Das Museum Utopie und Alltag bleibt vom 13. bis 17. Januar 2025 und vom 20. bis 24. Januar 2025 geschlossen. Das Wochenende vom 18. bis 19. Januar 2025 hat das Museum geöffnet von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr.
Kunststoffe bereiteten nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg in ein Zeitalter des vermeintlich grenzenlosen Konsums. Massenhaft, preisgünstig und in beinahe beliebiger Farb- und Formgebung herstellbar, beflügelten sie Produktdesign und Industrieproduktion. Trieb in der westlichen Welt die Privatwirtschaft ihre Verbreitung voran, so war dies in den Ländern des Staatssozialismus die Politik. Es herrschte weltweit ein nicht mehr aufzuhaltender Boom der zukunftsversprechenden synthetischen Werkstoffe.
Nach der Maxime „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“ stellte die DDR um 1960 die Weichen für „Plaste und Elaste“ im Alltag. Doch trotz hoher Investitionen fiel es ihr schwer, mit westlichen Innovationen Schritt zu halten. Mitte des Jahrzehnts erschien Polyurethan am Horizont, marktreif gemacht vom westdeutschen Bayer-Konzern. Es drang in neue Anwendungsbereiche wie den Möbelbau vor. Spektakulär demonstrierte dies der aus einem Guss gefertigte „Panton-Chair“. Ebenso feierten bundesdeutsche Gestalter wie Ernst Moeckl und Peter Ghyczy mit fließenden Formen und intensiven Farben das von Konventionen befreite Lebensgefühl des POP-Zeitalters.
Begeistert von den Möglichkeiten, massenhaft Möbel aus Kunststoff statt aus Holz produzieren zu können, kaufte die DDR Anfang der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Maschinen und Designs zur Herstellung von PUR-Möbeln. Bald produzierte sie mehr Kunststoffmöbel aus Polyurethan als jedes andere Land auf der Welt. Diese wurden als Zeichen des sozialistischen Fortschritts inszeniert, ohne die westdeutschen Ursprünge zu benennen. Daneben entstanden an Hochschulen und in Betrieben kreative Eigenentwürfe von ostdeutschen Formgestaltern für Möbel aus PUR, die teils aber keine Umsetzung fanden.
Die Ausstellung betrachtet die PUR-Möbelherstellung bis in die frühen 1980er Jahre und zeigt neben Fotos, Werbung und Filmauszügen zahlreiche ikonische und bislang wenig bekannte Möbelbeispiele – entworfen in der Bundesrepublik und der DDR. Sie blickt auf designhistorische und wirtschaftspolitische Aspekte und fragt nach dem künftigen Umgang mit dem schwer recycelbaren Material Polyurethan.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und wurde gefördert durch die Bundestiftung Aufarbeitung und BASF. Das Museum Utopie und Alltag ist eine Einrichtung des Landkreises Oder-Spree und wird gefördert durch das Land Brandenburg.
In der neuen Sonderausstellung Der Reiniger, die Katze und der Mond durchmischt das Schweizer Künstlerinnenkollektiv U5 auf Einladung der Kuratorinnen Helene Romakin und Lea Schleiffenbaum Objekte aus dem Bestand des Museums mit Miniaturen, Skulpturen, Keramiken und Alltagsgegenständen aus dem eigenen Atelier.
Zum landesweiten Tag der Baukultur lädt Sie das Museum Utopie und Alltag zu einer Führung durch das historische Zentrum von Eisenhüttenstadt ein.
Die Stadt, einst Stalinstadt genannt, entstand ab 1950 als sozialistische Planstadt, mit Modellcharakter. Schon vor 1989 in weiten Teilen unter Denkmalschutz gestellt, können Sie hier herausragende Beispiele des Wohn- und Gesellschaftsbaus aus allen Etappen der DDR-Baukultur besichtigen, eingebettet in ein städtbaulich wohldurchdachtes Gesamtensemble.
Treffppunkt ist um 14.00 Uhr das Museum Utopie und Alltag, Erich-Weinert-Allee 3, 15890 Eisenhüttenstadt.
Anmeldung erbeten, unter 03364-417 355 oder museum@utopieundalltag.de