Im Zuge des Ausbaus zur Residenzstadt erfolgte die Erweiterung der heutigen Schloßbergstraße. Diese wurde, in leichtem Bogen, entlang der Häuser des alten Ortskerns in Richtung Schloss ausgebaut. Zuvor begrenzte eines der ehemaligen Stadttore im Bereich des Torbogen Nr. 6, der noch heute die untere Schloßbergstraße mit der Alten Pfarrgasse verbindet, den Ort nach Westen hin.
Weiter bergan beginnen die zwischen 1770-1777 errichteten Hofratshäuser. Mit der Verlegung der reichsgräflichen Residenz nach Blieskastel wurde in unmittelbarer Nähe zum Schloss Wohnraum für die Beamten der Reichsgrafen geschaffen. Beim Haus Nr. 36 handelt es sich, aufgrund der derzeit bekannten Quellenlage, um eines der ältesten Häuser im oberen Teil der Schloßbergstraße. Seine Entstehungszeit wird um 1770 datiert und bis zur Fertigstellung des Schlosses soll es der gräflichen Familie als zeitweiliges Wohnhaus gedient haben. Ab der Hausnummer 40, dem Haus Junker aus dem Jahr 1776, beginnen die Hofratshäuser. Das Haus Nr. 42 wurde für Oberamtsschreiber Wagner errichtet. Später befand sich darin das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Marthaler, die dort eine Zigarettenfabrikation betrieben. Ähnlich gestaltet ist das Gebäude Nr. 44, welches Peter Lang aus Wölferdingen gehörte. Ende des 19. Jahrhunderts war darin die „Königlich bayerische Präparandenschule“ untergebracht. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wechselte die Nutzung des Gebäudes mehrfach, z.B. als Sitz der Sparkasse, Landwirtschaftsschule, Hauptschule, Kindergarten und Lehrerinnenseminar.
Das als „kleines Schlößchen“ bekannte Gebäude Nr. 48 markiert das Ende der Reihe von Hofratshäusern. Es wurde vor 1777 als „des Herrn Döring sein Bau“ errichtet. Philipp von Döring bekleidete u.a. das Amt des „Regiments-Canzley-Direktor“ im Dienst der Reichsgräfin Marianne von der Leyen. Zwei monumentale Toreinfahrten begrenzten den freistehenden, zweigeschossigen Sandsteinbau auf beiden Seiten. Als Baumeister wird der Zweibrücker Baudirektor und Architekt Christian Ludwig Hautt (1726-1806) angenommen. Das „kleine Schlößchen“ fiel, ebenso wie das gegenüberliegende Schloss der Reichsgrafen von der Leyen, im Jahr 1793 Plünderungen französischer Revolutionstruppen zum Opfer. Zwischen 1816 und 1919 nutzte die königlich-bayerische Regierung das Gebäude.
Anschließend diente es bis 1955 dem Amtsgericht als Gefängnis. Zwischenzeitlich erfuhr es verschiedene bauliche Veränderungen und erst bei einem Umbau in den Jahren 1955 bis 1957 konnte das "kleine Schlößchen" in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Insbesondere der Eingangsbereich sowie das Dach wurden dabei verändert.
Fotos: Stadtarchiv Blieskastel
Text: Stadt Blieskastel, Stadtarchiv Blieskastel
Literatur: Franz J. Much/Stadt Blieskastel (Hrsg.): Blieskastel, Blieskastel 1975.
Kurt Legrum: Spaziergang durch die gräflich-leyensche Residenz Blieskastel, in: Wege in die Region, Band 3, 1995.