Station: [11] SUITE intermediale


Ein sinnvoller intermedialer Umgang ist ein Agieren-Reagieren-Aufgreifen-Fortführen und zu einer gestalteten Konsequenz führen. Erst, wenn die Summe der eingesetzten Medien und Variationsmöglichkeiten mehr wird als die Einzelbestandteile und erst, wenn das Eine ohne das Andere sinnlos oder nicht mehr machbar wird, ergibt sich eine echte intermediale Performance.

J.U.Lensing

In SUITE intermediale bespielen Tänzer den Raum als audiovisuelles Instrument. In kollektiver Autorenschaft von Choreografin, Regisseur, Videokünstler, Komponist und Tänzern entstand ein Tanzkonzert, das aus mehreren in sich geschlossenen audio-visuellen Kompositionen besteht.

Die visuelle Ebene bildet die tänzerische Performance in einer dreidimensionalen Video- und Lichtumgebung. Die auditive Ebene ist die elektronische Transformation von live oder elektronisch generierten Klängen, interpretiert und gesteuert durch die Bewegungen der agierenden Tänzer.

Die Frage des Zusammenspiels spielt in einem solchen Prozess eine entscheidende Rolle, da es ja nicht um die einzelne Autorenschaft, sondern um eine kollektive Entwicklung in der Kombination unterschiedlichster Kompetenzen geht. Allein schon die Gleichstellung von Musik-Algorithmen, Video-Algorithmen, choreografisch modularem Material und inszenatorischen Einheiten verlangt von jedem am Entwicklungsprozess Beteiligten Disziplin und Respekt vor der Leistung der gleichberechtigt Mitwirkenden. Dazu kommt die ungewöhnlich große Freiheit der Gestaltungsmöglichkeiten an die Performer, da diese ja eben nicht nur Tänzer, sondern gleichzeitig auch Bildgeber für den Videoinput und Musiker der durch den Komponisten
live angebotenen Klangstrukturen sind.    
Gleichzeitig müssen sie im mit der Choreografin vereinbarten Rahmen strukturell improvisierend mit einem gesetzten Bewegungsmaterial variierend arbeiten. Zusätzlich müssen die Tänzer die eingesetzte Technik genau kennen, ähnlich einem Musiker, der sein Instrument gut kennt und zu spielen weiß.

Die technischen Möglichkeiten, live-elektronische Musik und live-elektronisches Video von und mit professionellen Tänzern bespielen und mit ihnen spielen zu lassen, bedeutet nicht zwingend, dass daraus auch ein sinnvolles intermediales Interagieren entsteht. Ein sinnvoller intermedialer Umgang mit den gebotenen Möglichkeiten ist ein Agieren-Reagieren-Aufgreifen-Fortführen und zu einer gestalteten Konsequenz führen. Erst wenn die Summe der eingesetzten Medien und Variationsmöglichkeiten größer wird als die Einzelbestandteile und erst wenn das Eine ohne das Andere sinnlos oder nicht mehr machbar wird, ergibt sich eine echte intermediale Performance.

Stellt die klassische Suite eine komponierte Musikabfolge für (Bühnen-)Tänze dar, ist die SUITE intermedialeeine Abfolge audio-visueller Kompositionen, gespielt von Tänzern.
So treffen sich Ansätze der „Musique Concrète“ mit elektronisch-interaktiver Musik, wie auch Theorien des „Absoluten Films“ und des „Expanded Cinema“ mit moderner Echtzeittransformation durch Computer in einer Realtime-Composition, die in jeder Aufführung eine variierte Gestalt bekommt.

 

Sprecher: Clemente Fernandez

Editing: Fabian Bentrup

Mischung: J.U.Lensing