Ab 9. Oktober 2022 wird im Kunstverein Mannheim die Sammlungsausstellung »Ohne meine Kunst bin ich nackt« präsentiert. Auf meine Frage, wie stark das Sammeln sein Leben bestimmt hat, antwortete Tyrown Vincent: »Im Leben erreicht man immer mal wieder Plateaus, wo man sucht, das Innere befragt, Antworten sucht und dann neue Wege geht, andere Wege geht. Bevor es diesen neuen Schwung gibt, verbringe ich sehr viel Zeit mit meiner Kunst. Das Beste ist, man sammelt nur für sich selbst. Ich habe gehört, dass es Menschen gibt, die für andere sammeln, aber ich kann mir das nicht vorstellen. Der Kern ist immer die Auseinandersetzung von Menschen miteinander – das gibt uns die Kunst. Sie ist nicht zum Protzen da, sondern bereichert, gibt Halt, ist vielfältig und gibt mir Kraft für Veränderung. Mit der Sammlungsausstellung in Mannheim möchte ich den Künstlern sagen »Ihr habt etwas, was mich durch mein Leben begleitet« . Die Arbeiten sollen entdeckt werden. Ich kenne viel mehr Künstler, die keine Arbeiten verkaufen möchten, weil sie sich nicht von ihnen trennen können, als erfolgreiche Künstler im Markt, die eigentlich mehr verkaufen wollen. Die Kunstwelt für diese nicht-sichtbare Kunst zu sensibilisieren, ist mir wichtig.«
Von der wirklichen Wertschätzung der Kunst, vom »Zurückgewinnen des eigenen Verstehens« und vom »Essentiellen gegen die Schnelligkeit« erzählt die Frankfurter Privatsammlung (www.a‑private-collection.com).
Positionen wie Maximilian Prüfer, Thomas Bayrle, Rudolf Nicolai, Paris Giachoustidis, Zuza Krajewska, Martina Kügler und Walter Womacka sind nur einige der Künstler:innen, die neben traditionellen afrikanischen Skulpturen sowie Zeichnungen und Altmeistergrafik aus dem 15. bis 19. Jahrhundert zu sehen sind.
Ein Beispiel: Die deutsche Künstlerin Martina Kügler (1945–2017) entwickelte sich zu einer der autonomsten Positionen, deren Stärke besonders in den Siebziger- und Achtzigerjahren zu Ansehen gelang. Ihr OEuvre schenkt uns gnadenlos die Bewusstwerdung des »Ich«, die Vergegenwärtigung der Suche und der eigenen Verortung – in aller Bewegtheit des Selbst und oft ekstatischer Aufruhr. Zeichnungen mit Bunt‑, Blei‑, Filz- und Radierstiften, mit Aquarell, (Öl-)Kreide und Pastell, reichhaltig an Schrift, bestimmen neben Ölmalerei, Collage und Poesie vorrangig ihr Repertoire. Sie hat faszinierende Einlinienbilder geschaffen. In den Nullerjahren findet sie mit Farbwalzen und kräftigen Strichen einen neuen, stärkeren Duktus. In verschiedenen Serien arbeitete Martina Kügler zu existentiellen Sujets wie Leben, Traum, Eros und Tod, wobei sie hier das Gefangen- und Freisein, Zusammen- und Alleinsein – mal mit sensiblem, mal mit offensiv-provokantem Strich – umsetzt. Das sichere Farbempfinden entwickelte sie während ihrer Ausbildung zur Lithografin, bevor sie von 1966 bis 1972 Kunst bei Johann Georg Geyger und Karl Bohrmann an der renommierten Frankfurter Städelschule studierte. Martina Küglers Figuren und Narrationen setzt sie auf den Blättern zumeist ohne Hintergrund – allerdings nie im freien Fall: durch ihre perspektivische Komposition der Figuren imaginieren diese den Bildraum. Die Künstlerin offenbart in ihren Arbeiten Träume, aber auch Erfahrungen, ohne dass diese konkreter Verortungen bedürften. Selbst in den großformatigen Malereien auf Leinwand, bei denen es sehr wohl mehrere farbige Bildebenen gibt, überlässt sie die Räumlichkeit der Fantasie der Betrachter:innen.
