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Die römische Villa Suburbana

Modell der Villa Suburbana aus dem Römischen Museum
Bild: Stadtarchiv Augsburg FS_FA_B_720-722, Modell E. Högg.
Modell der Villa Suburbana aus dem Römischen Museum
Bild: Stadtarchiv Augsburg FS_FA_B_720-722, Modell E. Högg.
Modell der Villa Suburbana aus dem Römischen Museum
Bild: Stadtarchiv Augsburg FS_FA_B_720-722, Modell E. Högg.
Grundrisszeichnung
Bild: Bauphasengliederung nach F. Reutti.
Grabungsmannschaft (1931)
Rekrutiert aus Erwerbslosen für den Freiwilligendienst mit dem Archäologen und Grabungsleiter Ludwig Ohlenroth. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Artikel aus der Neuen Augsburger Zeitung vom 21. Dez. 1931
Der Artikel erwähnt den Schlussakt der Grabungen und die Gedenksteinsetzung. Es handelte sich um zwei behauene Jurablöcke mit der Inschrift: „Im dritten Jahrhundert nach Christi Geburt stand hier eine prächtige Villa. Von Erwerbslosen für die Wissenschaft aufgedeckt 1931.“
Erneute Grabungen (1935)
Der Archäologe Graf Christoff von Vojkffy war an den Grabungen im Jahre 1935 beteiligt. Er erwarb sich Verdienste bei der Erforschung der Urgeschichte Bayerns. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Das Bodendenkmal von oben (1976)
Bild: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege-Luftbilddokumentation, Aufnahmedatum 04.07.1976, Dr. Krahe, Archiv-Nr. 7730/035a-1, Dia 067-04.
Luftbild mit Umrissen der einstigen Villa Suburbana
Digitalisat: Landesamt für Denkmalpflege.
Luftbild mit Flurgrenzen und Umrissen der einstigen Villa Suburbana
Digitalisat: Landesamt für Denkmalpflege.
Rekonstruktion der Villa Suburbana in Schummerung (coloriert)
Digitalisat: Landesamt für Denkmalpflege.
Geologische Karte mit Umrissen der einstigen Villa Suburbana
Digitalisat: Landesamt für Denkmalpflege.
Dokumentation des archäologischen Befunds
Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsplan zur Villa Suburbana
Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungen (1981)
1981 wurde auf dem Standort des heutigen Stadtberger Feuerwehrhauses eine Darre ausgegraben. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Zeitungsartikel zu den Rettungsgrabungen von 1981
Aus: Augsburger Allgemeine vom 16. Juli 1981 (Nr. 160). Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungen (2017)
Bei Grabungen in der Schulstr. wurde 2017 ein Wirtschaftsgebäude unbekannter Funktion ausgegraben. Es handelt sich um ein Nebengebäude der Villa Suburbana. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungen (August 2017)
Die Grabungsmannschaft am Werk in der Schulstr. 38. Bild: Sammlung Werthefrongel.
Grabungsfunde 2017 in Auswahl
Fibelbügel mit stark verbogener Spirale einer Augenfibel (Gewandnadel) aus Bronze, frühes 1. Jh. n. Chr. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsfunde 2017 in Auswahl
Reliefverzierte Terra-Sigillata-Wandscherbe. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsfunde 2017 in Auswahl
Terra-Nigra-Gefäß. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsfunde 2017 in Auswahl
Die fast prägefrische Münze des Kaisers Hostilianus von 251 n. Chr. (Avers (Vorderseite)). Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsfunde 2017 in Auswahl
Die fast prägefrische Münze des Kaisers Hostilianus von 251 n. Chr. ( Revers (Rückseite)). Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsfunde 2017 in Auswahl
Prägung der sog. Lyoner Altarserie. Das Avers (Vorderseite) zeigt Kaiser Augustus. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsfunde 2017 in Auswahl
Das Revers (Rückseite) zeigt den Ara trium Galliarum von Lugdunum/Lyon. Bild: Landesamt für Denkmalpflege.
Informationstafel unterhalb des Bodendenkmals Villa Suburbana (2014)
Im Hintergrund: das Ensemble Sommerkeller und Wasserturm. Bild: Stadt Stadtbergen.
Der Gedenkstein von 1931 heute
Unter dichtem Gesträuch verborgen und vergessen, harrt der Gedenkstein, der einst an die Grabungen von 1931 und die entdeckte römische Villa erinnert, an seinem ursprünglichen Aufstellungsort. Bild: Stadt Stadtbergen.

