Station: [47] STUDIOGLAS-KABINETT: Harvey K. Littleton


Sprecherin

Studioglas steht für eine historische Bewegung, die ihren Höhepunkt Ende der 1950er bis in die 1980er Jahre hatte. Studioglas meint eine künstlerische und somit zweck- und funktionsfreie Bearbeitung des Glases. Ein entscheidender Schritt hierfür war die Erfindung des Studioglasofens – eines kleinen Glasschmelzofens, in dem 50 bis 80 Kilogramm Glas geschmolzen werden können. Das ist genau die Menge, die man an einem Tag verarbeiten kann. Nun war es Künstlern möglich, frei und unabhängig vom Hüttenbetrieb zu arbeiten – ein Vorteil vor allem für Frauen, denen die Arbeit am Hüttenofen nicht erlaubt war. Der Studioglasofen schuf die Voraussetzung dafür, dass in kurzer Folge an Kunstakademien und Kunsthochschulen, vor allem in den USA, Glasklassen eingerichtet wurden und Künstler in ihren Werkstätten eigenhändig arbeiten konnten.

Sprecher

Miterfinder des Studioofens war der Amerikaner Harvey K. Littleton. Mit seinem Ofen und seinen Arbeiten auch an deutschen Kunstakademien und Symposien trug er entscheidend zur Verbreitung und internationalen Etablierung der Studioglasbewegung bei. Vor allem auch deshalb, weil er das Medium Glas als Gestaltungsmittel in die Kunst einführte. Dabei kommt der Form eine völlig neue Bedeutung zu: Sie wird zur Glasskulptur.

Sprecherin

Littletons „Loops“ oder „Die Verbeugenden“ von 1974 zeigen die pure Freude am Charakter des Materials Glas. Die gebogenen Formen wirken wie aus der Tube gedrückte Farbmassen. Sie veranschaulichen nichts anderes als die Formbarkeit des Glases und deren Erstarrung mitten im Schaffens- und Fließprozess. Der Künstler hält einen Ausschnitt des Arbeitsprozesses, das Fließen von Glas, fest und macht ihn dadurch sichtbar.