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Kleiner Japangarten

Japangarten (2024)
Eine Schautafel erlaubt dem Besucher interessante Einblicke über die Freundschaft zwischen Fukushima und Stadtbergen. Bild: Stadt Stadtbergen.
Japangarten (2024)
Das rote Torii wurde anlässlich der 50-jährigen Freundschaft zwischen der Präfektur Fukushima und der Stadt Stadtbergen errichtet. Es soll ein sichtbares Zeichen für die lange Freundschaft und die Verbundenheit zwischen zwei Nationen mit ihren unterschiedlichen Kulturen und ihren Menschen sein. Bild: Stadt Stadtbergen.

Beschreibung

Die Geschichte der Freundschaft seit 1974

1974 besuchten 29 Japaner Stadtbergen und begannen somit eine Freundschaft zwischen der bayerisch-schwäbischen Gemeinde und der japanischen Provinz Fukushima. 

Über die Jahre hinweg besuchte Jahr für Jahr eine Delegation den Markt Stadtbergen und wurde jedes Mal mit Freude empfangen und mit Wehmut verabschiedet. 

30 Jahre später haben insgesamt 652 japanische Gäste im Rahmen der „Wings of Youth“ bzw. „Wings of Fukushima“ den Markt Stadtbergen besucht und wurden 392 Mal von Gastfamilien herzlich aufgenommen. Neben den jährlichen Delegationen wurde der Markt Stadtbergen unter anderem von 124 Sängerinnen des Mütterchores besucht. Zusammen mit dem Männerchor Stadtbergen und einigen anderen Chören wurde ein wunderschönes Konzert in der Maria-Hilf-Kirche gestaltet. Stolz kann der Markt Stadtbergen auf eine lange Liste der japanischen Gäste zurückblicken. Neben Stadträten der Stadt Kunimi (1997), Vertretern der Gemeinden Nakajima (1992, 1993 und 1996), dem japanischen Bäckereipraktikanten Sadao Takahagi (1995) und den Räten der Provinz Fukushima (1992) wurde Stadtbergen zum Ort freundschaftlicher Treffen und Wiedersehen. In der jüngeren Vergangenheit konnte der Markt Stadtbergen eine 20-köpfige Jugendgruppe aus Hiroshima (2002) und im Jahre 2003 die Bürgermeisterkonferenz aus Fukushima willkommen heißen! 

Die Besuche der japanischen Delegationen haben bleibende Spuren hinterlassen, Interesse an Japan und der Sprache wurden geweckt und Brieffreundschaften wurden geschlossen. Ein Highlight der Besuche in Stadtbergen waren sicherlich die Bunten Abende mit den Gastfamilien, bei denen viel gesungen, getanzt und gelacht wurde. Sprachbarrieren verschwanden einfach. Den Samstag verbrachten die japanischen Gäste mit ihren Gastfamilien. Ausflüge nach Neuschwanstein, Oberschönenfeld, Rothenburg oder Nördlingen standen oft auf dem Programm. Auch hatten in den vergangenen Jahren immer wieder einige Stadtberger den langen Flug nach Japan angetreten und wurden dort herzlich empfangen. Unter ihnen der ehemalige 2. Bgm. Karlheinz Schuster und Gerhard Havemann (ehem. Gemeinderat), die zum 25-jährigen Freundschaftsjubiläum nach Japan gereist sind. 

„Wings of Youth“ 

Der japanische Kaiser initiierte 1973 anlässlich seiner Hochzeit ein Programm zur Völkerverständigung. Das Programm sollte japanischen Studenten die Möglichkeit bieten auf Studienfahrten das Ausland kennenzulernen. Die Teilnahme an den Studienfahrten war nur nach bestandenen Prüfungen möglich. In diesem Sinne erstellte die Provinz Fukushima ein eigenes, subventioniertes Modell unter dem Namen „Wings of Youth“. 

