Station: [9] Badekarren
M: Im Meer zu baden – das war für die Menschen früher undenkbar! Zu gefährlich wegen eventueller Meeresungeheuer, zu ungewiss der Einfluss des Salzwassers auf den Organismus! Erst um 1800 verbreitete sich der neue Gedanke, dass ein Bad im Meer etwas wohltuend Erfrischendes sein könnte. Anfangs jedoch badete man nicht wie heute vom Strand aus, das schickte sich nicht.
F: Man mietete einen so genannten Badekarren und ließ sich – in dem Karren sitzend – von einem Reiter ins Wasser ziehen. Dort angekommen, senkte man die Markise an der Rückseite des Wagens, zog sich aus, ließ eine kleine Treppe hinab und tauchte ein paar Mal im Wasser unter – wohlbemerkt in der Anfangszeit noch vollkommen unbekleidet! Das Damenbad und das Herrenbad waren daher auch durch einen gehörigen Abstand voneinander entfernt.
Hatte der Badegast genug, stieg er wieder in den Wagen, zog sich an und hisste dann eine kleine rote Fahne am Badekarren – für den Reiter das Signal, den Karren wieder an Land zu ziehen.
M: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Meeresheilkunde als Wissenschaft. 1898 eröffnete der Arzt Karl Gmelin das Nordseesanatorium am Wyker Südstrand – einen imposanten Jugendstilbau des bekannten Architekten August Endell, in dem modernste Therapien zur Anwendung kamen: Luftkuren, Gymnastik und Sportspiele zum Muskelaufbau!
Carl Häberlin – der Gründungsvater unseres Museums – war ein enger Vertrauter Gmelins und wurde durch seine zahlreichen Forschungsarbeiten zum wichtigsten deutschen Meeresheilkundler.
Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum