Station: [225] Bronzezeitliche Keramik


Vielleicht entlockt Ihnen diese Station einen Ausruf des Erstaunens, angesichts der Vielzahl an Gefäßen in verschiedenen Größen, Formen und mit unterschiedlichen Verzierungen. Sie stammen aus der Bronze- und frühen Eisenzeit, überwiegend jedoch aus dem jüngeren Abschnitt der Bronzezeit, wo sie ein Charakteristikum der Lausitzer Kultur sind. So nennen wir die archäologischen Hinterlassenschaften in der Zeit von 1350 bis 750 vor Christus in dem Gebiet zwischen Saale, Havel und Weichsel. Siedlungsfunde oder Metall in Gräbern wurden aus dieser Zeit nur in geringer Zahl gefunden, dafür aber sehr häufig Keramik, die nach einheitlichen Regeln gefertigt wurde. Vermutlich bestimmten strenges Brauchtum und Sitte auch den Alltag der Menschen.

Für einzelne Zeitabschnitte innerhalb der Bronze- und frühen Eisenzeit lassen sich regelrechte Leitformen feststellen: für die frühe Bronzezeit klar gegliederte Tassen, für den mittleren Abschnitt Buckelgefäße, die jüngere Bronzezeit doppelkonische Gefäße und für die jüngste Phase Terrinen. In der frühen Eisenzeit waren hochhalsige Gefäße weit verbreitet. Die Gefäße bestehen überwiegend aus ledergelbem oder tief schwarzem gleichmäßig geglättetem Ton. Klare Strenge oder schwungvolle Eleganz bestimmen ihre Form. Verzierungen sind plastische Elemente wie Buckel, Kanneluren oder Zonen aus eingeritzten oder eingeglätteten Mustern. Verstorbene erhielten ganze Geschirrsätze mit ins Grab.

Ton, das Material für die Herstellung von Keramik, war überall im Boden vorhanden. So konnten zerbrochene Gefäße leicht durch neue ersetzt werden. Die Scherben wurden entsorgt und haben im Boden überdauert. Anhand der Scherben können wir heute ganze Gefäße rekonstruieren und nach Form und Verzierung auf ihr ungefähres Alter schließen. Millionen von Scherben sind im Landesamt für Archäologie Sachsen archiviert. Eine Auswahl davon sehen Sie im nächsten Raum, dem Keramiklabor. Dort überlassen wir übrigens Ihnen die Arbeit. Versuchen Sie doch selbst einmal ein Keramikgefäß aus Scherben zusammenzusetzen und einer Formengruppe zuzuordnen. Sie werden sehen, welche Erkenntnisse dadurch möglich sind.