1975 ist sie Teil von Harald Szeemanns Ausstellungsprojekt »Les Machines Celibataires« (»Junggesellenmaschinen «; vgl. übergeordnet Szeemanns »Museum der Obsessionen«), das an neun Orten gezeigt wurde, u.a. der Biennale Venedig, dem mumok in Wien, der Kunsthalle Bern und dem Stedelijk Museum in Amsterdam. Szeemanns große Kunstausstellung diskutierte die damals massiven technischen und gesellschaftlichen Umwälzungen. Die »Junggesellenmaschinen« waren – und bleiben – Synonym für den Protest des individuellen Geistes gegen das mechanische und mechanisierende Denken. Ob Sexuelles, Skurriles (»Abschiednehmender mit Penisdops« 1975; Mountains), Träume (»Der Schlaf«; a private collection), der Kampf gegen Eingesperrtsein (»melting head«; a private collection) und Verletzung, ob die Verwurzelung des auf die Erde gefallenen Mondes (»Durch Mondmann wächst ein kosmischer Baum« 1989; Strelow) oder all die klar europäischen (»Die Gebetsmühle« 1989; Strelow), aber auch lateinamerikanisch-spirituell visualisierten Wesen (»Die Höflichkeit eines Bankangestellten« 1979 oder auch »Los dios del la muerte« 1972; a private collection) mit zum Teil nach innen gerichteten Händen und Köpfen: Die Arbeiten der offenen, immer am Kunstgeschehen ihrer Zeit interessierten Künstlerin lerne ich in Frankfurt am Main und Berlin kennen.
Der Kunstsammler Tyrown Vincent entdeckte das OEuvre vor einigen Jahren, begann zu forschen, pflegt und bewahrt, zeigt und vermittelt. Von der wirklichen Wertschätzung der Kunst, vom »Zurückgewinnen des eigenen Verstehens« und vom »Essentiellen gegen die Schnelligkeit« erzählt die Frankfurter Privatsammlung (www.a‑private-collection.com). Tyrown Vincent möchte den Besucher:innen seiner Sammlung die Angst nehmen vor einem Leben mit Kunst. Nicht nur nach Vereinbarung führt er durch seine privaten Räume, sondern er empfängt auch Gruppen, beispielsweise während des von ihm gegründeten und etablierten Kunstfestivals »The Frankfurt Art Experience« (www.frankfurtexperience.art): »Die Beschäftigung mit Kunst ist das Innere einer Stadt, ihre Kultur! Wir Menschen brauchen Qualität in der Auseinandersetzung. Und das realisieren neben Museen und Galerien eben auch private Sammlungen und öffnen ihre Türen.« Positionen wie Maximilian Prüfer, Thomas Bayrle, Rudolf Nicolai, Paris Giachoustidis, Zuza Krajewska, Martina Kügler und Walter Womacka sind nur einige der Künstler:innen, die neben traditionellen afrikanischen Skulpturen sowie Zeichnungen und Altmeistergrafik aus dem 15. bis 19. Jahrhundert zu sehen sind. Unabhängig davon, so Tyrown Vincent, » wann ein Werk entstanden ist, haben sie alle etwas gemeinsam – handwerkliches Können, Inspiration und Schönheit. Sie regen uns zum Denken, zum Nachdenken oder sogar zur Freude an.« Im September 2022 wird im Kunstverein Mannheim die Sammlungsausstellung »Ohne meine Kunst bin ich nackt« präsentiert. Auf meine Frage, wie stark das Sammeln sein Leben bestimmt hat, antwortet er: »Grundsätzlich kann man am besten sammeln, wenn das Leben nicht dazwischenkommt. Es gab Zeiten, da war ich mit Küssen und Lieben beschäftigt, zu anderen Zeiten ließ mich der Job um die Welt jetten. Das alles geschieht immer im Wechsel. Im Leben jedoch erreicht man immer mal wieder Plateaus, wo man sucht, das Innere befragt, Antworten sucht und dann neue Wege geht, andere Wege geht. Bevor es diesen neuen Schwung gibt, verbringe ich sehr viel Zeit mit meiner Kunst. Das Beste ist, man sammelt nur für sich selbst. Ich habe gehört, dass es Menschen gibt, die für andere sammeln, aber ich kann mir das nicht vorstellen. Der Kern ist immer die Auseinandersetzung von Menschen miteinander – das gibt uns die Kunst. Sie ist nicht zum Protzen da, sondern bereichert, gibt Halt, ist vielfältig und gibt mir Kraft für Veränderung. Mit der Sammlungsausstellung in Mannheim möchte ich den Künstlern sagen »Ihr habt etwas, was mich durch mein Leben begleitet« . Und wie zeige ich das? Selbst das Ausstellungsplakat wird etwas ganz Besonderes – war es doch die Grundlage für den Titel »Ohne meine Kunst bin ich nackt.