Station: [0901] die Weißgerber-Gitarren; "Tielke"-Gitarre Inv. Nr.: 1897
Hörbeispiel: Titel 04 der CD: "Die Weißgerber-Gitarren des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen" Partita C-Dur Menuett um 1750 eingespielt von Christof Hanusch
Sie erhalten diese CD für 15,00 € im Tourismusbüro (Museumskasse) im Gerber-Hans-Haus.
"Tielke"-Gitarre Inv. Nr.: 1897 Richard Jacob „Weißgerber“ Markneukirchen 1922
O47/ Gitarre, Vielle-Form, Vihuela, gebaut v. Mstr. Rich. Jacob ("Weißgerber") 1921
Die „Tielke“-Gitarre (auch „Modell Tielke“) wurde von Richard Jacob vermutlich in der Zeit um 1918 entwickelt und ist damit eines der ersten, eigenen Gitarrenmodelle. Ziel war es, seine Modellpalette mit solch ausgefallenen und einzigartigen Instrumententypen zu erweitern. Das formale Vorbild für dieses Modell sind Barockgitarren aus der Werkstatt des Hamburger Instrumentenmachers Joachim Tielke (1641-1719), mit einem schmalen schlanken Umriss und einem aus eizelnen Rippen zusemmangesetzten, doppelt gewölbtem Boden. Nachbildungen der meist reich verzierten Originale Tielkes wären im Umfeld Richard Jacobs vermutlich zu teuer gewesen, aber die aparte Form scheint geeignet für die Bedürfnisse und den Geschmack einer Hausmusik machenden, bürgerlichen Klientel nach dem ersten Weltkrieg und einer romantisierenden Vorstellung von Zupfstrumenten zur Zeit der Wandervogel-Bewegung. Das Modell wurde mit und ohne gekehlte Bodenrippen angeboten, hier handelt es sich um die einfachere Ausführung. Der Löwe ist das Wappentier der Stadt Markneukirchen, Richard Jacob benutzte Anfang der 1920er Jahre des Öfteren die stilisierte Form des Tieres als Stegverzierung.
Maße
Mensur 625
Gesamtlänge 920
Korpus Länge 443 / 456
Korpus Breite 208 / 172 / 246 213 / 180 / 255
Zargen Höhe 84 / 102,5 / 106
Schallloch ∅ 80
Hals Länge 303
Kopf Länge / Breite 167 / max 61,5
Griffbrett Breite 43,5 / 55
Gewicht in Gramm 1220
Material
Decke Fichte
Boden Kirschbaum - 13 Späne
Zargen Kirschbaum
Rand / Randeinlagen 2 x Holz
Rosette Obstholz, Zelluloid
Ornament Furnierholz (2x Löwen, Ranken)
Hals Kirschbaum
Griffbrett Ebenholz
Kopf Kirschbaum / Ebenholz Furnier
Mechanik 2 x 3 Mechanik
Steg Obstholz, schwarz lackiert
Obersattel Elfenbein
Bünde 15 Neusilber
2010 jährte sich zum 50. Mal der Todestag des Markneukirchner Gitarrenbauers Richard Jacob „Weißgerber“. Grund genug für den Verein der Freunde und Förderer des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen e. V. die Weißgerber-Tage 2010 zu veranstalten.
In einer Sonderausstellung im Historischen Sägewerk Markneukirchen zeugten 58 Weißgerber-Gitarren von der Vielschichtigkeit und vom Talent des außergewöhnlichen Meisters. Die Instrumente wurden zwischen 1911 und 1960 gebaut und boten einen repräsentativen Überblick über Richard Jacobs reiches Schaffen. Neben Exponaten aus den Kollektionen des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen, der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Studiengang Musikinstrumentenbau und der Privatsammlung von Christof Hanusch enthielt diese hochkarätige Sonderaustellung auch Instrumente von Privatpersonen.
In der Reihe „Meisterleistungen deutscher Instrumentenbaukunst“, herausgegeben vom Museumsverein, erschien in diesem Zusammenhang der 2. Band: „Weißgerber – Gitarren von Richard Jacob“. (115,00 €)
Autor Christof Hanusch ist selbst passionierter Weißgerber-Fan und blickt in seinem Buch tief in die Geschichte der Kunstwerkstätte Weißgerber, von deren Gründung durch Karl August Jacob 1872 bis zum Tod Martin Jacobs 1991. Im Mittelpunkt steht jedoch das Leben und Werk von Richard Jacob „Weißgerber“ (1877-1960). Neben vielen originalen Quellen, die hier zum ersten Mal veröffentlicht werden und der Auswertung von Daten von über 430 Weißgerber-Instrumenten ist auch der umfangreiche Farbbildteil eine große Besonderheit des Buches, welches gleichzeitig der Katalog zur Sonderausstellung ist.
Weiterhin ist die DVD: "Ohne meine Tulpe geh ich irre" erschienen, eine Führung durch die Sonderausstelllung der Weißgerber-Gitarren mit Christof Hanusch. (15,00 €)
Die Publikationen erhalten Sie im Tourismusbüro (Museumskasse) im Gerber-Hans-Haus oder sprechen Sie einfach das Museumspersonal an.