Beschreibung
Die Kemenate von Schloss Thurnau ist der älteste und markanteste Teil des Thurnauer Schlosses. Der spätromanische Wohnturm wurde auf einem Sandsteinfelsen errichtet, der sich bis in das dritte Geschoss erstreckt. Als beheizbarer Wohn- und Arbeitsraum für Herrschaft und Bedienstete war die Kemenate (caminus – Ofen, Feuerstätte) lange Zeit der Lebensmittelpunkt der Anlage.Im Laufe der Geschichte erfuhr das Gebäude zahlreiche bauliche Veränderungen. Hans Georg von Giech ließ in der zweiten Hälte des 16. Jahrhunderts die drei oberen Stockwerke, die zuvor als Getreideböden dienten, im Stil der Renaissance ausbauen. Die Abläufe der drei an der Südfassade angebauten Abortnischen mündeten in einen mittlerweile überbauten Graben. Seit Ende des 16. Jahrhunderts erleichtern zwei Treppentürme die Erschließung der Etagen (vorher: einfache Holzstiegen).Ebenfalls im Auftrag von Hans Georg von Giech wurde im Jahr 1581 der Gebetserker an der Ostseite der Kemenate angesetzt. Er diente als Andachtsraum für seine gehbehinderte Ehefrau Barbara von Giech, geborene Förtsch. Der Gebetserker ist direkt auf die benachbarte Kirche ausgerichtet. Die Außenseiten des Giebels zieren die Familienwappen des Ehepaares (Giech und Förtsch). 16 weitere Wappen von Vorfahren beider Familien schmücken die Frontseite des Erkers. Unterhalb der Fenster sind Relieffiguren von Adam und Eva sowie zwei Posaunenengel zu sehen. In der Spitzkonsole trägt eine narrenähnliche Figur das Wappen der Familie Giech.Der hölzerne Kirchgang verbindet die Kemenate mit der benachbarten Laurentiuskirche. Er führt von der Kirchstube der Kemenate direkt in den Herrschaftsstand auf der zweiten Kirchenempore.