Station: [c] Zeichnungen Hans Leip


„Der Möve Silberschrei, der Tümmler Schelmerei, der Woge Rauschgefieder, der Brise Segellieder. Es musiziert die See, wenn ich am Schanzbord steh; die vielen Melodien [bisherige Geräusche zum Teil wieder etwas lauter], sie kommen und sie fliehen [Klänge wieder leiser werdend]. O, aller Klänge Zier, die Finger zucken mir, als wenn sie mächtig faßten der Sphären blanke Tasten.“

[Sprecher 2]: Das eben gehörte Gedicht „Seemusik“ stammt von Hans Leip, vor dessen Zeich-nungen wir hier stehen in der Messe, dem Speiseraum an Bord. Hans Leip ist eher bekannt durch sein Gedicht Lili Marleen, was 1915 geschrieben und 1939 als Lied weltberühmt wurde.  Der Lehrer Hans Leip, Sohn eines Seemanns und Hafenarbeiters, schrieb nach dem Ersten Weltkrieg seine ersten Kurzgeschichten und Kunstkritiken versuchte sich als Graphiker. Sein literarischer Erfolg begann 1925 mit dem Seeräuberroman „Godekes Knecht“. Auch in ande-ren Romanen, Erzählungen, Theaterstücken und Filmdrehbüchern war das vorherrschende Thema die Seefahrt, die er aus eigener Erfahrung kannte. Die Werke von Hans Leip waren besonders unter Seeleuten beliebt. Einige von ihnen inspirierte er dazu, selbst schriftstelle-risch tätig zu werden. Für Hans Leips Novelle „Bergung – Eine Frau zwischen zwei Männern“ waren seine eigenen Erfahrungen auf SEEFALKE die Grundlage. Die Schlüsselfigur ist nach Kapitän Peter Eckhoff modelliert, der als erster das Kommando auf diesem Schiff hatte. Auch auf den hier hängenden Zeichnungen werden die Charakterzüge Eckhoffs deutlich. Hans Leip schreibt an den Rand seiner Zeichnungen:

 „Von der Mannschaft bewundert und gefürchtet. Ein rücksichtsloser Draufgänger. Zu Hause in seinem Garten hat er sich einen Kommandostand gebaut mit Ruderrad und Kompaß und Funkpeiler. Im Grunde seiner Robustheit besaß er ein weiches Gemüt, und die offene Verachtung aller „Musikdampfer“ war Notwehr. „Ich bin nicht hübsch genug für die Hapag“, sagte er mal.“ [Sprecher 2]: Auf SEEFALKE war Eckhoff in seinem Element.

„Windstärke 7 – 8. Jetzt geht’s bald los, lachte er, und bei zehn Jacken blüht das Geschäft.“