Neu: Hammerklavier von Mahr, Wiesbaden 1789
Hammerklavier von Johann Gottfried Mahr, Wiesbaden, 1789 (Inv.: M.I.Ht.16)
Gehäuse und Beine Nußbaum (teils furniert), Breite 165 cm, Höhe 80 cm, Tiefe 71 cm, 5 Okaven: F-f''', Untertasten Ebenholz, Obertasten Knochen, Prellmechanik mit Einzeldämpfung: die frühe Mahr-Mechanik, die Befilzung der Hämmer ist wohl nachträglich eingebaut worden, evtl. bei der „Restaurierung“ im Jahr 1909. In der Front von I bis VI numerierte Knöpfe: 6 Züge, von denen jeweils 2 zusammengehören und im Baß dasselbe bewirken wie im Diskant: durch Ziehen der Knöpfe I und VI hebt sich eine Leiste mit Lederzacken zwischen Hämmer und Saiten – eine Art Moderator; Knöpfe II und IV: bei nicht gezogenen Knöpfen wirkt es, als sei die Dämpfung aufgehoben, bei gezogenen Knöpfen hebt sich die Dämpfung von unten gegen die Saiten; ein Ziehen der Knöpfe III und IIII hebt die Mechanik insgesamt an, wobei die Saiten gegen eine stoffbezogene Leiste gedrückt werden sollten (hier fehlen die Leisten und ihre Aufhängung) – der sogenannte Harfen-Zug. Die Knöpfe II, IIII, V und VI sind flach und weiß und vermutlich original, wobei die untere Hälfte von Knopf VI waagrecht abgebrochen ist; die Knöpfe I und III sind gewölbt und braun. Der im Essay von Michael Günther auf S. 30 gezeigte Kupferstichaufkleber ist verdeckt; man findet ihn, wenn man die Klaviatur herausnimmt, an der Rückwand. Jahreszahl und Nummer sind ausgekratzt, sichtbar ist dagegen auf dem Resonanzboden ein schwarzer Stempel o. Ä., der dasselbe wie der Kupferstichaufkleber zeigt, aber wesentlich gröber ist, und auch hier sind Jahr und Nummer ausgekratzt. Rechts neben dem schwarzen Stempel befindet sich ein aufgeklebter weißer rechteckiger Zettel, darauf mit schwarzer Tusche oder Tinte: „Gebrüder Mahr, Orgel- / und Instrumentenmacher / in Wiesbaden. Ao. 1789“, wobei vor allem die 9 nahezu abgeschürft ist, das Vorhandene kann aber nichts anderes bedeuten. Auf dem Resonanzboden mit Bleistift: „Josef Walter Singen / renov. Anno 1909“ (genau: „Ano“ mit waagrechtem Verdoppelungsstrich auf dem n). Deckel und Klappe ohne Abstützung, die Bohrungen der ehemaligen Vorrichtung sind leer. Siehe Michael Günther: Die hochbedeutenden Instrumentenmacher Mahr in Wiesbaden. Neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Hammerklaviers. In: Jahrbuch Hochtaunuskreis 2014. Frankfurt 2013, S. 24-31. Demnach gehört unser Instrument zur ersten Bauart. Instrumente dieser Bauart wurden ausschließlich von Johann Andreas Mahr sen. und seinem Sohn Johann Gottfried Mahr jun. gebaut, und da Johann Andreas sen. 1788 gestorben ist, kann unser Instrument nur von Johann Gottfried Mahr jun. stammen – vielleicht zeigt die etwas chaotische Signierung in unserem Instrument die Unsicherheit nach dem Tod des Vaters an. Nach dem Tod des Bruders Johann Philipp im Jahr 1794 versteht man unter „Gebrüder Mahr“ lediglich noch Johann Gottfried jun. und Johann Andreas jun. – beide signierten ab 1801 alleine, d. h. „Gebrüder Mahr“ existierte lediglich 1788-1801.