2016 jährte sich die Aufnahme der ersten männlichen und weiblichen Insassen in das „Zucht-, Armen- und Waisenhaus“ im sächsischen Waldheim zum 300. Mal. Von 1886 bis 1950 bestand außerhalb der heutigen Anstaltsmauern ein separates „Weiberzuchthaus“, die später so genannte Abteilung II. Seit dem Kaiserreich zählte sie zu den größten und bedeutendsten Frauenstrafanstalten Deutschlands.
Gab es einen spezifisch weiblichen Strafvollzug? Wie entwickelte sich der Strafvollzug an Frauen in der Waldheimer Anstalt während der nationalsozialistischen Diktatur? Diesen und weiteren Fragen geht Gabriele Hackl in ihrer überarbeiteten Masterarbeit nach.
In einem zweiten Teil stellen Gabriele Hackl und Birgit Sack anhand der Biografien ausgewählter Häftlinge individuelles Erleben und die normativen Bedingungen ihrer Gefangenschaft in den Kontext ihres Lebenswegs. Auch einzelne Haftbeamtinnen werden vor dem Hintergrund ihrer Handlungsräume porträtiert.
Der Gebäudekomplex am Münchner Platz wurde von 1907 bis 1957 von der Justiz genutzt, davon fast 25 Jahre unter den Bedingungen ideologisch ausgerichteter Diktaturen. Die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden erinnert an die dort während der nationalsozialistischen Diktatur, unter der sowjetischen Besatzungsmacht nach 1945 und in den ersten Jahren der DDR begangenen Justizverbrechen und ihre Opfer.
Die ständige Ausstellung der Gedenkstätte »Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933–1945 | 1945–1957« orientiert sich an den drei Funktionen als Gerichts-, Haft- und Hinrichtungsort. Die weitgehende Konzentration auf Dresden als »Tatort« ist ein konstitutives Element der Ausstellung und soll den Besucherinnen und Besuchern Widerstand und Repression im wörtlichen Sinne »nahe« bringen.
Neben einem konsequenten Ortsbezug nehmen Biografien der justiziellen Repression ihre Abstraktheit und machen sie in ihren konkreten Auswirkungen auf die Betroffenen und ihre Angehörigen erfahrbar.
Der Katalog greift die chronologische und funktionale Struktur der Ausstellung auf, bildet sie aber nicht vollständig ab. Er präsentiert eine Auswahl der Biografien und Ausstellungsobjekte. Zentrale Ausstellungsinhalte werden stärker kontextualisiert und Hintergründe aufgezeigt, die Biografien jenseits ihres funktionalen Bezugs in der Ausstellung erweitert und »zu Ende« geführt. Neuere, seit 2012 gewonnene Forschungsergebnisse wurden in den Katalog einbezogen.
Verurteilt. Inhaftiert. Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933–1945 |1945–1957
Birgit Sack / Gerald Hacke
Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten • Bd. 15
Format: 230 × 270 cm, Broschur: 396 Seiten, ca. 370 Abb.
Die ständige Ausstellung „Verurteilt – Inhaftiert – Hingerichtet. Politische Justiz in Dresden 1933-1945 ║1945 – 1957“ kann nun mit Hilfe eines gedruckten Guides erschlossen werden. Alle Überblickstexte sind vollständig in englischer, tschechischer und polnischer Sprache zugänglich. Auf der Ebene der Biografien und Objekte wurde eine Auswahl getroffen. Besondere Berücksichtigung erfuhren die Biografien tschechischer und polnischer Häftlinge.
Der Guide kann beim Aufsichtspersonal für die Dauer des Ausstellungsbesuchs entliehen werden. Zum Preis von 5,00 Euro ist er zudem käuflich erhältlich.
Ab November 2014 bietet die Gedenkstätte außerdem auf Anfrage geführte Rundgänge durch die Ausstellung in tschechischer Sprache an.
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