Station: [8] Emil Nolde: „Nordfriesische Landschaft mit Bauernhaus“ (n.d.)


Emil Noldes Aquarell Nordfriesische Landschaft mit Bauernhaus gelangte früh in die Sammlung des Museums Kunst der Westküste. Es ist Teil des wachsenden Bestandes an Werken der deutschen Expressionisten. Nolde gehört sicher zu den umstrittensten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine ambivalente Rolle während des Nationalsozialismus wird aktuell intensiv diskutiert. Auf der einen Seite galt er als „entarteter Künstler“, auf der anderen Seite war er selbst überzeugtes Parteimitglied. Der Künstler ist in Nolde, einem kleinen Ort im damaligen Nordschleswig geboren und blieb seiner Heimat zwischen den beiden Meeren immer verbunden. In seinem Werk nimmt die Aquarelltechnik einen sehr hohen Stellenwert ein. Nach und nach perfektionierte er sie. Die Aquarelle stehen in enger Verbindung zu seinen Ölgemälden. Wie die Mehrheit dieser Blätter hat Nolde die hier gezeigte Arbeit weder betitelt oder datiert. Doch wir haben Anhaltspunkte, um es in die Nordfriesische Landschaft zu verorten. An der typischen Form des rot gefärbten Hauses mit Reetdach erkennen wir ein nordfriesisches Gehöft, das eingebettet in die Marschlandschaft liegt. Über ihm erhebt sich ein imposanter Himmel, der in lila, blauen und gelben Farben leuchtet. Finden Sie nicht, dass es wirkt, als würde sich das Haus unter der farbigen Urgewalt der Natur geradezu wegducken? Besonders das Gelb und Lila heben sich gegenseitig hervor, weil sie Komplementärfarben sind: Das heißt, sie liegen einander im Farbkreis gegenüber. Gleiches gilt für Rot und Grün – Farben, mit denen Nolde ebenso viel gearbeitet hat. Mit nur wenigen Pinselstrichen ließ Nolde eine eindrucksvolle Wetterlage entstehen – und eine ganz besondere Stimmung. Können Sie erkennen, wie stark die Aquarellfarben ineinander laufen? Im violetten Bereich sehen Sie dunkleren Partien. Sie sind durch mehrmaliges Auftragen dünner Farbe entstanden, die Nolde einzeln trocknen ließ. Beim Malen mit Aquarellfarben lässt sich die Entstehung des Bildes natürlich nicht im Detail kontrollieren – vor allem, wenn man viel Wasser benutzt. Immer wieder muss der Künstler auf neue Farb- und Formverläufe reagieren – Nolde hat das sehr genossen.