„Wings of Fukushima“ 

1999 wurde der Name in “Wings of Fukushima” geändert, da das Programm nicht mehr nur für Studenten zugänglich war. Um die Aktivität im Alter zu fördern und auch älteren Japanern die Möglichkeit zu bieten, neue Erfahrungen zu sammeln und fremde Länder kennenzulernen, wurde das Programm für alle Altersgruppen geöffnet!

Seit 2007 sind die jährlichen Delegationen auf Grund der wirtschaftlichen und finanziellen Lage leider eingestellt worden. Dennoch kommen immer wieder japanische Gäste nach Stadtbergen. In den vergangenen Jahren konnten wir kommunale Angestellte und Vertreter aus verschiedenen Städten und Gemeinden in Stadtbergen willkommen heißen. Die Besucher interessierten sich u.a. für das Abfallsystem, Schrebergarten-Anlagen oder den Waldkindergarten. Auch einige ehemalige Delegationsmitglieder kamen nach Jahren wieder nach Stadtbergen und besuchten hier ihre „alten“ Freunde und Gastfamilien. Im Jahr 2009 besuchten erstmals japanische Gäste unser Stadtfest. Der LaLaLa-Chor aus Fukushima schenkte grünen Tee aus, sang auf der Bühne und beteiligte sich am Bunten Abend mit den Partnerstädten im Bürgersaal. 

Auch auf dem Stadtfest 2010 war der LaLaLa-Chor zu Besuch und hat neben einem Bühnenauftritt mit einem japanischen Flohmarkt das Programm bereichert. Ebenfalls im Jahr 2010 besuchte eine Delegation unter der Leitung von Fukushimas Oberbürgermeister Takanori Seto die Stadt Stadtbergen. Die Delegation befasste sich auf ihrer Reise mit den Themen Stadtentwicklung, Stärkung der Identifikation mit der Stadt, persönliche und kommunale Weiterentwicklung, „Unsere Stadt soll schöner und lebenswerter werden“. Die Delegation setzte sich aus kommunalen Angestellten und Amtsleitern sowie Gewerbetreibenden zusammen. 

2014 – 40 Jahre Freundschaft

Anlässlich des 40-jährigen Freundschaftsjubiläums im Jahr 2014 besuchte eine Gruppe ehemaliger Delegationsmitglieder die Stadt Stadtbergen und stiftete die hier aufgestellte japanische Steinlaterne.

2024 – 50 Jahre Freundschaft

Zur Feier des 50. Jubiläums der freundschaftlichen Beziehungen wird der kleine Japangarten durch ein Torii ergänzt. Ein Torii-Tor ist ein Bauwerk am Eingang von Shinto-Schreinen und ist eine traditionell rot oder zinnoberrot gefärbte Konstruktionen mit zwei aufrechten Pfosten und zwei horizontalen Querbalken. Die zinnoberrote Farbe, ein leuchtendes Rot-Orange, soll böse Geister und Unheil abwehren. Das schlichte Design symbolisiert den Fokus des Shinto auf natürliche Schönheit und Reinheit. Es gibt verschiedene Theorien über den Ursprung der Torii-Tore. Einem Glauben zufolge leitet sich der Name Torii von „tori-iru“ ab, was so viel wie „Vogelstange“ bedeutet. In asiatischen Ländern wie Korea werden Vogelstangen unter anderem aus religiösen Gründen verwendet, um böse Geister abzuwehren und den Dorfbewohnern Glück zu bringen. Eine andere Theorie besagt, dass die Torii-Tore von ähnlichen Strukturen aus Indien und China, wie den buddhistischen „Torana“, beeinflusst worden sein könnten und sich im Laufe der Zeit zu einem einzigartigen japanischen Stil entwickelt haben. Im Laufe der Geschichte haben sich die Torii-Tore in Design und Bedeutung weiterentwickelt und wurden zu einem festen Bestandteil der Shinto-Schreine in ganz Japan. Sie reichen von einfachen Holzkonstruktionen bis hin zu großen Stein- und Metalltoren, welche die örtliche Kultur widerspiegeln.

