Handels- und Marktort an der Verbindung vom Oberrhein zum Mittleren Neckar
Der Vicus von Güglingen war der zentrale Handels- und Marktort im Zabergäu. Die einstige Einwohnerzahl dieser rein zivilen ländlichen Siedlung lässt sich wohl auf 800 bis 1000 Personen schätzen. Das bedeutende Unterzentrum existierte von etwa 120 n. Chr. bis um die Mitte des 3. Jahrhunderts.
Der Ort bildete einen wichtigen Bezugspunkt für die umliegenden Gutshöfe. Er lag verkehrsgünstig an der Zabertalstraße, die einen wichtigen Handelskorridor vom Oberrheingebiet zum Mittleren Neckarraum darstellte.
Großflächige Ausgrabungen erfolgten in den Jahren ab 1999 und erstreckten sich auf bislang rund 4,5 Hektar der geschätzten 10 Hektar Siedlungsfläche. Damit gehört Güglingen mit zu den größten zusammenhängend ausgegrabenen Flächen dieses Siedlungstyps.
Die Dauerausstellung im Römermuseum
Insgesamt beherbergt das Römermuseum Güglingen rund 2000 Exponate auf drei Stockwerken. Mit seinen zahlreichen Ausstellungskomplexen beleuchtet es vielfältige Bereiche der römischen Kultur.
Zahlreiche Funde und Befunde kamen bei den Grabungen im römischen Güglingen zutage – Spektakuläres und Einzigartiges stets auch neben Alltäglicherem. Die üppigen Funde illustrieren nahezu alle Lebensbereiche vom täglichen Leben und Arbeiten bis hin zur Götterwelt: Sie ist besonders reich belegt - vor allem durch äußerst qualitätvolle Steindenkmäler, die u.a. zeigen, wie stark die Bedeutung ursprünglich keltischer Gottheiten in der Siedlung war. Eine Besonderheit stellen die Zeugnisse des Mithraskultes dar, der in Güglingen mit zwei Heiligtümern vertreten war, die vielfältige Kultgerätschaften in sich bargen.
Doch auch das Zabergäu als römische Fundlandschaft wird reich illustriert: Es zählt zu den am dichtesten besiedelten Landschaften Baden-Württembergs in römischer Zeit und kann daher mit verschiedenen Highlights aufwarten. Dazu zählen beispielsweise die Caracalla-Inschrift von Meimsheim, der Skulpturenfund von Hausen an der Zaber oder die ungewöhnlich reich ausgestattete Villa von Güglingen-Frauenzimmern mit ihrem Wasserbecken und den einzigartigen Odyssee-Reliefs.
Lebendige Vergangenheit - ein museales Erlebnis
Alles andere als angestaubt ist die Präsentation im Güglinger Römermuseum: Auf weiten Strecken bilden begehbare 1:1-Rekonstruktionen die Umgebung für die Präsentation der Objekte. Sei es ein römischer Keller, ein geheimnisvolles Mithras-Heiligtum oder ein Streifenhaus, das man von der belebten Hauptstraße bis zum Hinterhof durchschreiten kann - sie alle machen den Besuch zu einem anschaulichen und hautnahen Erlebnis. Zahlreiche Klanginstallationen versetzen hier den Besucher mitten in das Leben vor 1800 Jahren hinein.
Darüber hinaus nimmt eine 3-D-Animation den Betrachter mit auf einen virtuellen Flug über das römische Zabertal und mehrere Modelle bereichern die Dauerausstellung.
Viel zu entdecken
Anfassen ist ausdrücklich erlaubt: Jeder Besucher kann sich hier auf seine ganz eigene und individuelle Entdeckungsreise begeben - hinter vielen Klappen und Schubladen verbirgt sich Spannendes und Interessantes.
Verschiedene Mit-Mach-Elemente laden den Besucher ebenfalls ein, selbst Hand anzulegen: So kann man beispielsweise eine Balkenwaage ausprobieren, das Spinnen mit der Handspindel versuchen oder sich seine eigene römische Gottheit basteln.
Museumsshop und -caféteria
Das Museumscafé bietet Gelegenheit zur Abrundung des Besuchs und kann bei Interesse für Gruppen und Veranstaltungen auch angemietet werden. Weinproben lokaler Weine sind hier ebenfalls möglich.
Der Museumsshop umfasst ein ausgewähltes Sortiment an Artikeln und Veröffentlichungen mit Bezug zur Dauerausstellung oder vergangenen Sonderausstellungen. Der überwiegende Teil des Angebotes ist auch online verfügbar.
Die Archäologische Freilichtanlage
Der originale Fundplatz des römischen Güglingen befindet sich südlich der Zaber im heutigen Industriegebiet "Ochsenwiesen/Steinäcker". Hier befindet sich eine Archäologische Freilichtanlage, die eine sinnvolle Ergänzung zur Dauerausstellung im Römermuseum darstellt.
Das römische Güglingen ist bislang der einzige Ort in Baden-Württemberg, der gleich über zwei ausgegrabene Heiligtümer des Mithras-Kultes verfügt. Beide sind in der Freilichtanlage zu sehen - Mithräum I als Kenntlichmachung des Grundrisses und Mithräum II als teilweise Rekonstruktion, welche die Fachwerkkonstruktion des Gebäudes aufzeigt sowie Gelegenheit bietet, die Liegeflächen auszuprobieren, auf denen die Anhänger des Geheimkultes während der Kultzeremonien Platz nahmen. Verbunden sind beide Heiligtümer über einen "Sieben-Stationen-Weg", der den Besucher schrittweise in die unterschiedlichen Weihegrade der Mithras-Religion einführt.
Zwei Streifenhausgrundrisse und angedeutete Wegenetze verdeutlichen zudem die Ausrichtung der Siedlung im Gelände. Auf dem Grundstück eines der Häuser konnte ein Brunnen konserviert und teilweise rekonstruiert werden - mit einer Tiefe von über 8 Metern zählt er zu den tiefsten in der Siedlung und führt noch bis auf den heutigen Tag Wasser.
Die Anlage ist ganzjährig frei zugänglich und von der Emil-Weber-Straße aus fußläufig zu erreichen.