DIE VESTE OBERHAUS
Umkämpft, aber nie bezwungen
Herrschaftszentrum und Residenz, Verwaltungs- und Wirtschaftsmittelpunkt: das war die Veste Oberhaus zur Zeit der Fürstbischöfe. Ulrich II. hatte 1217 für das Hochstift Passau die Reichsfürstenwürde erhalten. Um der neu gewonnenen Macht militärischen Rückhalt zu bieten, wurde 1219 der Grundstein für die Passauer Burg gelegt. Die Festung sollte Schutz gegen äußere und innere Feinde, aber auch gegen die Passauer Bürger bieten, die soviel Freiheit wie nur möglich von der bischöflichen Herrschaft zu erreichen suchten.
Sieg und Niederlage
Die Veste Oberhaus war während des Mittelalters nur fünf Mal von Feinden bedroht und fünf Mal blieb sie siegreich. Hervorzuheben ist vor allem das Jahr 1298 als die Passauer Bürger es wagten, gegen den Bischof zu rebellieren. Der Bischof nahm folglich die Stadt von der Veste Oberhaus aus unter Beschuss und beschädigte sie so schwer, dass die Bürger wenig später aufgaben. 1367 schlugen sie erneut gegen den Bischof los und eroberten das Niederhaus. Sie waren wieder zum Scheitern verurteilt, denn das Oberhaus stand unter dem Kommando des kriegserfahrenen österreichischen Ritters Johann von Traun, der die Burg erfolgreich verteidigte.
Von der Strafanstalt zum Museum
Einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte der Veste markiert das Jahr 1803. Durch die Säkularisation büßte der Bischof auch in Passau seine weltliche Macht ein. Nachdem Kaiser Napoleon Bonaparte die Veste zunächst als Grenzfestung gegen Österreich nutzte, wurde sie 1822 zum Staatsgefängnis für politische Gefangene und zur Militärstrafanstalt umfunktioniert. Bis 1918 war die Veste Oberhaus unter dem Beinamen "Bastille Bayerns" bekannt und gefürchtet. 1932 schließlich übernahm die Stadt Passau das Oberhaus und richtete ihr Museum ein. Seit 1991 werden neben diversen Dauerausstellungen zu Handel und Wandel der Stadtgeschichte wechselnde historische Sonderausstellungen präsentiert.
Die Ausstellungen im Oberhausmuseum
Die Besucher erleben Geschichte in einer der größten erhaltenen Burganlagen Europas. In den Gemäuern der über 800 Jahre alten Veste werden verschiedene Kapitel zur Passauer Stadtgeschichte aufgeschlagen. Die Dauerausstellungen bieten interessante Einblicke in das mittelalterliche Leben in Passau, das zünftige Arbeiten diverser Handwerksbetriebe und den regen Salzhandel an den Verkehrsschlagadern Donau, Inn und Ilz.
Über nationale Grenzen hinaus werden Aspekte beleuchtet, die für die Entwicklung des bayerischen, österreichischen und tschechischen Raumes von Bedeutung sind.
Foto: bayern.by/Florian Trykowski