Station: [207] Rohstoff Holz


Die dichten Eichenmischwälder stellten für die jungsteinzeitlichen Menschen eine geradezu unerschöpfliche Rohstoffquelle dar. Bei der Rodung für Acker- und Siedlungsflächen fiel Holz in großen Mengen an. Die Brunnenkonstruktionen, die Bearbeitungsspuren an den Brunnenhölzern und die Funde in den Brunnenverfüllungen beantworten viele Fragen: Wie und mit welchen Werkzeugen wurde Holz geschlagen und zerkleinert? Welche Zimmermannstechniken kannten die jungsteinzeitlichen Menschen? Und welche Teile des Rohstoffs Baum verwendeten sie zu welchem Zweck?

Schlagspuren an Brunnenhölzern zeigen, dass die Bäume mit quer geschäfteten Steinbeilen, den so genannten Dechseln, gefällt wurden. Anschließend entrindete man sie und kürzte sie auf die gewünschten Maße. Das Kürzen erfolgte in der Regel mit Feuer. Zur Herstellung von Brunnenkonstruktionen mussten die Stämme anschließend in Bohlen zerteilt werden. Da es noch keine Säge gab, erfolgte dies durch Spalten der Stämme mit Knochen- und Holzkeilen. Das Ausarbeiten von Zapflöchern und Zapfen zum Verbinden der Bohlen erfolgte ebenfalls mit Keilen.

Doch nicht nur das Stammholz wurde verwendet – für Brunnen- und Hausbau oder für Tiergatter. Aus Rindenbahnen nähte man Behälter und fertigte Dachschindeln. Rindenbast verarbeitete man zu festen Schnüren. Durch Erhitzen konnte aus diesen Rohstoffen auch Rindenpech gewonnen werden, das als Klebstoff und Dichtmittel diente. Auch Äste und Zweige wurden verarbeitet: zu Henkeln, Stielen, Pfeilen und Bögen. Zweige dienten zudem als Brennholz und das Laub wurde an die Tiere verfüttert.

„Steinzeit“ bedeutet also nicht die ausschließliche Verwendung von  Stein für Produkte des täglichen Bedarfs. Werkzeuge und Geräte aus Stein sowie Keramik haben die Jahrtausende nur am besten überdauert. Ein weiterer wichtiger Werkstoff in der Jungsteinzeit war auf jeden Fall das Holz!