Beschreibung

Südwestlich von Augsburg, am Rande der Hochebene zum Tal der Wertach hin, wurde 1931 auf dem Gebiet der Gemeinde Stadtbergen, nebst heutigem Stadtberger Feuerwehrhaus und angrenzend an das Ensemble „Wasserturm und Sommerkeller“, eine römische Villa ausgegraben. Die damalige Grabungsdokumentation fiel 1944 größtenteils ebenso einer Bombennacht zum Opfer wie die Funde selbst. Überliefert sind aber u. a. Zeitungsberichte über die Grabungen, die auch Hinweise über die beeindruckende Ausstattung der einstigen Luxusvilla geben. So berichten die Augsburger Neuesten Nachrichten Nr. 267 vom 19.11.1931 wie folgt: „Zwischen großen Erdhaufen gähnen weite Gruben mit senkrechten Wänden, ein, zwei Meter tief, der Boden seltsam zerklüftet oder ganz eben wie Estrich. […] Zwischen den Erdhaufen erstehen blendend weiße Mauern, die sich seltsam abheben von dem nachtgrünen Dunkel des deutschen Waldes. Über Mosaikwunder, zwischen schlanken Säulen hindurch schweift unser Blick in ein prunkvolles Atrium […].“ 

Den archäologischen Rekonstruktionen folgend, handelte es sich bei der Villa Suburbana um einen luxuriösen palastartigen Prachtbau von 63 m Länge (inklusive Risaliten) und 39 m Breite, bei dem mindestens 3 Bauphasen nachgewiesen werden konnten. Die palastartige Anlage von urban geprägter Repräsentativität mit den Eckrisaliten wird anhand von Vergleichen des Grundrisses ins 3. Jh. datiert, die Umbauten fanden möglicherweise erst im 4. Jh. statt. Im nördlichen Gebäudebereich konnten ein paar Mauerzüge eines älteren Vorgängerbaues nachgewiesen werden. Sehr wahrscheinlich hat sich eine hochrangige Persönlichkeit dort niedergelassen bzw. den Bau als Sommerresidenz genutzt.

Der große Rechtecksbau besitzt an der Vorderseite zwei gerundete Eckrisaliten und ist vollständig von einer Säulenhalle, einer sog. Porticus umgeben. Im Inneren bestand der Bau aus einem nordsüdorientierten Mittelteil mit einem langen durchgehenden, später umgebauten Raum, einer Zimmerflucht im Westen und einem mehrfach unterteilten Raumtrakt im Osten. Die Stärken der Mauern und die aufgedeckten Treppenräume deuten darauf hin, dass die Seitentrakte mit den runden Risaliten und der Eingangsbereich zweigeschossig waren. Interessanterweise scheint von den ganzen Raumzeilen lediglich der mittig im Westtrakt gelegene Raum nachträglich mit einem beheizbaren Bereich ausgestattet worden zu sein. Möglicherweise wurde die Villa als reine Sommerresidenz genutzt.

Archäologische Untersuchungen in der Folgezeit erbrachten den Nachweis über weitere Nebengebäude im Umkreis von etwa 200 Metern. So wurde 1981 auf der Fläche des heutigen Stadtberger Feuerwehrhauses eine Darre und eine weitere feuertechnische Anlage entdeckt. Bei der letzten Grabung in der Schulstraße im Sommer 2017 wurde ein Wirtschaftsbau unbekannter Funktion ausgegraben. Es handelte sich um einen rechteckigen Steinbau mit leicht vorspringenden Rechtecksrisaliten (Gesamtgröße inklusive Risaliten 5,40 x 5,84 m). Das Gebäude hatte einen Vorläuferbau in Holzbauweise mit annähernd gleichen Maßen. Aufgrund des Fundmaterials wurde der Bau damals grob in die mittlere Kaiserzeit mit einer Tendenz ins 3. Jh. datiert. Aus einem möglichen Schadhorizont konnte eine fast prägefrische Münze des Kaisers Hostilianus von 251 n. Chr. geborgen werden.

Glossar:

Darre: Eine seit der Vorzeit bekannte Einrichtung zum Dörren, dem Trocknen von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern mit Hilfe von Hitze.

Risalit: Ein über die Flucht des Hauptbaukörpers über alle Stockwerke hinweg vorspringender Bauteil, der auch höher sein kann und oft ein eigenes Dach hat.

Porticus: Ein umlaufender Säulengang oder eine Säulenhalle.

Verwendete Literatur:

Zimmermann, Angela (2016): „Die römische Villa Suburbana von Stadtbergen bei Augsburg“. In: Archäologie verstehen. Online abrufbar unter https://www.archaeologieverstehen.wordpress.com/2021/07/28/die-romische-villa-suburbana-von-stadtbergen-bei-augsburg/, zuletzt geprüft am 05.04.2024, o. S.

Schwenk, Peter (2015): „Klärung nach 84 Jahren –  Die römische Villa von Stadtbergen“. In: Denkmalpflege Informationen 161, S. 17–20.

Fridolin Reutti (1974): „Eine römische Villa suburbana bei Stadtbergen, Landkreis Augsburg“. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 39, S. 104–126.

Wolfgang Czysz, Karlheinz Dietz, Hans-Jörg Kellner und Thomas Fischer (Hg.) (1995): Die Römer in Bayern. Stuttgart: Theiss, S. 517–518.

Verortung: 48.35895095501632 nördliche Breite und 10.840265676146995 östliche Länge​.