REUTER IN DEN FÄNGEN DER JUSTIZ
Im Jahr 1862 erschien erstmals Fritz Reuters autobiographischer Roman „Ut mine Festungstid“, in dem er seine 7jährige Haftzeit in verschiedenen preußischen Gefängnissen literarisch verarbeitet hat. 160 Jahre später liegt mit dem Buch „Vorauseilender Gehorsam oder die unbegrenzte Auslegung“ des Juristen Dr. Uwe Bake erstmals eine juristische Bewertung des Hochverratsprozesses gegen Fritz Reuter vor dem Kammergericht Berlin vor.
Nur wenige wissen, dass der niederdeutsche Dichter als junger, eigentlich unpolitischer Jura-Student und Burschenschaftler 1833 in Berlin verhaftet, nach drei Jahren Untersuchungshaft wegen angeblicher Majestätsbeleidigung und Hochverrats zum Tode verurteilt, dann zu 30 Jahren Festungshaft begnadigt und 1840 schließlich amnestiert wurde. Sein Schicksal steht beispielhaft für das vieler anderer, die von der Demagogenverfolgung, also der Unterdrückung von Freiheitsbestrebungen im Deutschen Bund, durch die preußische Justiz in den 1830er Jahren erfasst worden sind. Im Buch versucht der Autor die Frage zu beantworten, ob das Kammergericht – natürlich gemessen an dem damals geltenden preußischen Recht – ein zutreffendes oder wenigstens vertretbares Urteil gesprochen hat.
Alle Akten über Reuters Zeit im Polizeigefängnis, in der Untersuchungshaft, über die Verhöre und das Urteil sind dafür ausgewertet und im Anhang zum Nachlesen angefügt worden – ein Novum in der Reuterforschung.
Das Buch „Vorauseilender Gehorsam oder die unbegrenzte Auslegung“ von Dr. Uwe Bake erschien als Sonderheft in der Schriftenreihe Kikut des Fritz-Reuter-Literaturmuseums und kann dort zum Preis von 15 Euro erworben werden.