Station: [7] Disziplin und Alltag


Kathrine: Auweia, das ist nicht gut. Das ist überhaupt ganz und gar nicht gut. Oje, ich muss unbedingt Kaspar finden. Kaspar! Kaspar! 

Kaspar: Ja, was ist denn, Kathrine. Ich bin ja schon hier.

Kathrine: Oje, Kaspar, oje.

Kaspar: Was ist denn los? Warum bist du denn so aufgeregt?

Kathrine: Der Spitalmeister sucht dich! Er sagt, du hast beim Mittagessen geschwatzt. Und das ist doch verboten.

Kaspar: Ja, und jetzt?

Kathrine: Er sagt, er muss dich bestrafen. Im Spital gäbe es Regeln – und an die müssten sich alle halten, egal ob armer Pfründner oder reicher Pfründner. Das Spital sei ein Ort der Ruhe und der Ordnung – und dazu gehört, dass man beim Mittagessen nicht schwatzt.

Kaspar: Ach, ich werde bestraft!? Und der Schmidts Georg nicht! Der hat doch neulich doch unerlaubt das Spitalgelände verlassen. Und den Gottesdienst hat er auch geschwänzt. Da scheint der Spitalmeister ein Auge zuzudrücken. Liegt das vielleicht daran, weil der Georg dem Spital 350 Gulden überlassen hat und ich nur 20.

 

Kathrine: Hm, ja, das scheint mir nicht ganz fair. Aber Kaspar, jetzt geht es hier um dich, und nicht um den Georg. Was meinst du, wie wird dich der Spitalmeister bestrafen?

Kaspar: Ach, mach dir keine Sorgen, Kathrine. So schlimm wird es schon nicht werden. Er wird wohl einen Teil meiner Mahlzeit einbehalten. Pfff … Den Haferbrei kann er gerne haben. Der schmeckt eh nach nichts. Nur um den Wein ist es schade.

Kathrine: Ah, da bin ich erleichtert. Ich dachte schon, der Spitalmeister steckt dich in den Wehrturm.

Kaspar: Da muss man schon etwas ganz Schlimmes angestellt haben. In den Wehrturm kommen nur die ganz besonders widerspenstigen Pfründner. Oder, wenn es gar nicht mehr geht, dann schließt man sie aus dem Spital aus und entzieht ihnen die Pfründe.

Kathrine: Ja eben, Kaspar. Immerhin haben wir einen Eid geleistet. Wie ging der noch: „Ich soll und will dem vorgesetzten Spitalverwalter gebührenden Gehorsam leisten, den Ordnungen getreulich nachsetzen, zu forder den Gottesdienst in der Kirche, soviel mir leibshalber möglich, mit Andacht besuchen.“

Kaspar: Ach schau, Kathrine. Da kommt auch schon der Spitalverwalter. Wollen wir mal sehen, was er zu sagen hat. Schwatzen beim Mittagessen – es gibt doch wahrlich Schlimmeres.

 

Foto: © Fränkisches Spitalmuseum