Station: [10] C – Cristallo-Glas: Venezianisches Flügelglas


Sprecher

Vom 13. bis zum 18. Jahrhundert war Venedig das führende Glasmacherzentrum Europas. Verantwortlich hierfür war zum einen die neue glasklare Glasmasse. Die venezianischen Glasmacher nannten sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem Bergkristall „cristallo“-Glas. Zum anderen war es die neue Form des Trinkglases. Nun handelte es sich nicht mehr um Trinkbecher wie beim mittelalterlichen grünen Waldglas. In raffinierter Eleganz wurden Kelch- und Flügelgläser mit strikter Trennung der Form in Fuß, Stiel und Trinkkelch beziehungsweise Kuppa hergestellt. Sie wurden in Filigrano- oder, wenn in Weiß, dann in Latticino-Technik ausgeführt –von italienisch „latte“ – Milch. Die so hergestellten Fadengläser führten zur ersten Blüte venezianischer Glasmacherkunst am Beginn des 16. Jahrhunderts. Als „Glas à la facon de Venise“ leiteten sie den Siegeszug des venezianischen Glases ein.

Sprecherin

Die weißen Glasfäden der Kuppa wurden aus dicken Glasposten in heißem Zustand über 20 Meter lang gezogen. Erneut erhitzt, wurden sie als Fäden auf die Kuppa gelegt und verschmolzen. Besonders beliebt war der als „Flügel“ gestaltete Stiel des Glases. Dazu wurden farbige Glasfäden frei geformt, geschwungen und die Zacken in die heiße Glasmasse gekniffen. Der Museumsglasbläser Ralf Marlok beherrscht diese aufwändige Technik an seinem Gasbrenner. Auf Wunsch fertigt er solche „venezianischen Flügelgläser“ nach dem Original des Glasmuseums.