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Kriegerdenkmal

Beschreibung

Ein Lohrer Chronist schrieb 1955, „die Geschichte des Lohrer Judentums [sei] aufs engste verknüpft mit der Entstehung des Lohrer Kriegerdenkmals und verdient, in die Annalen der Lohrer Geschichte eingetragen zu werden.“
Damit hat es folgende Bewandtnis: Das Kriegerdenkmal in seiner heutigen Form geht ganz wesentlich mit auf eine Spende des jüdischen Ehrenbürgers Joseph Schloßmann in Höhe von 5000 RM von 1930 zurück. Die Spende wurde jedoch 1934 vom inzwischen gleichgeschalteten und rein nationalsozialistischen Lohrer Stadtrat als „Judensold“ diffamiert und das von Hermann Amrhein geschaffene Christusrelief durch einen germanischen Bannerträger ersetzt. In zynischer Weise wurde das Christusrelief Schloßmann als „Gegenleistung für sein jüdisches Geld“ überlassen, das man natürlich einbehielt. Nachdem man auch noch den Namen des 1916 gefallenen Benno Markus aus einer Lohrer jüdischen Familie herausgemeißelt hatte, stand der entsprechenden Feier mit dem üblichen nationalsozialistischen Pomp nunmehr 1935 nichts mehr im Wege.
Das Relief war jedoch bei dem ausführenden Lohrer Steinmetz, Nikolaus Wirth, „zum Glück“, wie der erwähnte Chronist schrieb, „sorgsam“ eingelagert worden. Bereits im November 1945 wurde das Christusrelief wieder eingesetzt. Auch Benno Markus bekam wieder seinen Platz auf der Namensliste der Gefallenen. Die Figur des germanischen Bannerträgers zerbrach bei der Demontage und wurde bald darauf geschreddert.