Bis zur französischen Revolution Anfang des 19. Jahrhunderts bestimmte die Kirche im „alten“ Piesport die wirtschaftliche Entwicklung und Architektur (heute gehören zur „neuen“ Gemeinde Piesport auch die ehemalig selbständigen Gemeinden Niederemmel, Müstert und Reinsport). Rund 300.000 Rebstöcke zählten zum Grundbesitz der Kirchen und Klöster. Diese wichtige Stellung spiegelte sich auchim Bau großer Weinhöfe wider.
Der „Klausener Hof“ war einer davon. Der ehemalige Wein- und Wirtschaftshof der Klausener Augustiner Chorherren steht heute noch, ein wenig versteckt hinter dem heutigen Piesporter Bürgerhaus. Die Datierung der Gesamtanlage steht auf dem Türbogen des westlichen Gebäudeteils und wird mit 1613 angegeben. Zum „Klausener Gehäus“ – wie man den Hof im Volksmund nannte – zählten neben dem Wohnhaus auch Ställe, Speicher, Scheunen, Weinkeller, ein Kelterhaus, ein Innenhof, viele Weinberge und andere Liegenschaften.
Die landwirtschaftlichen Erträge dienten der klösterlichen Selbstversorgung und standen der Mönchsgemeinschaft, den Hofleuten und dem Verwalter zur Verfügung. Die Weinkeller, die sich unter fast allen Gebäudeteilen erstreckten, deuten darauf hin, dass der Wein die Haupteinnahmequelle für das Hofgut bildete. Besonders eindrucksvoll ist ein gut erhaltener Kreuzgewölbekeller mit vier mächtigen Viereckpfeilern.
Im Zuge der Säkularisierung (Verstaatlichung aller kirchlichen Besitztümer) wurde der Klausener Hof zu Beginn des 19. Jahrhunderts versteigert. 1805 zahlte Josef Hein aus Trier für die Gebäude ohne Wohnhaus 30.000 Francs. Das Kelterhaus und der prächtige Gewölbekeller gingen 1858 an den Reichsgrafen von Kesselstatt über und 1985 an die Gemeinde Piesport.