonderausstellungsraum im DG und die Dauerausstellung für den Publikumsverkehr gesperrt.
(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)