Der Alte Markt begrenzte Ende des 17. Jahrhunderts den Flecken Blieskastel nach Norden hin, worauf der heutige Straßenname „An der Stadtmauer“ (1775 bis 1938 Judengasse) noch immer verweist. Ein Grundriss aus dem Jahr 1722 zieht die Bebauungsgrenze in diesem Bereich, angrenzend an die Felsen im Bereich Han und lässt den nördlichen Teil Blieskastels bei der von-der-Leyen-Str. enden. Der einstige Tordurchlass am Marktplatz ist dort verzeichnet, wo heute die Kardinal-Wendel-Str. einmündet. Im Zentrum des Alten Marktes befindet sich der denkmalgeschützte Napoléonbrunnen (Bauzeit 1804 bis spätestens 1807), welcher im Volksmund als Schlangenbrunnen bekannt ist. Der aus Sandstein gefertigte Brunnen ragt in Form eines Obelisken, über einem dreiteiligen Brunnenbecken, in die Höhe. Die Spitze umringt ein koloriertes Feston. Das Wasser ergießt sich aus dem Maul einer Schlange, die den Brunnen im unteren Bereich umschlingt. Die Inschrift verrät den Anlass des Brunnenbaus, welcher zu Ehren der Krönung Napoléons I. zum Kaiser der Franzosen am 2. Dezember 1804, beauftragt wurde. „A Napoléon Premier, Empereur des Français. Le Canton de Bliescastel le 28e Floréal An XII“.
Die Datierung nach der Zeitrechnung des französischen Revolutionskalenders bezieht sich auf den Senatsbeschluss in St. Cloud vom 18. Mai 1804. Dieser markierte den Beginn des Kaisertums in Frankreich. Im Kontrast zu den in der Stadt dominierenden spätbarocken Bauformen errichtete die Blieskasteler Kantonsverwaltung den Brunnen bewusst im zeitgenössischen Empire-Stil. Schlange und Obelisk finden sich in der altägyptischen Kunst und Religion wider und verweisen im Fall des Brunnens auf Napoléons Feldzug nach Ägypten (1798-1801).
Im Jahr 1922 regte Victor Rault, Präsident der Regierungskommission des Völkerbundes, die Restaurierung des Brunnens an. 1939 wurde die Inschrift entfernt und bei einer Neufassung dieser im Jahr 1946 entstand ein Fehler in der Datierung. Eingeschlagen wurde der 25. Floréal, an Stelle des 28. Der zwischenzeitlich erneut restaurierte Brunnen mit korrigierter Inschrift markiert noch heute den Mittelpunkt des Alten Marktes.
Fotos: Stadtarchiv Blieskastel
Text: Stadt Blieskastel, Stadtarchiv Blieskastel
Literatur: Gerthild Krebs: Napoleonbrunnen Blieskastel, in: Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hrsg.), Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Saarbrücken 2002, 3. technisch überarbeitete Auflage 2009.