«! Die Arbeiten sollen entdeckt werden. Ich kenne viel mehr Künstler, die keine Arbeiten verkaufen möchten, weil sie sich nicht von ihnen trennen können, als erfolgreiche Künstler im Markt, die eigentlich mehr verkaufen wollen. Die Kunstwelt für diese nicht-sichtbare Kunst zu sensibilisieren, ist mir wichtig.«
Martina Kügler hatte besonders zu Zeiten, in denen ihre Mutter weniger Einfluss auf sie hatte, sehr gut verkauft – von Paris bis München und von Frankfurt bis in die Schweiz: Die Mutter hielt das Werkkonvolut zurück, aus Sorge, dass sich die Künstlerin unter Wert verkaufe. Alle, auch der Freundeskreis der Künstlerin, haben begonnen, Arbeiten zu inventarisieren, ein umfangreiches Werkverzeichnis soll entstehen. Aufruf: Hierfür werden übrigens auch Werke im Besitz Dritter katalogisiert.
Tyrown Vincents Engagement, zu vernetzen und das ehrliche Gespräch zwischen Künstlern und Sammlern, Galerien, Museen und Nachlässen zu finden, ist beeindruckend. So hat er nicht nur die Arbeiten von Martina Kügler an die beiden Galerien in Frankfurt und Berlin vermittelt, sondern auch mich. Zeichnungen, die mir Heike Strelow (www.galerieheikestrelow.de) zeigte, wie »Mein heimliches Ohr weint Krokodilstränen« (1988) und »sternzauberzaudernd naschend am Ohrenhieb lachend in die Tasche eingeräumt« (1989) gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. In Berlin treffe ich Markus Summerer und Klaus Voss in der Galerie Mountains (https://mountains.gallery). Sie bereiten gerade die Ausstellung zu Martina Kügler während des Gallery Weekend Berlin vor, die am 29. April, 18 Uhr, eröffnet – und meine Empfehlung ist, sich »Hinter deinem Schatten« (1979) und »Ich schrubbe dir den Kopp« anzusehen (bis 11. Juni 2022 möglich)! Während sich die Frankfurter Galerie Heike Strelow vornehmlich auf die figurativen Arbeiten der Künstlerin konzentriert, zeigt Mountains daneben auch abstrakte Arbeiten.
Hans-Jürgen Döpp, der Martina Kügler beizeiten in die Tiefe gesammelt hatte und sie bis über ihren Tod hinaus fördert, hielt die Grabrede: Dein Leben selbst war ein Hochseilakt, und wenn man abstürzte, dann ganz. Doch Du wahrtest – durch Deine Begabung zur Kunst – die Balance und konntest über all die Jahre das Gleichgewicht halten. Das geben auch Deine wunderbaren Collagen zu erkennen: Du bist eine meisterhafte Jongleuse der Farben und Formen, der es gelungen ist, auch die Gegensätze immer wieder zur Einheit zu bringen. [Text: Jana Noritsch]
Es ist viel mehr als eine Werkschau, wie wir sie aus Museen und Galerien kennen: Vom 30. Juli bis zum 25. September 2021 wird in der Galerie neurotitan (Schwarzenberg e.V.) eine Kooperation mit der Fundación Augusto y León Ferrari – Arte y Acervo (FALFFAA) realisiert, die León Ferraris Werke durch die Partizipation der Besucher aufleben lässt. Wie ein Open Studio und lebendiges Archiv aktiviert der Ausstellungsraum – erstmalig in einem nicht-musealen, nicht-kommerziellen Kontext – das Atelier Ferraris. Der Ausstellungstitel gibt uns einen Hinweis auf die Einladung der Kuratorinnen, und wir empfehlen, das zu entdecken …
León Ferrari gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler Lateinamerikas des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Werke des argentinischen Konzeptkünstlers werden weltweit von renommierten Museen wie dem Museum of Modern Art (MoMA) NYC, die Casa de las Americas in Havanna, die Daros Latinamerica Collection in Zürich und das Centre Pompidou in Paris gesammelt und ausgestellt.
