Der Labacher Hof auf einer Karte von 1803
Lage des Labacher Hofes, hier noch Heinscheider Hof, auf einer alten Karte von 1803 (Jean Joseph Tranchot)
Wappenstein der Hofmühle Labacher Hof
Die Inschrift auf dem Wappenstein lautet ins Deutsche übersetzt:"Erbaut durch die ehrwürdige Maria Theresia, Baronin von Saint-Ignon, Äbtissin der adligen Abtei in Fraulautern."
Aktuelle Aufnahme des Labacher Hofs
Der Labacher Hof wird heute von Klaus und Raimund Fontaine bewirtschaftet
Beschreibung
Der Labacher Hof und seine über 800jährige GeschichteRechts der Landstraße 339, die von Saarwellingen nach Reisbach führt, liegt in einem schönen Wiesental der Labacher Hof. Er hat seinen Namen vom Labach, der, vom Hoxberg kommend, in Saarwellingen zum Ellbach führt und dann bei Roden in die Saar mündet. In früheren Zeiten hieß das Anwesen Heinscheider-,Hengster oder Hunischeider Hof. Bereits im 13. Jahrhundert wird der Hof zum ersten mal schriftlich erwähnt. Mit Kaufvertrag aus dem Jahre 1262 verkauft Nikolaus, Vogt von HUNOLSTEIN, für 100 Metzer Denare den Hof HUNESCEIT mit allen Gütern, Leibeigenen,äckern, Wiesen, Waldungen, Wasser und Weiden an das Nonnenkloster Fraulautern.Die Wichtigkeit der Urkunde wird deutlich durch die Zeugenunterschriften von Heinrich, Erwählter zu Trier, Domprobst Symon, Graf Heinrich von Salm und Dietrich von Hagen. Bereits 1235 hatte der Vater des Verkäufers Vogt Hugo von HUNOLSTEIN der Abtei Fraulautern den Zehnten und das Patronatsrecht der Kirche von Schwarzenholz geschenkt. Damit legte er der Abtei den Grundstein für den späteren vollständigen Besitz der Reichsherrschaft Schwarzenholz, zu der auch Labach und der Labacher Hof bis zur französischen Revolution gehörte. Die Herren von HUNOLSTEIN werden in der Geschichte des Klosters Fraulautern öfters genannt. Sie waren mit den Herren von Schwarzenberg verwandt. Burg Hunolstein im Kreis Bernkastel kann als ihre Stammburg bezeichnet werden. Diese gehörte bis zum 13. Jahrhundert den Grafen von KASTEL und ihren Erben, den Grafen von SALM. Die Hunolsteiner waren anfänglich nur deren Vögte und wurden erst später in den Grafenstand erhoben.Von den Anfängen bis zum 30jährigen KriegDas "adelige Frauenstift" Fraulautern kaufte den Labacher Hof mit allem Zubehör. äbtissin Jutta übergab die Bewirtschaftung einem vom Kloster ernannten Hofmeier. Auch in der Folgezeit arbeiteten klösterliche Dienstleute hier, die die Nutznießung hatten. Leider sind ihre Namen nicht mehr bekannt. Zum Hof gehörte ein größeres Waldstück. Die Jagd darin war eine der Aufgaben des Fraulauterner Bannmüllers. Um auf dem schnellsten Wege von Fraulautern zum Labacher Hof zu gelangen, benutzte man, wie alte überlieferungen aussagen, den Zufahrtsweg durch den Lachwald über kriechingisches Gebiet der Herrschaft Saarwellingen. Die Bediensteten und Leibeigenen der Abtei durften nur auf diesem Weg, auch mit Bewaffnung, zum Hof gehen oder reiten. Jedes Abweichen von der vorgeschriebenen Strecke trug die Rüge der Saarwellinger Herrschaft nach sich.Im 15. und 16. Jahrhundert werden verschiedentlich Hofpächter genannt, die als Pachtabgaben neben dem Pachtzins in Geld auch landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie Korn, Hafer, Butter und Gewürze entrichten mussten. Um 1550 soll der Bauer "Jakob" den Labacher Hof bewirtschaftet haben. Er zahlte zur Türkensteuer einen halben Gulden, was einem Vermögen von 100 Gulden entsprach. Diese Steuer war eine allen