Station: [7] Häckerstube


Die Vermarktung des Bürgstadter Weins ist im Lauf der Geschichte recht unterschiedliche Wege gegangen. Bis zum heutigen Tag sind die seit dem 17. Jahrhundert bezeugten Häckerwirtschaften eine Absatzmöglichkeit für den Winzer. Die Terminvergabe für die Häckerwirtschaften  erfolgte bis etwa 1975 per Auslosung. Die Teilnehmer an der Auslosung waren in den Jahrzehnten vor und nach 1900 sehr zahlreich. So meldeten sich häufig weit über 100 Interessenten für 48 verfügbare Termine, denn gerade in Zeiten schlechten Absatzes wollte man von diesem Privileg möglichst Gebrauch machen. Nach der erfolgreichen Auslosung konnte der Häcker zum erlosten Termin seine Häckerwirtschaft öffnen. Kenntlich machte er dies durch das Aushängen eines Wachholderbusches, dem sogenannten "Weddel", der häufig mit weißen oder roten Bändern versehen war, um die ausgeschenkte Weinsorte anzuzeigen. Der Heimat- und Geschichtsverein hat die Weinbauabteilung des Museums durch die Einrichtung einer Häckerstube ergänzt, um das historische Bild der Häckerwirtschaft im Gedächtnis zu bewahren. Nun treten Sie ein in unsere Häckerstube und schließen Sie die Tür von Innen. Als Schankraum wurde im eigenen Haus die Wohnstube und das Schlafzimmer leer geräumt und mit Bänken, Tischen und Stühlen für höchstens 40 Besucher ausgestattet. Diese Beschränkung der Sitzplätze war ein Kompromiss in dem seit dem 18. Jahrhundert immer wieder aufbrechenden Konkurrenzkampf zwischen Häcker- und Gastwirten. Häufig ging es deshalb in der Häckerwirtschaft eng zu. An den Wänden blieb meist die ursprüngliche Einrichtung auch während des Ausschankes erhalten. Wanduhr, Kruzifix, Heiligen- und Familienbilder wurden nicht entfernt. Nur manchmal zeigte ein Staubrand an der Wand an, wo ein großes Bild abgehängt worden war oder die Ehebetten ihren Platz hatten. Der Wein wurde in großen Glasflaschen oder Krügen  aus Steinzeug im Keller vom Fass gezapft und in schlichten farblosen Bechergläsern ausgeschenkt. Speisen wurden früher häufig mitgebracht (Nüsse), obwohl der Häcker Brot, Butter und Hausmacher Wurst aus eigener Herstellung anbieten konnte. Die Häckerwirtschaften waren und sind nicht zuletzt deshalb so beliebt, da man auf den Plätzen eng zusammenrückt und mit den Besuchern leicht ins Gespräch kommt.