Stadt.Land.Kultur. > Blieskastel >

Ehemalige Schlossanlage

Ansichtskarte, um 1923
Ansicht Blieskastels Ende des 18. Jahrhunderts nach einer Zeichnung von Johannes Pancratius Bayer aus dem Jahr 1779. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1192)
Kartenausschnitt von 1762
Kartenausschnitt aus dem Jahr 1762 zur Grenzabstimmung zwischen dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und dem Gebiet der Grafen von der Leyen in Blieskastel. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1635)
Ansicht auf den Schlossberg, vor 1938
undatierte Ansichtskarte mit Blick aus der Hauptstraße (heute Kardinal-Wendel-Str.) auf den noch unbebauten Schlossberg. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1632)
Schlossberg, 1938/39
Ansicht auf den Schlossberg mit dem Gebäude, in dem ab 1938/39 Arbeiter der Organisation Todt untergebracht waren. Darunterliegend befand sich ein Schutzkeller/Bunker (WH 600) mit einer Fläche von 7 qm, der Platz für maximal drei Personen bot. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-23)
Organisation Todt am Schlossberg, 1938/39
Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-23)
Schulgebäude am Schlossberg, zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts
Ansicht des Schulgebäudes ("Internat") auf dem Areal des ehemaligen Schlosses der Grafen von der Leyen am Schlossberg. Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammmlung (Bestand 40-1633)
Internat am Schlossberg, 2002
Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Sammlung Fredi Brabänder, Fotograf: Fredi Brabänder
Ansicht des Schlossberges, zweite Hälfte 20. Jahrhunderts
Foto: Stadtarchiv Blieskastel, Fotosammlung (Bestand 40-1634)

Beschreibung

Die Familie von der Leyen besaß seit dem Spätmittelalter Besitzungen in Blieskastel sowie ein Anwesen auf dem Schlossberg. Nach dem Erwerb des kurtrierischen Amtes Blieskastel im Jahr 1660 bemühten sich Freiherr Hugo Ernst von der Leyen-Adendorf, Karl Kaspar von der Leyen (Erzbischof von Trier) und Domprobst Damian Hartard von der Leyen (seit 1675 Erzbischof von Mainz), u.a. um den Erwerb der Immobilien der Familie von Eltz auf dem Schlossberg. Nach Abschluss des Kaufvertrages 1663 stand der Familie von der Leyen das gesamte Areal am Schlossberg zur Verfügung. Zuvor begannen dort 1661/62 die ersten Bauarbeiten zur späteren Schlossanlage. Architekt dieser frühen Bauphase ab den 1660er Jahren war der Franziskaner-Ordensbruder Gerhard Mahler. Nach dessen Tod zu Beginn des Jahres 1662 vollendete Meister Marx den Bauabschnitt bis Frühjahr 1662.

Der Kapuzinerbruder Bonitius übernahm die weitere Bauleitung. Bis 1676/78 konnten die äußeren Bauarbeiten abgeschlossen werden und bis 1699 waren Erdgeschoss und erstes Obergeschoss bezugsfertig. Die Bauarbeiten verzögerten sich innerhalb der folgenden Jahrzehnte mehrfach. Dies war v.a. verschiedenen Kriegen im ausgehenden 17. sowie im 18. Jahrhundert geschuldet, die sich auch auf das Amt Blieskastel auswirkten (z.B. Holländischer Krieg 1672-78, Pfälzer Erbfolgekrieg 1688-1697, Spanischer Erbfolgekrieg 1701-1714). Die vollständige Fertigstellung des Schlosses erfolgte 1773, so dass Franz Carl von der Leyen im gleichen Jahr die reichsgräfliche Residenz von Koblenz nach Blieskastel verlegte.

Im Februar 1793 besetzten französische Truppen im Zuge des Ersten Koalitionskrieges (1792-1797) die Stadt Blieskastel. Mitte Mai ersetzte die „Munizipalität“ (unterste französische Verwaltungseinheit links des Rheins, die auf Ideen der Französischen Revolution basierte) die reichsgräfliche Herrschaft. Im Zuge dessen kam es zu Plünderungen und Verwüstungen in der Stadt sowie zu weitreichenden Beschädigungen des Schlosses. Beispielsweise wurden eiserne Verankerungen aus dem Mauerwerk gerissen, so dass die darunterliegenden Häuser am Schlossfelsen gefährdet waren. Im Bericht der Direktion des Moseldepartements vom 26. Juli 1793 kritisierten die Direktoren Purnot und Rolland dieses Vorgehen auf das Schärfste: „Das Schloß Blieskastel habe keine Preußen und keine Österreicher gesehen und doch befände sich alles im Zustand größerer Zerstörung und Unordnung als es im Schlosse zu Neunkirchen gewesen sei. Die Einrichtung dieses Blieskasteler Schlosses habe an Pracht die Schlösser von Saarbrücken und von Neunkirchen übertroffen.“ (zitiert aus Quasten, Stadt und Herrschaft, S.129)

Um 1800/02 fielen erste Steine der Schlossruine auf die darunterliegenden Gebäude woraufhin der Hauptbau, zusammen mit dem linken Flügel zum Abbruch versteigert wurde. Bis 1820 wurden die verbleibenden Reste abgetragen. Der Lange Bau (Orangerie), welcher früh in Privatbesitz überging sowie die „Schloßkirche“ blieben von der einstigen Schlossanlage erhalten. Hangseitig sind zudem bis heute die unteren Bereiche der einstigen Außenmauern sichtbar.

1938 errichtete die Organisation Todt im Bereich des ehemaligen Schlossgeländes einen Schutzkeller (Bunker) mit einem darüber liegenden Gebäude zur Unterbringung von Arbeitern. Zu Beginn der 1950er Jahre folgten Erweiterungsbauten an diesem Gebäude bis im Juli 1953 dort ein neuer Schulkomplex des katholischen Lehrerinnenseminars eingeweiht werden konnte. Im Volksmund ist das Gebäude bis heute, trotz anderweitiger Nutzung, immer noch als „Internat“ bekannt. Im südlichen Teil des ehemaligen Schlossareals wurde in den 1960er Jahren eine Grund- sowie die Franz-Carl Schule gebaut.

Nach einem Hangrutsch im Jahr 2005 traten im Rahmen von Sicherungsarbeiten Grundrisse der ehemaligen Schlossanlage von der Leyen sowie Überreste einer mittelalterlichen Bausubstanz zu Tage.

Fotos: Stadtarchiv Blieskastel

Text: Stadt Blieskastel, Stadtarchiv Blieskastel

Literatur: Heinz Quasten (Hrsg.): Stadt und Herrschaft Blieskastel unter den Grafen von der Leyen und unter französischer Hoheit 1660-1793/94-1815. Gesammelte Beiträge von Wolfgang Laufer, Saarbrücken 2015.

Christel Bernard: Die Wiederentdeckung der Burg- und Schlossruine Blieskastel, Oktober 2011.