Untertanen des Reiches auferlegte Kriegsabgabe, um ein Heer gegen die Türken aufzustellen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts bewohnten nur fünf Familien das Dorf Labach. Zu Beginn des 30-jährigen Krieges bezogen die äbtissinen Anna Maria von Geispoltzheim und Gabriele von Braubach Einkünfte aus der Verpachtung des Hofes. Der schreckliche Krieg vernichtete den Hof vollständig. Durchziehende Söldnerscharen machten noch jahrelang die Gegend unsicher, raubten und plünderten das wenig übriggebliebene Gut.Vom Wiederaufbau bis zur französischen RevolutionAls dann wieder Ruhe in die Dörfer einkehrte, begann der Wiederaufbau. Zu den wenigen überlebenden des Krieges kamen Einwanderer aus Frankreich und vor allem aus Tirol und Vorarlberg als Pioniere des Neuanfangs. 1660 herrschte eine so große Kälte, dass nur wenig gewachsen war und der Labacher Zehnte ganz dem Pastor von Reisweiler überlassen werden musste. Erst ab 1673 registrierten die Zinsbücher den Zehnten in gleicher Höhe wie in der Vorkriegszeit. Der Labacher Hof hatte wieder zehn Schweine, und die Bewohner von Labach mussten 1677 dulden, dass die Schweine "auf ihren äckern weiden" durften. Klösterlicher Hofpächter war in dieser Zeit der Bauer Wilhelm KLEIN aus Hahn bei Lebach, Sohn von Jäkkel Klein und Elisabeth Schreiner. Er heiratete etwa 1672 die Katharina PHILIPPI aus Eidenborn, Tochter von Theodor Philippi und Maria Schlichtig. Zehn Kinder dieser Familie sind aktenkundig: fünf Söhne und fünf Töchter.Um das Jahr 1703 verzog das Ehepaar Klein nach Thalexweiler, denn Wilhelm Klein wurde Hofbauer des dortigen Abteihofes. Er erhielt den Erbbestandsbrief von der Benediktiner-Abtei Tholey. Seine Tochter Angela Klein, * etwa 1679, hatte sich etwa 1700 mit dem neuen Pächter des Labacher Hofes, Mathias Jenal, verheiratet. Dieser erhielt 1700 von der Fraulauterner äbtissin Odilia Braun von Schmidtburg den Pachtvertrag. Das klösterliche Zinsbuch meldet für das Jahr 1705, dass der Hofmann Ganal oder Jenal folgende Pacht zu entrichten hatte:4 Quart Korn7 Quart Hafer1 Mass Butter und1 Pfund PfefferDas gesamte Hofanwesen bestand aus zwei Haupt- und mehreren Nebengebäuden mit Scheunen und Stallungen. Die Ländereien des Hofes setzten sich zusammen aus 280 Morgen Ackerland, 60 Morgen Wiesen und 20 Morgen Wald. Neben der Familie des Hofmannes Mathias Jenal wohnte zur gleichen Zeit noch die Familie seines Schwagers Johann Feidt auf dem Hof. Noch zu Lebzeiten des Hofpächters Mathias Jenal ließ die Fraulauterner äbtissin Maria Theresia von Saint-Ignon im Jahre 1738 neben dem Hof am Rande des Labaches eine Mühle erbauen.Diese Mühle wurde Hofmühle genannt und stand bis zum Jahre 1917. Der damalige Hofbesitzer Nikolaus Fontaine (1857-1936) veranlasste beim Abriss des Gebäudes, dass der mächtige Wappenstein, der das Portal der Mühle krönte, vorsichtig herausgebrochen und verwahrt wurde. Heute noch ist dieser Wappenstein im Saarlouiser Heimatmuseum zu bewundern. Es ist ein behauener Sandstein, etwa 1,20 m hoch, 60 cm breit und 30 cm dick. Er zeigt in schöner Bildhauerarbeit das von zwei Engeln gehaltene Wappen der Erbauerin und darunter folgendes Chronogramm:Zu deutsch: Erbaut durch die ehrwürdige Maria Theresia, Baronin von Saint-Ignon, äbtissin der adligen Abtei in Fraulautern.Hierbei ergeben die besonders hervortretenden großen römischen Ziffern zusammengezählt das Jahr 1738 der Erbauung. Die erste Müllerstelle in der neuen Hofmühle