Station: [229] Gesichtsurnen
In Sachsen bislang einzigartig ist diese Urne aus einem Grab in Liebersee in Nordsachsen. Mit plastisch angedeuteten Ohren und Nase wurde sie deutlich als Mensch gekennzeichnet. Rund um die Urne steckten bronzene Nadeln und Haarringe im Sand. Deren Lage verriet, dass die Urne ursprünglich mit Stoffen umhüllt war, wie ein bekleideter Mensch mit dem Schmuck seiner Zeit.
Gesichtsurnen sind ein Phänomen der frühen Eisenzeit. Sie begegnen uns vor allem in der Toskana, an der Ostsee und im Harzvorland. Nadeln rund um Urnen ohne Gesichtszüge sind auch von anderen Gräbern in Sachsen bekannt. In der Vorstellung der Menschen waren die Gesichtsurnen sicherlich Abbilder der Verstorbenen. Urnen in Hausform zeigen, dass die Urne als Haus des Verstorbenen angesehen wurde. Und auch beides ist möglich: Manche Gesichtsurnen haben eine Öffnung in der Gefäßwand gleich einer Tür. In Sachsen, vor allem in der Oberlausitz, verbreitet sind Ofen- oder Herdmodelle. Hier wurde das Grab als Haus des Verstorbenen betrachtet.