Berlin: In der Ausstellung der Galerie neurotitan werden Schlüsselwerke von León Ferrari neben unbekannteren, bisher noch nicht in Deutschland gezeigten Arbeiten präsentiert. Der Fokus der Kuratorinnen der Ausstellung, Annika Hirsekorn & Paloma Gabriela Zamorano Ferrari (Enkelin von León Ferrari), richtet sich vor allem auf Originale und lizensierte Reproduktionen der Werkserien Heliografias (Heliographien), Brailles, Esculturas Sonoras (Klangskulpturen), Nunca Más (Niemals wieder), Electronicartes und kleinere Objekte, welche das Kunstverständnis León Ferraris auffächern.
Kunst, Politik und Leben sind eng miteinander verwoben bei León Ferrari (1920-2013)
Von Beruf Ingenieur experimentierte er mit den Strukturen und Wirkweisen verschiedenster Materialien wie Keramik und Drucktechniken, Gips und Zement, Holz und Draht, Pigmenten und Tinten, und entwickelte daraus seine Werke. Auch die Collage oder Bildmontage ist eine kontinuierliche Technik im Œuvre Ferraris, denn es ermöglichte ihm ein Denken in Bildern. Damit überbrückt der Künstler zuweilen auch den Abgrund zwischen der Propaganda in den Medien und seinem Unverständnis gegenüber der diktatorischen Machtausübung in Argentinien. León Ferrari hat immer wieder Wege gefunden, seine Sprachlosigkeit zu visualisieren. Deshalb ist seine Arbeit auch heute noch so wichtig.
All events take place under the currently valid hygiene requirements. Please note the information on this in our press folder and on the website www.neurotitan.de.
Eine der wichtigsten Ausstellungen des Jahres ist die doppelte Hommage an die Widerstandskämpferin Rose Valland in Frankreich und Deutschland: ‚Rose Valland – Auf der Suche nach enteigneter Kunst‘ ist die erste Ausstellung über das Wirken von Rose Valland in Deutschland überhaupt. Rose Valland war durch ihre Unscheinbarkeit die perfekte Spionin. Die Ausstellungseröffnung erfolgt im Anschluss an die international besetzte Tagung Rose Valland - Monuments Woman Résistance und Restitution im Jagdschloss Schorfheide, die sich unter kunsthistorischen Aspekten mit dem Wirken von Rose Valland beschäftigt. (Vorbericht und Ausstellungshinweis von Jana Noritsch)
Während der Besetzung von Paris ab November 1940 erlebte Rose Valland (01.11.1898 - 18.09.1980) als Mitarbeiterin im Musée du Jeu de Paume den von den Nationalsozialisten organisierten Kunstraub durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR). Die von den Nazis gestohlenen Gemälde und Kunstwerke wurden dort vor dem Abtransport nach Deutschland zwischengelagert. Sie stammten überwiegend von französischen – oft jüdischen – privaten Sammlern und Händlern. Auch „Reichsmarschall“ Hermann Göring kam mehr als zwanzig Mal ins Musée du Jeu de Paume, um Kunstwerke für seine Kunstsammlung in Carinhall, seiner Residenz in der Schorfheide, auszusuchen.