erhielt der Schwarzenholzer Müller Johann Dahm. Er war um 1730 von Merten/Lothringen nach Schwarzenholz zugezogen. Aus dieser Familie blieb nur der Sohn Johann bis zum Tod seiner ersten Frau auf dem Labacher Hof, 1756 zog er nach Saarwellingen ins Gasthaus Masloh. Die beiden Töchter heirateten in den Kurhof bei Obersalbach.Die vorletzte äbtissin des Klosters Fraulautern Maria Helena von Rathsamhausen verpachtete 1763 den Labacher Hof an Mathias Klein. Sie veranlasste, dass neben der Hofmühle eine Kapelle errichtet wurde, die der heiligen Anna gewidmet war. Im Inneren derselben stand eine holzgeschnitzte Statue der Heiligen. Später verschwand sie auf unerklärliche Weise. Erst während des Zweiten Weltkrieges fand man sie unversehrt bei Aufräumungsarbeiten eines zerstörten Hauses in Fraulautern. 1895 war die Kapelle baufällig geworden und der damalige Hofbesitzer Ruff aus Lisdorf musste sie abreißen lassen. Als er Ende 1908 die Hofanlagen Fontaine von Fraulautern verkaufte, machte er diesem die Auflage, eine neue Kapelle zu erbauen. Durch verschiedene Umstände war es der Familie Fontaine aber erst möglich geworden, im Jahre 1933 die heutige Kapelle zu errichten. Sie ist, wie ihre historische Vorgängerin, wiederum der Mutter Anna geweiht.Von 1763 bis 1790 bewirtschaftete die folgende Familie den Hof: 1773 bis 1791 regierte die letzte äbtissin des Klosters Fraulautern Sophie von Neuenstein. Sie ließ den Labacher Hof im Jahre 1787 erneuern und ein neues Hauptgebäude errichten. Wer einmal die Gelegenheit hat, den Labacher Hof heute zu besichtigen, kann über dem Türeingang des Hauptgebäudes den Wappenstein der letzten äbtissin bewundern. Er zeigt deutlich die Jahreszahl 1787 und eine stilisierte Rose derer von Neuenstein. Darunter ist das eigentliche Hauswappen der elsässischen Edelherren angedeutet: ein Rad mit fünf Speichen.Es gab nämlich kein eigenes Wappen der Abtei Fraulautern, sondern die jeweilige äbtissin siegelte mit ihrem eigenen Familienwappen. Als Zeichen der Herrscherwürde ist als Mittelstück der Krone der Krummstab leicht zu erkennen. Auch die Hofmühle hatte inzwischen den Pächter gewechselt. Der Schwiegersohn des ersten Müllers führte den Betrieb weiter.Der Hof im 19. JahrhundertEine neue Zeit war hereingebrochen, die alten Feudalherren verloren ihre Rechte und ihren Besitz. Auch die Herrschaft der Abtei Fraulautern über ihre Dörfer Schwarzenholz, Labach und Hülzweiler ging zu Ende. Im Februar 1791 flohen die Stiftsdamen aus ihrem Kloster Fraulautern, das jetzt auf französischem Gebiet lag, in ihr Hofhaus nach Schwarzenholz auf deutsches Territorium. Etwa 1795 mussten sie auch dieses Domizil aufgeben, denn es war ebenfalls von französischen Revolutionstruppen besetzt worden.ie gelangten zunächst nach Trier und später an ihren endgültigen Wohnsitz nach Würzburg. Die französische Behörde beschlagnahmte und enteignete um die Jahrhundertwende auch den Labacher Hof mit Mühle und Ländereien. Es wurden finanzkräftige Bürger gesucht und die Versteigerung der Güter in der Präfektur zu Metz eingeleitet.Die Hofgüter teilte man in zwei Lose auf:1.Die Hofhäuser mit Land und Wald2.Die Mühle mit zwei Gängen, Scheune, Stallungen und Gärten.Los 1 brachte 1125 Franken und Los 2 die Summe von 2800 Franken ein. Steigerer waren die jüdischen Kaufleute Elias MAY und HIRSCH aus Saarbrücken. Letzterer verkaufte den Labacher Hof im Jahre 1809 an die reiche Saarlouiser Familie REGNIER. Die