Das größte eisenzeitliche Gräberfeld in Stadtbergen umfasst bis zu 150 Einzelhügel und befindet sich zwischen Stadtbergen und Leitershofen in den Fluren „Weidach“, „Obere Krippen“ und „Im Anger“. Allerdings sind sie zum großen Teil eingeebnet und überbaut. Weitere Gräberfelder befinden sich südlich von Leitershofen, bei Radegundis und östlich des Schlosses Wellenburg. 1977 werden westlich von Leitershofen im Waldstück „Zizingerholz“ ebenfalls Grabhügel aus der Hallstattzeit entdeckt. Frühneuzeitliche Quellen etwa zur Augsburger Stadtgeschichte weisen darauf hin, dass die allermeisten keltischen Hügelgräber im Augsburger Raum bereits im Mittelalter geplündert und teilweise auch zerstört wurden.[1] Die Gräberfelder in und um Stadtbergen gehören zu den größten im süddeutschen Raum.
Die Befunde der archäologischen Untersuchungen weisen darauf hin, dass es sich bei der Bevölkerung vor allem um bäuerliche Schichten handelt. Die Vielzahl und die Größe und Breite der Grabhügel in Stadtbergen lassen auf einen gewissen Wohlstand dieser bäuerlichen Gesellschaften schließen, die durch diese Form der Monumentalisierung Zeugnisse für die Nachwelt schufen.
Die Hallstattzeit findet im 5. Jahrhundert vor Christus allmählich ihr Ende und geht in die Latènezeit über. Zuvor nicht gekannte Grabbeigaben wie etwa Tier- und Menschenkopfmasken prägen nun die Bestattungsweisen. Zudem löst erneut das Flachgrab das Hügelgrab ab. Doch keine Regel ohne Ausnahme, wie das Hügelgrab Nr. 79 im Gräberfeld „Im Anger“ zwischen Stadtbergen und Leitershofen beweist. Der ursprüngliche Grabhügel stammt aus der Hallstattzeit und hat einen Durchmesser von rund 15 Metern. Durch das viele Beackern über mehr als 2.500 Jahre hat er bei der Grabung von 1978 nur noch eine Höhe von knapp 30 Zentimetern. Als Erstes stoßen die Archäologen auf eine frühneuzeitliche Grabungsgrube von Grabräubern aus dem späten 16. Jahrhundert. Das ist durchaus üblich, werden doch fast alle Hügelgräber im Mittelalter oder in der Frühen Neuzeit geplündert. Doch unterhalb dieser Grabung entdecken die Archäologen dann eine „Nachbestattung“ aus der frühen Latènezeit, wahrscheinlich aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Das Skelett des hier bestatteten Körpers ist durch die Grabstörung aus dem 16. Jahrhundert stark in Unordnung gebracht worden, doch lässt sich schließlich ein etwa 45 Jahre alter, kräftig gebauter Mann rekonstruieren.
Unterhalb seines Grabes finden die Forscher dann noch zwei Brandbestattungen aus der Hallstattzeit, die wohl ursprünglich in diesem Hügelgrab bestatteten Verstorbenen. Schließlich stoßen die Archäologen unterhalb des Grabhügels auf über 3.700 Jahre alte frühbronzezeitliche Siedlungsspuren. Für die keltische Besiedlung Stadtbergens bedeutet dieser Fund, dass es wohl auch in der Latènezeit eine Siedlungskontinuität gibt.
Eine große Überraschung erleben die Archäologen zudem im Jahr 1979 am Grabhügel Nr. 73 in Leitershofen, als sie in dem zunächst vermeintlich intakten Grab auf vier Skelette von Pferden stoßen. Die Lage der Knochen weist darauf hin, dass vor der Bestattung Amputationen von Gliedmaßen oder zum Teil auch der Köpfe stattgefunden haben müssen. Noch größer wird die Verwunderung, als im Laufe der Grabungen rund um das Hügelgrab Nr. 73 noch acht weitere Skelette von Pferden gefunden werden. Pferdebestattungen sind aus der alamannischen Zeit bekannt, aber nicht von den Kelten. Altersbestimmungen der Knochen weisen darauf hin, dass die Pferde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dort begraben wurden – von wem, ist allerdings bis heute unklar. Die Verstümmelungen der Pferde könnten auf einen militärischen Hintergrund hindeuten, etwa eine größere Schlacht.
Die letzten Grabungen fanden 2022 entlang der Panzerstraße unterhalb der Sportanlage statt. Ein Kreisgräbchen mit einem Durchmesser von 13 m konnte hierbei nachgewiesen werden (Grabhügel 57). Es handelt sich somit um eines der größten Hügelgräber der Grabhügelgruppe zwischen Stadtbergen und Leitershofen.
[1] Beim Topos “Kelten” handelt es sich um ein Konstrukt, das zahlreiche unterschiedliche ethnische Gruppen anhand einer sich ähnelnden (materiellen) Kultur und einer gemeinsamen Sprachfamilie in der Diktion des 19. Jahrhunderts zusammenzufassen versucht.
Aus: Vornholt, Holger (Verf.) und Stadt Stadtbergen (Hg.) (2024): Stadtbergen im Wandel der Zeit. 1. Aufl. Königsbrunn: WIKOMmedia, S. 16–17.