Der Glickerberg
Blick nach Westen über das Dorf auf den Glickerberg. Die früheren Weinberge sind aufgelassen, z.T. mit Weihnachtsbäumchen aufgeforstet.
Blick vom Glickerberg auf das Dorf
Die Postkarte von ca. 1912 zeigt die zweispurige Bahnlinie, Bahnhof, Mühle und am linken Bildrand die Kirche.
Notstandsarbeiten am Gänsberg
In den 1920er Jahren verursachte die Reblaus große Schäden. Nach 1933 wurden die Weinbergslagen großflächig gerodet, neue Wege angelegt und eine Flurbereinigung durchgeführt.
Wegebau und Terrassen
Neuanlage der Weinberge Hinter Tal und Gänsberg. Einsatz des Arbeitsdienstes. Letzter Abbau von Sandsteinen in Hochstätten .
Neue Weinbergswege
Die 1933-35 neu angelegten Weinbergswege sind heute noch erkennbar. Einige werden nicht mehr genutzt und wachsen zu.
Beschreibung
Am "Glickerberg": Weinbau im Wandel Seit der Römerzeit gibt es in der Region Weinanbau. Im Mittelalter wird er weiter geführt, und für Hochstätten finden sich im Weistum von 1543 auch Regelungen zum Weinbau am Ort. Der Weinanbau war früher in vielen Fällen auf den lokalen und regionalen Verbrauch ausgerichtet. Nur sehr gute Weine wurden über weite Strecken im Fass per Fuhrwerk oder Schiff transportiert. Der Bau der Eisenbahnstrecken an Nahe und Alsenz nach 1860/70 erleichtert den Transport. Trotzdem blieb es bis nach dem Zweiten Weltkrieg bei der bisherigen Ausrichtung, überwiegend einfache Weine zu produzieren. Viele Landwirte hatten auch kleine Weinberge und stellten einen „Haustrunk“ zum Eigenverbrauch her. Das Eichenfass mit dem „Halbstück“ (600 Liter) Inhalt und die „Stütze“, ein großer Krug mit 10 l Inhalt, waren die Merkmale, Wein in Flaschen die Ausnahme. In den 1920er Jahren suchte die Reblaus auch die Hochstätter Gemarkung heim. Zur Vernichtung des Schädlings mussten die Weinberge ausgehauen und neue, resistente Pflanzen gesetzt werden. „Notstandsarbeiten“ nach 1933 mit einer Flurbereinigung führten am Feiler Berg, Hinter Bach, an Gänseberg und Glickerberg zur Anlage neuer Weinberge mit Wegen und Trockensteinmauern. Die Steine dafür wurden aus den Steinbrüchen der Gemeinde am Jungenwald geholt. Heute sind die damals angelegten Weinberge weitgehend verbuscht und Ödland. Im Alsenztal spielte der Wein nie die große Rolle in der Landwirtschaft wie z.B. in Rheinhessen. Der Mischbetrieb war die Regel, die Weinbauflächen pro Betrieb relativ klein, und durch die Erbteilung wurden die Parzellen immer kleiner. In den 1930er Jahren besaßen viele Winzer an der Nahe und Alsenz weder Kelter noch Weinkeller. Sie verkauften jedes Jahr ihre Trauben direkt an Großabnehmer – wenn sie diese fanden, und das oft zu sehr niedrigen Preisen. Aus der Not heraus erfolgte 1935 die Gründung der Genossenschaftskellerei der Nahewinzer durch die Kreisbauernschaft. Auch die Winzer der Nordpfälzer Täler (Alsenz, Appelbach, Moschelbach, Glan) schlossen sich im gleichen Jahr 1935 zur Winzergenossenschaft Ebernburg-Disibodenberg mit Sitz in Odernheim am Glan zusammen. Der „Hochstätter Liebesbrunnen“ der anliefernden Nebenerwerbswinzer fand auf diesem Weg seine Abnehmer. 1974 traten diese Genossenschaft den „Nahe-Winzer eG“ bei, der größten Winzergenossenschaft an der Nahe. Von 1976 bis 1997 stand ein Behälter der Genossenschaft vor dem Gemeindesaal, in den das Lesegut angeliefert wurde. Danach rentierte sich dies nicht mehr mangels Masse, es musste nach Langenlonsheim angeliefert werden. Im nordpfälzischen Raum , dem Appel- und Alsenztal, die zur Großlage „Paradiesgarten“ gehören, ist in vielen Gemeinden der Weinbau ganz oder fast ganz verschwunden. Diese dramatischen Veränderungen sind auch in Hochstätten zu konstatieren. Von den 39 Betrieben im Jahre 1972 existieren 1979 noch 27, und 2005 waren dies noch ganze sechs. Die Rebfläche liegt 2005 bei 5,2 ha je Betrieb. Im Jahr 2015 bestehen noch vier Weinbaubetriebe. Hinzu kommen wenige auswärtige Besitzer von Rebflächen in der Hochstätter Gemarkung, die insgesamt nur noch zu weniger als 10 ha bestockt ist. Der Wandel in der Landwirtschaft wird besonders beim Weinbau sichtbar, weil sich die Landschaft deutlich verändert. Die Bewirtschaftung der kleinen Parzellen in Steillagen ist nicht mehr konkurrenzfähig, und Arbeitsplätze in Gewerbe, Industrie und Dienstleistungen sind die Alternativen. Der Nebenerwerb war wenig ertragreich, und in den meisten Betrieben fehlt die nächste Generation, die Landwirtschaft bzw. den Weinbau weiterführen möchte.