Hofbesitzerfamilien REGNIER und auch später RUFF wohnten selbst nicht im Labacher Hof. Sie verpachteten den Hof, die Mühle und die Ländereien an geeignete Bewirtschafter.Im Jahre 1834 war der Gutsbesitzer Johann Franz REGNIER in Saarlouis verstorben. Sein Sohn Peter Alfons erbte das Hofgut. Gemäß dem Drei-Klassen-Wahlrecht des Kaiserreiches gehörte Peter Alfons Regnier als größter Steuerzahler von 1847 bis 1871 dem Saarwellinger Bürgermeister-Rat und auch dem Labacher Gemeinderat an. Weil nach seinem Tode keines seiner Kinder den Labacher Hof übernehmen wollte, kam es zum Verkauf. Käufer war der in Lisdorf wohnhafte Kaufmann Friedrich Wilhelm RUFF. Das Beschlussbuch des Labacher Gemeinderates, dessen Mitglied Friedrich Wilhelm Ruff von 1872 bis 1894 war, berichtet auch einige Ereignisse vom Labacher Hof.1881 baut Ruff eine neue massive Brücke über den Labach neben seinem Hof für 2955 Mark. Am 2. Mai 1889 gibt es einen Brand auf dem Hof aus unbekannter Ursache. Die Feuerwehren von Saarwellingen und Labach haben Mühe bei der Löschung. 1889 bittet Ruff den Gemeinderat um einen Zuschuss zur Instandsetzung des Weges vom Hof zum Walddistrikt Haardt. Der Weg war durch viele Holzfuhren im Laufe des Sommers unpassierbar geworden. Der Gemeinderat lehnt den Antrag ab mit der Begründung, es sei ein Privatweg. 1891 tritt der Gemeinderat an Ruff heran mit der Bitte, junge Stiere vom Labacher Hof zum Decken von Rindern und Kühen der Dorfbewohner bereitzustellen. Diesmal lehnt der Hofbesitzer ab. Am 21.12.1894 stirbt Friedrich Wilhelm Ruff im Alter von knapp 60 Jahren in Lisdorf. Sein Sohn Max erbt den Hof und bleibt Besitzer bis zum Jahre 1908. Max Ruff versah das Amt des Bürgermeisters von Lisdorf von 1920 bis 1933. Das Labacher Beschlussbuch des Gemeinderates meldet am 4. März 1896, dass neue Grenzsteine zwischen Labach und dem Labacher Hof gesetzt sind. Max Ruff unterschreibt die Richtigkeit der Gemarkungsfestlegung. Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wohnten stets Pächter im Labacher Hof.Der Hof im Besitz der Familie FontaineDer Hof wuchs stetig zu einem stolzen bäuerlichen Gut heran, Viehbestand und Einrichtungen vergrößerten sich und der Name Labacher Hof bekam einen guten Klang. Ende 1908 kauft der Ackerbauer Nikolaus Fontaine aus Fraulautern den Hof von seinem Vorbesitzer Max Ruff aus Lisdorf zum Preise von 120000 Mark. Nach seinem Umzug von Fraulautern wohnt Fontaine mit seiner großen Familie (4 Söhne und 7 Töchter) ab 9. März 1909 im Labacher Hof, den er auch selbst bewirtschaftet.Die alte Hofmühle, die längere Zeit nicht mehr im Betrieb war, musste 1917 abgerissen werden. 1933 wurde unweit des Hofes die historische St. Anna-Kapelle neu errichtet. Die Hofgüter teilten sich später die beiden Söhne Peter und Franz. 1937 schrieb die Saarbrücker Zeitung, dass der Erbhof jetzt aus zwei Teilen bestehe, der Hof mit 10 Pferden arbeite und in den Ställen 60 Stück Rindvieh zu finden seien. Auf der Anhöhe jenseits der Straße Saarwellingen-Reisbach wird später der zweite Hof errichtet. Die erweiterte Hofanlage bewirtschafteten danach die Brüder Gerhard und Ernst Fontaine, Söhne von Peter Fontaine. Heute werden die beiden Höfe von den Brüdern Klaus und Raimund Fontaine erfolgreich betrieben. Sie pflegen eine fortschrittliche Landwirtschaft und eine moderne Viehzucht dank guter technischer Maschinen und Einrichtungen. Der Labacher Hof wird heute von Klaus und Raimund Fontaine bewirtschaftet.