Das Torii in Stadtbergen soll ein sichtbares Zeichen für die lange Freundschaft und die Verbundenheit zwischen zwei Nationen mit ihren unterschiedlichen Kulturen und ihren Menschen sein. 

Das große Tohoku-Erdbeben 2011

Am 11.03.2011 erschütterte ein Erdbeben nie dagewesener Stärke und der darauffolgende Tsunami die Küstenregion Japans. Nach den ersten Horrormeldungen über die Naturkatastrophe folgten die erschreckenden Nachrichten über die Atomkraftwerke in Fukushima und anderenorts. 

Am Montag, 14.03.11, wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Dr. Ludwig Fink die Aktion „Stadtbergen hilft“ ins Leben gerufen. Aufgrund der städtefreundschaftlichen und persönlichen Beziehungen zur Provinz Fukushima wurde Stadtbergen ein breites mediales Interesse zuteil. 

Innerhalb kürzester Zeit konnten über 550 Gastfamilien registriert werden, welche im Evakuierungsfall japanische Bürger aufnehmen würden und auf dem eingerichteten Spendenkonto sind 107.000 € eingegangen. Die Spenden wurden zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt 

Viele Aktionen, wie z. B. „1000 Kraniche für Japan“, sind auf den Weg gebracht worden. Zudem fanden vielerlei Veranstaltungen statt, so z. B. das Benefizkonzert mit namhaften Künstlern des Theaters Augsburg im Bürgersaal Stadtbergen, eine Tombola der Fa. Marktkauf in Stadtbergen, der Charityday des StarWars-Fanclubs Nürnberg im Brückencenter Ansbach und der Japan-Nachmittag auf dem Stadtfest Stadtbergen mit Kalligraphie, Tee, Kampfsport und mehr. 

All diese Aktionen, die gesammelten Spenden und die unzähligen Hilfsangebote der Bevölkerung Stadtbergens und aus ganz Deutschland haben gezeigt, dass auch in dieser schnelllebigen Zeit Freundschaft und Solidarität bestimmende Werte sind. Domo arigato – Danke!

Am 22.11.11 war eine dreiköpfige Delegation aus Vertretern von Bürgervereinigungen und der „Friends of the Earth“-Organisation zu Gast im Rathaus. Eingeladen vom „Bund Naturschutz e. V.“ berichteten die Gäste in erschreckender Deutlichkeit von den Folgen der Katastrophen und die Auswirkungen auf Mensch und Natur. 

Im Dezember 2011 besuchte eine 22-köpfige Delegation aus Fukushima die Stadt Stadtbergen. Wir hatten uns sehr über diesen Besuch gefreut, war es doch der Erste nach den Unglücken. In den Berichten der 14 Studenten und 8 Damen des Frauenbundes wurde deutlich, wie sehr das tägliche Leben von der Angst vor der Strahlung und der Ungewissheit der Zukunft beeinflusst wurde. Die Studenten hatten sich im vergangenen Jahr sehr für ihre Mitmenschen engagiert. Neben der Organisation einer Ferienfreizeit im August besuchten sie Notunterkünfte, kümmerten sich um die älteren Mitbürger, halfen beim Kochen, lasen vor und spendeten Trost. Auf dem Programm standen eine Stadtführung durch Augsburg, ein Bunter Abend mit den Gastfamilien und der Besuch des Christkindlesmarktes mit dem Engelesspiel. Emotionaler Höhepunkt war sicherlich der Besuch der Anti-Atomkraft-Mahnwache in Burgau mit der Schweigeminute für die Opfer in Fukushima. Es waren schöne und ergreifende Momente und die Japaner konnten hier einfach mal „die Seele baumeln“ lassen. Denn das war einer ihrer Wünsche für die Reise.

Verortung: Grünbereich bei der Feuerwehr Stadtbergen, Ecke Ochsengasse/Leitershofer Str.