Die gemeinsame Informationstafel von Stadt Lohr und Bezirkstag in Erinnerung an Simon Strauß befindet sich auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses (BKH) beim Gebäude mit der Adresse Sommerberg 43. Hier wohnte Simon Strauß mit seiner Familie im Oberschoss. Die Tafel wurde am 12. September 2019 durch den Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel und Bürgermeister Dr. Mario Paul in Anwesenheit von zahlreichen Nachfahren von Simon Strauß aus Israel enthüllt.
Simon Strauß war von 1924 bis 1938 Leiter der rituellen (koscheren) Küche und Seelsorger für die jüdischen Patientinnen und Patienten, welche sich in diesem Haus, dem eigens dafür errichteten sog. „Israelitischen Pavillon“, befand. Hierzu mehr bei der nächsten Station (Israelitischer Pavillon). Von 1926 an war Simon Strauß zugleich Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde unten in der Stadt. Simon Strauß hatte in der Synagoge in der Fischergasse das Amt des Predigers, Lehrers und Schochets (Schächter) inne. Mit der Reichspogromnacht am 10. November 1938 endete jedes gemeindliche Leben mit der polizeilichen Versiegelung der Synagoge und des Gemeindehauses und der zwangsweisen sog. „Arisierung“ des Gebäudes.
Als 71-jähriger erlebte Simon Strauß in der Reichspogromnacht die unsägliche Gewalt gegen die jüdische Gemeinde in Lohr und die Verwüstung der Synagoge mit eigenen Augen mit. Ein Nachbar der Synagoge berichtete: „Der Rabbi weinte.“ Simon Strauß wurde für mehrere Tage inhaftiert. Da er wohl in der Haft unter Druck der Gestapo, um wieder freigelassen zu werden, seine Auswanderung zu seinen Kindern nach Palästina in Aussicht stellte, kündigte die Anstaltsverwaltung ihm kurzerhand die Wohnung. Er zog daraufhin im März 1939 notgedrungen aus Lohr weg nach Bad Nauheim. Er starb im April 1940. Die Deportation und Ermordung seiner ihm anvertrauten, zuletzt 19 jüdischen Patientinnen und Patienten erfolgte im September 1940.