Station: [0906] die Weißgerber-Gitarren; große Konzert Solo Inv. Nr.: 4937


Hörbeispiel: Titel 26 der CD: "Die Weißgerber-Gitarren des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen" Mauro Giuliani (1781-1829) Allegretto con brio aus op. 71/2 eingespielt von Christof Hanusch

Sie erhalten diese CD für 15,00 € im Tourismusbüro (Museumskasse) im Gerber-Hans-Haus.


große Konzert Solo Inv. Nr.: 4937

Ab Anfang der 1950er Jahre hatte Richard Jacob mit der Entwicklung eines großen Konzertgitarren-Modells begonnen, das so charakteristisch und eigenständig ist, dass es nach ästhetischen, konstruktiven und klanglichen Maßstäben als sein Vermächtnis gelten muss. Das Modell „Große Konzert Solo“ ist der Höhepunkt eines, in Vielfalt und Formenreichtum einzigartigen Werkes: In diesem Modell fließen alle erworbenen Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem spanischen Gitarrenbau und den eigenen Experimenten (Hohlkehle) zusammen mit tradierten Bauweisen (deutsche Hals-Korpusverbindung, ovales Schalloch). „Mit diesem Modell legte der Meister sein Werkzeug aus der Hand im Bewusstsein, der Tradition des künstlerischen Gitarrenbaues in Deutschland gedient zu haben.” Das „Weißgerber“ Konzert-Solo-Modell des Markneukirchner Musikinstrumenten-Museums ist eine der letzten Gitarren, die Richard Jacob in seinem Todesjahr vollendete. Nur drei seiner Instrumente sind auf 1960 datiert. Die Endziffer der Seriennummer des hier vorgestellten Instrumentes liegt zwischen denen der beiden anderen Instrumente. Damit ist anzunehmen, dass es sich hier um die vorletzte Arbeit Richard Jacobs handelt, des zu dieser Zeit bereits 83-jährigen Meisters.

Der auffällig große Kopf hat Fenster, die sich bis in die Spitze ziehen, eine Variante der „spanischen Krone“, die nur bei wenigen „Weißgerber“-Gitarren zu finden ist. Das Griffbrett endet freischwebend über der Decke.

Martin Jacob schrieb 1988 in den, dem Instrument beigefügten, Werkangaben: „Diese Konzertgitarre stammt aus der Kunstwerkstätte für Gitarrenbau ,Weißgerber‘. Richard Jacob baute sie 1960 mit einer zweiten Konzertgitarre als die beiden letzten Gitarren seines Arbeitslebens. Da er in Gedanken immer in der Tradition lebte, kann diese Gitarre ein Vermächtnis sein. Sie ist nach dem großen spanischen Konzertmodell gebaut ausgehend vom Modell Torres und hat 65cm Mensur. Boden und Zargen des Klangkörpers sind aus bestem Rio Jacaranda-Holz und naturfarbig politiert. Auch die erstklassige Decke aus rumänischer Fichte ist so bearbeitet. Boden und Decke des Klangkörpers tragen eine ebenmäßige Hohlkehle und einen niedrigen, schwarzen Zelluloidrand, dazu weiße, erhabene Zelluloidspäne an Boden, Zargen und Decke und an letzterer noch einen schmalen, schwarzen Holzspan. Der Rand des querliegenden ovalen Schallochs entspricht dem Deckenrand. Auch der Zargenstreifen und die Rüsselspitze gehen in diese Richtung der Formgebung. Hals und angesetzter Kronenkopf sind aus Mahagoniholz. Der Kopf ist durchbrochen und beiderseits mit einem Schnitzmuster versehen. Das Konzertgriffbrett aus Ebenholz ist mit einem erhabenen, weißen Zelluloidspan unterlegt.

Maße

Mensur 650

Gesamtlänge    1009

Korpus Länge   486 / 486

Korpus Breite   285 / 251 / 374 285 / 252 / 374

Zargen Höhe     95 / 96 / 94

Schallloch        73 /110

Hals Länge       325

Kopf Länge / Breite 198 / max 84

Griffbrett Breite 52 / 63

Gewicht in Gramm        1450

Material

Decke  Fichte, gekehlt

Boden  (Rio) ? Palisander, gekehlt

Zargen  (Rio) Palisander

Rand / Randeinlage      schwarzer Holzspan (vermtl. Ebenholz) / Galalith

Schalllochrand  wie Deckenrand

Hals     Mahagoni

Griffbrett          Ebenholz mit Zelluloid-Span unterlegt

Kopf    Mahagoni


2010 jährte sich zum 50. Mal der Todestag des Markneukirchner Gitarrenbauers Richard Jacob „Weißgerber“. Grund genug für den Verein der Freunde und Förderer des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen e. V. die Weißgerber-Tage 2010 zu veranstalten.

In einer Sonderausstellung im Historischen Sägewerk Markneukirchen zeugten 58 Weißgerber-Gitarren von der Vielschichtigkeit und vom Talent des außergewöhnlichen Meisters. Die Instrumente wurden zwischen 1911 und 1960 gebaut und boten einen repräsentativen Überblick über Richard Jacobs reiches Schaffen. Neben Exponaten aus den Kollektionen des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen, der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Studiengang Musikinstrumentenbau und der Privatsammlung von Christof Hanusch enthielt diese hochkarätige Sonderaustellung auch Instrumente von  Privatpersonen.

In der Reihe „Meisterleistungen deutscher Instrumentenbaukunst“, herausgegeben vom Museumsverein, erschien in diesem Zusammenhang der 2. Band: „Weißgerber – Gitarren von Richard Jacob“. (115,00 €)

Autor Christof Hanusch ist selbst passionierter Weißgerber-Fan und blickt in seinem Buch tief in die Geschichte der Kunstwerkstätte Weißgerber, von deren Gründung durch Karl August Jacob 1872 bis zum Tod Martin Jacobs 1991.  Im Mittelpunkt steht jedoch das Leben und Werk von Richard Jacob „Weißgerber“ (1877-1960). Neben vielen originalen Quellen, die hier zum ersten Mal veröffentlicht werden und der Auswertung von Daten von über 430 Weißgerber-Instrumenten ist auch der umfangreiche Farbbildteil eine große Besonderheit des Buches, welches gleichzeitig der Katalog zur Sonderausstellung ist.

Weiterhin ist die DVD: "Ohne meine Tulpe geh ich irre" erschienen, eine Führung durch die Sonderausstelllung der Weißgerber-Gitarren mit Christof Hanusch. (15,00 €)

Die Publikationen erhalten Sie im Tourismusbüro (Museumskasse) im Gerber-Hans-Haus oder sprechen Sie einfach das Musuemspersonal an.