In Blickweite von Kirche und Pfarrhof steht der hohe, blau getünchte Baukörper des Unteren Schlösschens, eines alten Besitzes verschiedener Augsburger Patrizierfamilien. In der heutigen Form wurde es 1728 errichtet, erhielt sein charakteristisches Mansardendach aber erst anlässlich einer Renovierung 1766. Der dreigeschossige Bau wendet seine sechsachsige Breitseite (im rechten Winkel zur Hauptansicht des Ortes) nach Norden bzw. Süden. Hier liegt die von einer hohen Mauer mit Hoftor umgebene Eingangsseite, die in ihrer dicht mit Fenstern untergliederten Fassadenstruktur in den Details, besonders aber durch einen modernen Veranda-Anbau heute stark gestört ist, was mehr oder weniger auch für die anderen drei Fassaden gilt (historisch interessant sind die beiden Gedenktafeln im Norden bzw. bzw. Westen, die an den ehemaligen Besitzer Eitelhans Langenmantel und sein tragisches Schicksal bzw. an den Aufenthalt der französischen Emigranten um den Priester Leonor Franz von Tournely 1794 (deswegen auch „Tournelyschloss“ genannt) und deren Gründung der „Gesellschaft zum Heiligen Herzen Jesu“ erinnern).
Eine Ahnung der spätbarocken Grazie vermitteln die von geschweiften Giebeln bekrönten Gauben des Mansarddaches, von denen jeweils drei an den Schmalseiten erhalten blieben. Auch der zugehörige, ummauerte Garten, der sich in seiner Mittelachse nicht auf das Schloss orientiert, sondern im rechten Winkel zu dessen Hauptfassade liegt, ist in seinem Zentrum durch moderne Bebauung verändert und nur am Rande relativ originalgetreu erhalten geblieben: insbesondere im östlichen Mauerzug, wo eine Mittelachse akzentuierender Pavillon eine schöne Vorstellung davon gibt, wie das Ensemble des Unteren Schlösschens ehemals nach Osten über das nachfolgende Freigelände zur Straße nach Stadtbergen hin gewirkt haben muss – nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit dem gesamten, heute allerdings stark eingewachsenen Siedlungsbild Leitershofens.
Der Pavillon selbst, ein Bau des Jahres 1766, gefällt durch seine harmonische Proportion von drei auf zwei Fensterachsen und die reizvolle Gliederung und Gestaltung im Detail. Die beiden Geschosse unter dem sanft durchschwingenden Walmdach sind durch Putzgliederung vortäuschende Bemalung gegeneinander abgesetzt, die Ecken weich ausgerundet. In der zum Schloss gewandten Westfassade öffnet sich unten, wo die Fassade mit dem für das Untergeschoss typischen, harmonisch komponierten „Fugenputz“ bemalt ist, ein korbbogiges Portal zwischen hochovalen Fenster, jeweils zusammen mit darunterliegenden Querrechtecken, von geohrten Bänden mit „Scheitelsteinen“ gerahmt sind. Im Dachbereich krönt eine kleine Gaube mit zierlichen Giebel die Schauseite des Pavillons.
Aus: Leudemann, Norbert (1992): „Bau- und Kunstdenkmäler der Marktgemeinde Stadtbergen“. In Gunther Gottlieb, Walter Plötzl (Hrsg.): Geschichte der Marktgemeinde Stadtbergen. Stadtbergen, Leitershofen, Deuringen, S. 255–298, hier S. 293.
Verortung: Schlossstr. 55 (Ortsteil: Leitershofen).