Der 1907 eröffnete Justizkomplex am Münchner Platz wurde bis 1956 als Gerichtsort, Haftanstalt und Hinrichtungsstätte genutzt. Während der nationalsozialistischen Diktatur stellte sich die Justiz auch in Dresden in den Dienst staatlicher Herrschaftsansprüche und rassistischer Ideologie. Zu den hier Verurteilten gehörten auch Menschen, die sich dem Nationalsozialismus aktiv und organisiert widersetzten. Mit der kriegs- und besatzungsbedingten Ausweitung der Straftatbestände nahm die Zahl der Hinrichtungen am Münchner Platz insbesondere ab 1942 sprunghaft zu. Von den über 1300 Hingerichteten stammten mehr als 800 aus den besetzten tschechischen und mehr als 100 aus den besetzten polnischen Gebieten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Haftgebäude der sowjetischen Geheimpolizei als Durchgangs- und Untersuchungsgefängnis. Sowjetische Militärtribunale (SMT) verurteilten die Insassen vor Ort in Schnellverfahren auf der Grundlage von erpressten Geständnissen zu langjährigen Haft- und Lagerstrafen oder zum Tod durch Erschießen.
Neben Entnazifizierungsverfahren durch die ostdeutsche Justiz fanden am Münchner Platz wieder Prozesse gegen politische Gegner statt. In den Jahren 1952 bis 1956 wurde der Münchner Platz als zentrale Hinrichtungsstätte der DDR-Justiz genutzt. In dieser Hochphase des Stalinismus und des Kalten Krieges ließ das SED-Regime nachweislich 66 Todesurteile vollstrecken. Etwa die Hälfte der Getöteten waren Verurteilte aus politischen und politisierten Verfahren.
Im Untergeschoss des ehemaligen Gerichtsgebäudes befindet sich heute die ständige Ausstellung „Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933-1945 // 1945-1957“. Mit über 700 Fotos, Zeichnungen, Objekten und Dokumenten veranschaulicht sie die Rolle der Justiz in Dresden während der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungszeit und der frühen DDR. Zeitzeugen berichten in Interviews von ihren Erfahrungen.