Stadt.Land.Kultur. > Stadtbergen, St >

Waldkuralpe Nervenheil

Das Nervenheil um 1895
Mit der Kutsche vorgefahren: Karl Albert Gollwitzer, Erbauer und Eigentümer des Nervenheils in repräsentativer Pose; um 1895. Bild: Stadtarchiv Augsburg FS GF 112.
Restauration Nervenheil (Augsburg: Schadewitz); datiert 19.7.1939.
Bild: Sammlung Werthefrongel.
Das Nervenheil im Jahre 1929 von Süden gesehen
Bild: Sammlung Werthefrongel.
Gruß von der Waldkuralpe Nervenheil bei Augsburg (Augsburg: Haneklau).
Geehrter Herr! Besten Sammlergruß mit meiner neuesten Karte. Bis Mitte des Monats komme ich wieder nach München. Hochachtend, J. Th. Haneklau, Augsburg 5.1.99. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Waldkuralpe Nervenheil bei Augsburg (München: Huber); Poststempel 1900.
Bild: Sammlung Werthefrongel.
Leitershofen (um 1900)
Leitershofen mit Blick auf beide Schlösser und die Dorfkirche St. Oswald. Direkt darüber: die Waldkuralpe Nervenheil. Fotografenstandort: Hauptstraße 7. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Leitershofen um 1886
Diese Aufnahme entstand noch vor Baubeginn und dokumentiert den Blick von der Baustelle auf das Pfarrdorf Leitershofen. Bild: Stadtarchiv Augsburg; FS GF 111.
Luftaufnahme aus dem Jahr 1928
Markiert sind die drei berühmten Gaststätten des Pfarrdorfes (von rechts): "Waldkuralpe Nervenheil", "Leitershofer Alm" und das "Café Völk". In der Bildmitte die Villa von Imanuel Lauster, ebenfalls von Gollwitzer erbaut. Auf dem angrenzenden Grundstück stehen die Häuser an der Tournelystraße. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Leitershofen um 1890
Oben rechts im Bild: die Waldkuralpe Nervenheil. Ebenfalls gut zu erkennen: die damalige Pfarrkirche St. Oswald, das Unter und das Obere Schlösschen. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Zeitungsanzeige (1891)
Bild: Google Books.
Sommerfrischler (1910)
Als Urlaub noch "Sommerfrische" hieß: Gäste des Nervenheils im Sommer. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Nervenheil – Wintersportplatz bei Augsburg (Augsburg: Brack); um 1910.
Bild: Sammlung Werthefrongel.
Augsburg im Winter (1): Rodel- und Skibahn Nervenheil (Augsburg: Schedlbauer); um 1910.
Fotokarten, die von annähernd gleichem Standort den Hang in beide Richtungen abbilden. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Augsburg im Winter (2): Rodel- und Skibahn Nervenheil (Augsburg: Schedlbauer); um 1910.
Fotokarten, die von annähernd gleichem Standort den Hang in beide Richtungen abbilden. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Ein kleiner Sommerfrischler (1927)
Zusammen mit seiner Mama auf dem Balkon der Waldkuralpe Nervenheil. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Faschingsgesellschaft im Nervenheil (1929)
Mittendrin die Wirtstöchter Pepi, Maja und Zita Jettenberger. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Gruß aus Augsburgs Umgebung (Poststempel 1904).
Ortsansicht von Leitershofen und "Waldkuralpe Nervenheil". Bild: Sammlung Werthefrongel.
Ansichtskarte (datiert: 2.7.1908)
Nervenheil: Ausflugsort bei Augsburg (Augsburg: Brack). Einzeln wurde jedes Exemplar dieser Kartenauflage in Handarbeit mit Lasurfarben koloriert. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Ansichtskarte (um 1900).
Gruß aus Augsburgs Umgebung (Augsburg: Stempfle). Bild: Sammlung Werthefrongel.
Ansichtskarte (Poststempel 1900)
Waldkuralpe Nervenheil bei Augsburg (München: Huber). Bild: Sammlung Werthefrongel.
Die baufällige Waldkuralpe (1958)
Bild: Sammlung Werthefrongel.
Die baufällige Waldkuralpe (um 1960)
Bild: Sammlung Werthefrongel.
Grundrisszeichnung
Abbildung: Stadtarchiv Augsburg, Nachlass Gollwitzer (Nr. 65) (StadtAA/40014/Karten- und Plansammlung/KPS_3584).
Entwurfszeichnung des Aussichtsturms
Filigraner Entwurf für den Aussichtsturm von Nervenheil: Blick von Westen auf Turm mit Eingang, Turmschnitt. Bild: StadtAA/40014/Karten- und Plansammlung/KPS_3597.

