Grabsteine auf dem alten jüdischen Friedhof
Im "Urkataster" von 1828/1844 wird der Friedhof bereits als "seit unfürdenklicher Zeit Eigentum der Judengenossenschaft" bezeichnet. Er wurde bis 1924 belegt.
Textinschrift eines Grabsteins
Einige, noch lesbare Grabsteine wurden abgeschrieben und transskribiert, hier von Eva und Isaak Kohen, 1825 und 1828 begraben.
Grabstein auf dem neuen jüdischen Friedhof
1912 wurde der jüdische Friedhof an die Nordseite des allgemeinen Friedhofs an der Alsenz verlegt. Die letzte Belegung fand dort 1935 statt.
Beschreibung
Alter Judenfriedhof: Juden in Hochstätten Seit wann es Menschen mit jüdischem Glauben in Hochstätten gab, bleibt im Dunkeln. Die ersten Namensnennungen von Juden in der Nordpfalz sind im 17. und 18. Jh. zu finden. So muss z.B. der Jude Feibelmann aus Alsenz 1662 den Faut (Vogt) aus Hochstätten entschädigen wegen betrügerischem Viehhandel. 1695 sind ein, 1724 neun, 1760 sechs Juden in Hochstätten gezählt. 1728 werden „zwei Juden aus Hochstätten“ als Zeugen vor Gericht in Alsenz genannt, 1767 namentlich ein Samuel Löw aus Hochstätten. Hochstätten war im 17. und 18. Jh. ein relativ kleines Dorf, die Anzahl der jüdischen Bewohner war gering. Überraschend ist im 19. Jh. der hohe Anteil der Bürger mit „israelitischer Konfession“: Die jüdische Kultusgemeinde hatte 1825 bereits 39 Mitglieder, und 1837 sind von den 511 Einwohnern 408 protestantisch, 53 „israelitisch“ und 50 katholisch. Mit etwa 10 % lag der Anteil der jüdischen Bevölkerung deutlich über dem Durchschnitt von 1-2 % in den Nachbardörfern. Warum der Anteil so hoch war, lässt sich nur vermuten. Das Zusammenleben im Dorf muss unkompliziert gewesen sein. Die jüdischen Familien fanden ihr Auskommen mit Viehhandel, als Gastwirt, Metzger und Lebensmittelhändler. In der ersten Hälfte des 19. Jh. finden wir in sehr unterschiedlichen Quellen Informationen über die jüdische Bevölkerung. Das erste Grundsteuerkataster (Urkataster) der Gemeinde Hochstätten nennt 1844 in Plan Nr. 46 in der Mühlgasse „Synagoge, Stall und Keller“ im Besitz der durch Ludwig Wolf vertretenen „Judengenossenschaft“. Ludwig Wolf hatte das Gebäude am 11.10.1833 für 265 Gulden gekauft. Der Begriff Synagoge ist irreführend, weil die Gemeinde dafür zu klein war und sich keinen Rabbiner leisten konnte. Dieses seit 1835 als Bethaus genutzte Gebäude wird 1895 beim Brand von Nachbargebäuden mit zerstört. Unter Plan Nr. 1628 wird der „Judenkirchhof“ aufgeführt, der „seit unfürdenklicher Zeit Eigentum der Judengenossenschaft“ ist. Hochstätten hat neben diesem abseits am Wald gelegenen alten Judenfriedhof mit 740 m² Fläche einen neuen, 270 m² großen als Teil des Friedhofes an der Alsenz [Rundweg Station 7]. Auf dem alten jüdischen Friedhof gibt es noch 19 Gräber, die bis 1924 belegt wurden. Auf dem neuen jüdischen Friedhof sind sieben Grabstätten aus den Jahren 1915 – 1935 erhalten. Die Zahl der jüdischen Einwohner nahm bereits vor dem Ersten Weltkrieg ab. Vom Beginn des 20. Jh. bis Ende der 1930er Jahre lebten 6 jüdische Familien in Hochstätten: Felsenthal, Wolf, Löb, Strauß, Kahn, Blumenthal. Im Jahr 1900 sind sie 23 (von 739) Einwohnern. Im Ersten Weltkrieg sind sie Kriegsteilnehmer und Opfer (wie der in Frankreich gefallene Ludwig Wolf) und Betroffene wie andere Deutsche auch. Um 1924 gehörten 41 Personen zur Kultusgemeinde Altenbamberg, davon waren 20 aus Hochstätten. Nach 1933 sind die 19 Gemeindemitglieder aus Hochstätten wegen der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und Repressalien sowie der zunehmenden Verfolgung weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 , der „Reichskristallnacht“, wurde die Synagoge in Altenbamberg zerstört und der dortige jüdische Friedhof schwer geschändet, in Hochstätten die Wohnungen der drei noch verbliebenen Familien verwüstet, die jüdischen Mitbürger misshandelt, verhöhnt und auf die Straße getrieben. Die Hochstätter Gräber blieben unangetastet. Im Gedenkbuch (hrsg. vom Bundesarchiv Koblenz 2006) ist Jakob Wolf, geboren am 03.08.1868 in Hochstätten, der zuletzt in Flonheim wohnte, als einziger aus Hochstätten verzeichnet. Am 27.09.1942 von Darmstadt nach Theresienstadt deportiert, stirbt er dort am 20.03.1943. Die meisten ehemaligen Hochstätter Bürger konnten sich durch Emigration retten. Walter Felsenthal wanderte z.B. nach Palästina aus. Alle anderen Angehörige seiner Familie, das sind Frieda, Betti und Edmund Felsenthal, fanden nach der Deportation nach Lodz den Tod im Konzentrationslager.