Station: [14] D – Duranglas: Siphonflasche


Sprecherin

2011 war das „Internationale Jahr der Chemie“. Aus diesem Anlass wurde der „Liebigtisch“ neu aufbereitet, womit das Glasmuseum einen der herausragendsten Chemiker des 19. Jahrhunderts würdigt: Justus von Liebig. Chemie bedeutete für ihn in erster Linie, die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern. So erfand er unter anderem den Vorläufer des Brühwürfels – besser bekannt als „Liebigs Fleischextrakt“ –, das Backpulver und den Mineraldünger. In der Chemie führte Liebig den epochemachenden Einsatz des gläsernen „Fünf-Kugel-Apparates“ zur Bestimmung von Kohlenstoff und Wasserstoff in Pflanzen ein.

Sprecher

Weniger bekannt ist unser Exponat: der Mineralwassersiphon. Der von einem Herrn Briet erfundene Apparat zur Bereitung kohlensäurehaltigen Wassers mit Hilfe von Natron und Weinsäure wurde von Liebig für die praktische Anwendung im täglichen Hausgebrauch empfohlen.

Sprecherin

Interessant bei der Mineralwassersiphonflasche ist das braune Korbgeflecht, das sowohl das gläserne Unterteil als auch das gläserne Oberteil umschließt. Justus von Liebig hatte es als Schutz angebracht, da er dachte, die sprudelnden Kohlensäuregase könnten das Glas zum Platzen bringen. Damals wurden in der Chemie noch einfache Kalk-Soda-Gläser verwendet, die sehr leicht zersprangen. Dies änderte sich erst, als Otto Schott um 1890 das temperaturwechselbeständige Borosilicatglas erfand, das auch als Duranglas oder wie in den USA als Pyrexglas bekannt ist.

Sprecher

Als Liebig den Bedarf an Glasapparaten nicht mehr selbst decken konnte, animierte er die Thüringer Glasbläser, statt Nippesfiguren Gläser für den Laborbereich herzustellen. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Thüringer Glasbläser führend in der Laborglasindustrie. Nach dem Krieg, um 1948, ließen sich viele von ihnen in Wertheim nieder und legten den Grundstein für die heute noch existierende Wertheimer Spezialglasindustrie. Die anderen gingen nach Mainz und bauten die Schott-Werke wieder auf.