Die heutige Gestalt des Weimarer Stadtschlosses, der Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar und Eisenach, hat sich in über fünfhundertjähriger Bauzeit entwickelt. Die am Ufer der Ilm liegende Anlage ging aus einer mittelalterlichen Wasserburg hervor und wurde Ende des 10. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Nach einem Brand 1424 sowie ab Mitte des 16. Jahrhunderts, als Weimar ständige Residenz der Herzöge wurde, kam es zu weit reichenden Umgestaltungen des Komplexes. 1618 brannte das Schloss erneut. Bereits 1619 begann der Wiederaufbau nach Entwürfen des italienischen Baumeisters Giovanni Bonalino. Bis 1630 konnte die Schlosskirche fertig gestellt werden, in der von 1708 bis 1717 Johann Sebastian Bach wirkte. Unter der Bauleitung von Johann Moritz Richter d. Ä. wurde nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges die geplante Vierflügelanlage zu einer nach Süden offenen barocken Dreiflügelanlage neu konzipiert.
Der Dreiflügelbau brannte 1774 erneut bis auf die Umfassungsmauern ab. Für den 1789 begonnenen Wiederaufbau berief Herzog Carl August eine Schlossbaukommission unter Leitung Johann Wolfgang Goethes ein. Der Wiederaufbau erfolgte bis 1803 unter maßgeblicher Beteiligung Goethes. Nacheinander schufen die Architekten Johann August Arens, Nicolaus Friedrich Thouret und Heinrich Gentz unter Wiederverwendung der erhaltenen Umfassungsmauern des Ost- und des Nordflügels eine neue Residenz. Aus dieser Periode stammt die klassizistische Innenausstattung, als deren Höhepunkte das Treppenhaus und der Festsaal anzusehen sind. Für die Ausstattung mit plastischen Arbeiten wurde der Berliner Bildhauer Christian Friedrich Tieck verpflichtet. 1816 begann Clemens Wenzeslaus Coudray die Planung für den Westflügel, dessen Ausführung 1847 mit der Einweihung der Schlosskapelle ihren Abschluss fand. Neben privaten Gemächern des Fürstenhauses befinden sich im Westflügel die von der Großherzogin Maria Pawlowna zwischen 1835 und 1847 eingerichteten Dichterzimmer. Es handelt sich dabei um Memorialräume zu Ehren von Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang Goethe. Mit dem Bau des Südflügels 1912 bis 1914 unter Großherzog Wilhelm Ernst wurde der zum Park hin offene Hof abgeriegelt. Seit 1923 wird das Stadtschloss museal genutzt. Es fungiert zudem als Verwaltungssitz der Klassik Stiftung Weimar.
Gegenwärtig wird das Schloss saniert und den Besucherinnen und Besuchern schrittweise wieder zugänglich gemacht. Ab Ostern 2020 können bereits die Dichterzimmer im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Bis zur geplanten Fertigstellung vor 2030 wird es nicht nur eine völlig neu konzipierte Ausstellung geben, die bisher für die Öffentlichkeit unzugängliche Raumfolgen einbezieht. Als neue lebendige Mitte der Klassik Stiftung Weimar entwickelt sich das Schloss auch zu einem Besucher-, Debatten- und Vermittlungszentrum. Spannende Geschichten, die sich vor und „hinter“ den Kulissen im Schloss abspielten, sind nach der Wiedereröffnung ebenso erlebbar wie Diskussionen über aktuelle Zeitfragen.