Beschreibung

Auf einer Höhenterrasse, gut 5 km südwestlich von Augsburg, oberhalb des Dorfes Leitershofen (heute Ortsteil der Stadt Stadtbergen), errichtete der Architekt und Baumeister Karl Albert Gollwitzer in den Jahren 1886/87 die „Waldkuralpe Nervenheil“. Ursprünglich geplant war eine weitläufige Kuranlage mit einem großen Zentralbau und 11 Villen. Vor allem Erholungssuchende aus der Bürgerschicht wollte Gollwitzer ansprechen. Die therapeutische Wirkung von Ruhe, Licht, Bewegung an frischer Luft und Badekuren stellte er in den Mittelpunkt seines baulichen Konzepts. Letztlich realisiert wurde ein zweigeschossiger, nach Osten ausgerichteter Gruppenbau mit Terrassen, Balkonen, einer Glasveranda und einem angegliederten Wirtschaftstrakt. Der zweifarbige, in waagrechten Streifen abgesetzte Fassadenanstrich, die hoch über den First ragenden Kamine, die beiden Türme, einer davon zinnenbewehrt, der andere obeliskartig als Aussichtswarte konzipiert – all diese Elemente gaben dem Bau einen romantisch-exotisches Gepräge und finden sich an Gebäuden wieder, die Gollwitzer in Augsburg und Umgebung errichten ließ.

Schnell wurde das „Nervenheil“ ein beliebtes Ziel für Ausflügler und Sommerfrischler. Wie alte Postkarten veranschaulichen, genoss nicht nur der Besucher im „Nervenheil“ die schöne Aussicht über Leitershofen nach Augsburg und weiter, sondern bereicherte umgekehrt das oberhalb des Ortes gelegene Ausflugsziel auch selbst wieder das Siedlungsbild.

Unrentabel und baufällig wurde das Gebäude 1964 schließlich abgerissen.

Karl Gollwitzer –  Baumeister, Architekt und Visionär

Karl Albert Gollwitzer wurde am 17. Dezember 1839 in der heute nicht mehr bestehenden, bei Augsburg gelegenen Ansiedlung Meringerau geboren. Er besuchte die Kreisgewerbeschule in Augsburg und von 1859–60 die Architekten- und Ingenieurschule München. 1864 Übernahme des väterlichen Baugeschäfts und umfangreiche Tätigkeit als Architekt, Bauunternehmer und Ingenieur. „Weitgehend unbeeinflusst durch Wünsche und Weisungen der Auftraggeber baute er mit neugotischen und orientalischen Stilelementen – oft auch auf eigene Rechnung und Risiko – prächtig, fremdartig, herrschaftlich, großstädtisch.“ (aus: Infoblatt Gollwitzer-Ausstellung). Zu seinen Hauptwerken in Augsburg zählen der Bau der Kammgarnspinnerei, mehrere Wohnhausgruppen (u. a. in der Volkhartstraße) und die Waldkuralpe Nervenheil in Stadtbergen-Leitershofen. Er plante etliche, verwegen anmutende Großprojekte: u. a. eine Bahnverbindung durch Schwaben und Bayern nach Innsbruck und zum Brenner. Besonders abenteuerlich wirkt heute noch seine Idee, den Stadtgraben am Oblatterwall zu einem Kanalhafen auszubauen, um Augsburg als künftige Hafenstadt an die Donau anzubinden. 1905 zog sich Gollwitzer ins Privatleben zurück und machte ausgedehnte Mittelmeerreisen. Er starb am 9. Oktober 1917.

Verwendete Literatur:

Werthefrongel, Thomas (Verf.) und Stadt Stadtbergen (Hg.) (2018): Rückblende. Stadtbergen, Leitershofen, Deuringen auf alten Fotografien. Erweiterte Dokumentation zur Ausstellung im Rathaus Stadtbergen vom 19. Mai bis 16. Juni 2017. Nachdruck Juli 2018. Augsburg: Popp Medien, S. 50.

Thomas Werthefrongel (o. J.): Die Waldkuralpe Nervenheil. Online abrufbar unter: http://nervenheil.de (zuletzt geprüft am 27.02.2024).

Leudemann, Norbert (1992): „Bau- und Kunstdenkmäler in der Marktgemeinde Stadtbergen“. In: Gunther Gottlieb, Walter Plötzl (Hrsg.): Geschichte der Marktgemeinde Stadtbergen. Stadtbergen, Leitershofen, Deuringen, S. 255–298, hier S. 296–297.

Verortung: 48.35281260080695 nördliche Breite und 10.830931664741003 östliche Länge.