Station: [109] Der gläserne Neandertaler
Der Gläserne Neandertaler – eine aufregende Inszenierung, über die wir gern ein wenig aus dem Making of berichten wollen. Das entscheidende Moment sind die Lichtpunkte an der Figur, die zeigen, welche Körpermerkmale beim Neandertaler anders sind als bei uns. Dafür stand ein rekonstruiertes Neandertalerskelett Pate, das bei Bone Clones in New York erworben wurde. Im Landesamt für Archäologie Sachsen konnte es Knochen für Knochen 3D gescannt werden. Diese Scans dienten als Grundlage für 3D-Drucke identischer Knochenformen. Diese wurden aus einem speziellen Kunststoff nachgefertigt und mit Kabeln und Lichtpunkten versehen. Die Technik ist heute gut verborgen: Sie steckt in den Organen, mit dem das vollständig zusammengesetzte Skelett ausgestattet wurde. Nur über die äußere Gestalt des Neandertalers wissen wir so gut wie nichts. Für die gläserne Hülle musste deshalb der Körperscan einer Neandertaler-Figur aus dem Neandertal Museum Mettmann dienen.
Bereits in seinem Äußeren unterscheidet sich der klassische Neandertaler von dem des modernen Menschen. Der klassische Neandertaler lebte vor etwa 100.000 Jahren. Frühe Formen, die sich aus dem Heidelberg-Mensch entwickelt hatten, sind bis zu 200.000 Jahre älter. Den starken Klimaschwankungen des Eiszeitalters ausgesetzt, bildeten sich Merkmale heraus, mit denen der Neandertaler den harten Umweltbedingungen besser trotzen konnte.
Dies sind unter anderem der robuste Körperbau und die kürzeren Gliedmaßen des klassischen Neandertalers. Er ist kleiner und muskulöser als wir heute und hat einen A-förmigen Brustkorb. Durch die kleinere Körperoberfläche wurde weniger Körperwärme abgegeben, wodurch der Neandertaler weniger schnell fror. Auch die Gesichts- und Schädelform zeigt Anpassungserscheinungen an die raue Umwelt. So konnte sich der Neandertaler mit den vorspringenden Augenbrauen besser gegen die tief stehende Sonne schützen. Und in den großen Nasenhöhlen ließ sich die kalte Luft länger vorwärmen.
Wissenschaftler sind heute in der Lage, in den Genen von Lebewesen zu forschen. Dies ist auch möglich an fossilem Knochenmaterial. Was dies für unser Wissen vom Neandertaler bedeutet, erfahren Sie im Bereich Gene unserer Ausstellung.