Rose Valland wurde Zeugin dieser „Einkaufstouren“. Es gelang ihr, während der vierjährigen Besatzungszeit unter äußerst gefährlichen Bedingungen insgeheim detaillierte Listen der Kunstwerke mit ihren Bestimmungsorten in Deutschland zu erstellen:
Die Kunsthistorikerin hatte bereits vorher für französische Museen gearbeitet und war mit den öffentlichen und privaten Sammlungen in Paris und Umgebung vertraut. Als sich Rosenbergs Agenten die berühmten Kunstsammlungen der jüdischen Familien Rosenberg, Schloss, David-Weill oder Rothschild aneigneten, wurden die Kunstwerke im Zwischenlager bei Rose Valland eingeliefert, die die Werke wiedererkannte. Sie sollte diese Kunstwerke inventarisieren, ggf. Schäden notieren und entsprechende Listen anfertigen. Dabei wurde sorgfältig gearbeitet: Auf den Inventurkarten wurden neben den Angaben zum Werk in der Regel auch der Name des Eigentümers eingetragen, galt es doch auch als Qualitätsmerkmal, wenn die Kunstwerke etwa aus der Sammlung des renommierten Kunsthändlers Paul Rosenberg stammten.
Niemand in ihrem Umfeld ahnte, dass die Französin fließend Deutsch sprach - und alle Geschehnisse um sie herum verstand. Sie verhielt sich so unauffällig wie möglich. Nachts fertigte sie heimlich Kopien der Inventarlisten an und gab sie an die französische Widerstandsbewegung weiter. Ihr Wissen half später dem Monument Man James Rorimer, vor allem weil sie die Bestimmungsorte der Werke kannte. Nach dem Krieg kam Rose Valland als Repräsentantin der französischen Museen und Offizierin der französischen Armee nach Deutschland und forderte die französischen Werke zurück. Auch befindet sich ihr Name bei den allermeisten der Anträge auf Restitution seitens französischer Privatsammler, da sie auch in Frankreich als Repräsentantin der Commission de Récupération Artistique agierte. Sie wollte zusammen mit den Alliierten die gestohlenen Kunstwerke finden und für deren Rückgabe sorgen.
Hierzu war sie auch mehrfach in der sowjetischen Besatzungszone auf dem Gelände des Landsitzes Carinhall, der 1945 auf Veranlassung von Göring gesprengt worden war. Es wird geschätzt, dass dank ihrer Arbeit und ihres Engagements rund 60.000 Werke nach Frankreich zurückgeführt werden konnten.
Durch ihre Tätigkeit verkörpert sie eine wichtige Rolle im Diskurs um die Rettung und Restitution von geplündertem Kulturgut. Im Rahmen der Tagung anlässlich des 40. Todestages von Rose Valland wird ihr Beitrag zur Rettung europäischer Kunstschätze beleuchtet und in den Zusammenhang mit der Tätigkeit des ERR gestellt. Im regionalen Kontext mit der Schorfheide werden neuere Forschungen zur persönlichen Haltung Rose Vallands gegenüber Göring thematisiert. Das führt weiter zu Fragen nach dem aktuellen Forschungsstand in der Provenienzforschung und der Restitutionspraxis von NS-Raubkunst im deutsch-französischen Kontext.
Auch aus anderen aktuellen Fragen heraus eine der wichtigsten Ausstellungen des Jahres:
Und wie kann besonders jungen Menschen unser heutiges Demokratieverständnis in einer interessanten Form nahegebracht werden? Welche Ereignisse der deutsch-französischen Geschichte können in eindringlicher und dennoch spannender Weise erzählt werden, um das Unrecht und die Folgen des Nazi-Regimes erfahrbar zu machen? Wie kann die Geschichte der mutigen, aber in Deutschland fast unbekannten Rose Valland erzählt werden?
