Die Farrenhaltung in Wannweil
Am 7. Juli 1863 beschließt der Gemeinderat zu den zwei bisherigen, künftig noch einen weiteren Farren zu halten, da die Viehanzahl gestiegen ist.
Die Privatfarrenhaltung war an einen Bauern vergeben. Er musste nun drei Farren halten und selbst anschaffen. Die Gemeinde bezahlte dafür zu dieser Zeit jährlich 240 Mark. Der Farrenhalter erhielt außerdem noch den Gütergenuss von 5 1/8 Morgen Wiesen. Die Veräußerung oder Neubeschaffung von Farren durfte jedoch nur mit Genehmigung des Schaugerichts erfolgen. Ebenso wurde ein Eber gehalten, für den die Gemeinde jährlich 150 Mark Wartgeld bezahlte.
Am 20. November 1913 beschließt der Gemeinderat die Aufgabe der bisherigen Privatfarrenhaltung und die Einführung der Regiefarrenhaltung. Dazu ist jedoch die Erstellung eines Farrenstalls notwendig, der im Jahr 1913 und 1914 mit einem Aufwand von 9.871 Mark erbaut wurde.
Von 1924 bis 1940 gab es in Wannweil ungefähr 260 Kühe über 2 Jahre. Rindvieh insgesamt etwa 400 bis 480 Stück.
Der Farrenstall wurde nach Aufgabe der Regiefarrenhaltung vom Reitverein genutzt.
Nach den Farren, in manchen Gegenden nennt man sie Hägen oder Hummel, im neueren Deutsch Bulle oder Stier, stellte der Reitverein Pferde ein. Es wird in den 60er oder 70er Jahren gewesen sein. Der letzte Farrenwärter hieß Wittke. Das Aufkommen der künstlichen Besamung und der starke Rückgang der Milchviehhaltung im Ort machte den Farrenstall als solchen überflüssig.
Kinder- und Jugenderinnerungen an den Farrenstall um 1942
Im Farrenstall gab es, außer den zwei Farren, auch zwei oder drei Ziegenböcke (Geißböcke). Ein paar Schulkameraden und ich gingen manchmal abends zum Farrenstall. Ich erinnere mich leider nicht mehr, wer der "Farrenwärter" war zu der Zeit; wir waren alle noch in der Volksschule bei Lehrer Bohnet. Als Belohnung für unsere Hilfe beim Misten im Farrenstall durften wir manchmal einen der Geißböcke zu einem kleinen Spaziergang ausführen. Und wenn dann der Farrenwärter so richtig guter Laune war, durften wir sogar den Geißbock reiten. Der "Duft" von dem Geißbock war natürlich überwältigend. Um uns einigermaßen gegen diesen "ländlichen Duft" zu schützen, gab uns der Farrenwärter einen alten, weiten Mantel, den der Bock-Reiter dann tragen musste. Am nächsten Morgen in der Schule wusste man aber ganz genau, wer der "Bock-Reiter" am vergangenen Abend war; das unverkennbare Bock-Aroma hing in dem Klassenzimmer fast wie ein blauer Dunst. Bock-Reiten blieb aber trotzdem immer ein beliebter und herrlicher Sport in unserem kleinen Kameradenkreis. Und wenn ich jetzt so jung wäre wie damals, Bock Reiten wäre immer noch meine beste Wahl von Vergnügungen an einem warmen Abend in Wannweil, mit oder ohne Mantel! (Rolf M. Jahrgang 1932, USA 2009)
Am Farrenstall vorbei führt der Burgweg hinauf zu der ehemaligen Schalggenburg, deren Reste im Wald nach dem letzten Haus links, noch zu erahnen sind. Die Wannweiler Schlangensage und das Gewann „Auf der Burg“ erinnern noch heute an die abgegangene Burgstelle.
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