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Welmlingen

Welmlingen
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.
Welmlingen
Foto: Museum in der "Alten Schule" / Maren Siegmann.

Beschreibung

Welmlingen  ist ein Ortsteil von Efringen-Kirchen.

Welmlingen liegt im Engetal. Bis in das späte 19. Jahrhundert war es hier eher abgelegen. Dann wurde das Engetal als Nord-Süd-Haupt-Verkehrs-Trasse ausgebaut. Heute verläuft die B3 mitten durch den Ort, und der Verkehr hat sich mit dem Autobahnbau Ende der 1950er-Jahre auf die A5 verlagert.


Geschichtliches

In Welmlingen fanden sich zwei Steinplattengräber, die vermutlich um 700 n. Chr. errichtet wurden. Allerdings nicht im heutigen Ort, sondern abseits: auf dem "Kirchberg" und im "Rohracker". Ob hier die ersten Höfe des späteren Dorfes lagen?

Die ältesteste Urkunde nennt Welmlingen im Jahr 1113, als Walcho von Waldeck viel Besitz und Rechte dem Kloster St. Blasien übergibt. Auch Bürgeln, das Kloster Weitenau, mehrere Basler Klöster haben hier Besitz und Rechte, sowie die Münch von Münchenstein. Die Familie Münch verkauft 1368 an Markgraf Rudolf: Burg und Dorf Otlikon, die Dörfer Weil, Wintersweiler und Welmlingen und Leute und Güter in Haltingen, Hiltelingen und Hüningen für 1.400 Mark Silber. Die Herren von Rötteln werden damit wichtigster Herr im Dorf, und erwerben in den nächsten Jahrhunderten Besitz hinzu.

Ab 1575 sind die Welmlinger immer wieder gezwungen, Geld zu leihen. Das mag anfangs am Wetter liegen - ab 1560 sinkt die Jahresdurchschnittstemperatur dramatisch, und Wetterextreme vernichten mit grausamer Regelmäßigkeit die Ernten ganzer Landstriche. Dann beginnt der Kriegsmarathon, der die gesamte Region bis in das frühe 19. Jahrhundert im Würgegriff halten wird. Die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges haben das Markgräflerland und den Breisgau zeitweise fast unbewohnbar gemacht. Eindrücklich ist der Bericht des Welmlinger Vogtes Simon Hopp zur 4. Plünderung des Dorfes am 3. April 1633. Wurden zuvor die Schweine, Rinder, Pferde geraubt, wird nun alles andere fortgetragen oder zerstört. Zehntfrucht, Saatgut, Werkzeug, Geschirr, Hausrat, Mobiliar - alles fort. Von Geld, Waffen oder Lebensmitteln ganz zu schweigen. Die Häuser stehen noch, aber als leere Hülle. Nur in den Reben kann noch gearbeitet werden, zum Ackern und Bestellen der Gärten fehlt es an allem. 68 Karren und 16 Wagen voll Beute wurden aus Welmlingen fortgeschafft; Reiter und "Lumpengesindt" sei es gewesen. Welmlingen hat dabei Glück: es wird nicht niedergebrannt.

Überregional bekannt wird Welmlingen 1755. Per Preisausschreiben sucht man nach dem schönsten Marmor im ganzen badischen Land, gefunden in Welmlingen. Tatsächlich hat man sowohl im Karlsruher Schloß als auch im Kloster St. Blasien viel Welmlinger Dendritenmarmor (ein äußerst attraktiver, auf Hochglanz polierbarer Kalkstein mit zweigartiger Musterung) verwendet. 1763 wird erneut nach Marmor gefahndet; diesmal gewinnt Efringen. Leider ist aller "Marmor"-Zierrat sowohl in St. Blasien als auch in Karlsruhe durch Feuer und Krieg zerstört; nur noch Musterstücke erinnern an die unterschiedlichen Markgräfler "Marmore". Für Welmlingen gab es gar die Idee, eine Marmor-Säge und Stein-Schleiferei anzulegen, und ein Marmor-Jaspis-Produkte-Rheinab-Verschiffungs-Kontor, irgendwo bei Märkt oder Kirchen. Französische Revolution und Napoleonische Kriege bereiteten diesen Plänen ein jähes Ende.

 

(Text: Museum in der ‘Alten Schule’ / Dr. Maren Siegmann / 2024)