An das Anliegen, das gewaltige Ausmaß des Raubs an den verfolgten Juden sichtbar zumachen, erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an das von Maria Eichhorn während der documenta 14 gegründete "Rose Valland Institut". In ihrer Büro-Installation in der Kassler Neuen Galerie rief die Künstlerin dazu auf, Kunstwerke, Antiquitäten, Schmuck und Hausrat, bei dem es sich um Raubkunst handeln könnte, dem Institut zu melden. "Beschlagnahmtes oder geraubtes Gut wurde öffentlich versteigert - allein in Hamburg 45 Schiffsladungen mit Gütern, die man niederländischen Juden geraubt hatte", schrieb die Künstlerin in ihrem "Open Call", mehr als 100 000 Einwohner der Hansestadt waren Bieter auf den Hafenauktionen. Mit dem "Rose Valland Institut" forderte Maria Eichhorn die nachfolgende Generation auf, sich diesem Unrecht zu stellen. Indem man das unrechtmäßig Erworbene - egal wie banal und billig es auch sein mag - aufspürt. Das Rose Valland Institut ist seit Oktober 2018 ein interdisziplinär ausgerichtetes und unabhängiges Projekt am Käte Hamburger Kolleg "Recht als Kultur" der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Unter anderem wurde über das Zentrum für Kulturgutverluste bis vor Kurzem das Klavier des Siegfried Alkan versucht, zu restituieren ...
Am 18. September gibt es eine Doppeleröffnung der Ausstellung zum Wirken der Kunstretterin: ‚Rose Valland – Auf der Suche nach enteigneter Kunst‘, zum einen im Jagdschloss Schorfheide in Groß Schönebeck, zum anderen eine französischsprachige Version der Ausstellung im Geburtsort von Rose Valland in der Médiathèque Saint-Etienne-de-Saint-Geoirs. Konzipiert wurde sie als Wanderausstellung vom Musée Dauphinois in Grenoble im Departement Isère.
Im Jagdschloss Schorfheide wird die Ausstellung bis zum 18. Oktober 2020 zu sehen sein. Danach wird sie in der Französischen Botschaft in Berlin präsentiert und anschließend kostenfrei Gedenkstätten und Schulen zur Verfügung gestellt.
Eröffnen werden die Tagung Rose Valland - Monuments Woman Résistance und Restitution" Kerstin Kämpfe vom Jagdschloss Schorfheide sowie Wilhelm Westerkamp, der Bürgermeister Gemeinde Schorfheide, moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Dorothea Schöne, Kunsthaus Dahlem. Dr. Hanns Christian Löhr, Historiker und Buchautor, spricht zu "Das Jeu de Paume als zentraler Ort des deutschen Kunstraubes". Nathalie Neumann, Provenienzforscherin der Universität Mainz, spricht über "Bilderverbrennung im Jeu de Paume? Die früheren Leiter des ERR Borchers und Scholz diskutieren „le front de l’art“ 1961". Dr. Gilbert Titeux, Equipe de recherche Arts, civilisation et histoire de
l'Europe (ARCHE) de l'Université de Strasbourg, referiert zu "Die Person Hermann Göring in den Augen Rose Vallands und ihre Aktivitäten in den gesprengten Ruinen von Carinhall". Dann folgt Ophélie Jouan, Kunsthistorikerin und Buchautorin, über "Rose Valland, the 'Officiers Beaux-Arts' and the French artistic recovery in Germany and Austria (1944-1953)". Julien Acquatella, CIVS, Berlin, beschäftigt sich mit der "Neustrukturierung der französischen Restitutionspolitik in Bezug auf NS-Raubkunst".
Aufgezeichnet wird die Tagung nicht, jedoch bin ich vor Ort und bei Fragen können Sie mich gerne kontaktieren.
Kunstsalon: Die inspirierenden Gespräche mit bekannten Sammlerinnen und Sammlern, Galeristinnen und Galeristen sowie jungen kunstinteressierten Gästen und geladenen Journalisten in so privater Atmosphäre haben uns in vergangenen Salon-Formaten und an bereichernden Collector’s Dinnerabenden derart begeistert, dass wir drei Label beschlossen haben, diese für alle wertvollen Erfahrungen künftig in der Reihe 33 guests zu konzentrieren. Unseren Auftakt 2018 im Münzsalon gestalten zu dürfen, freut uns sehr! Das begleitende Drei-Gänge-Menü richtet Uwe Popall aus. Nur auf Einladung.
Karolin Siller, Jana Noritsch und Leopold Hornung laden ein, neueste Arbeiten von HANNAH PARR, RAINER JACOB und KAESEBERG kennenzulernen.
Am Abend des 15. März wird unseren ausgewählten Gästen die Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit diesen überzeugenden Künstlerinnen und Künstlern geboten.